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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Gelegenheiten andere Fürsten, haben, in zahllosen und verschiedenartigsten Ver¬
sammlungen und Erklärungen, die Bevölkerungen von Deutschland dem gefähr¬
deten Schleswig-Holstein verheißen.

Im Jahre 1852 aber sehen wir die Selbständigkeit Schleswigs an Däne¬
mark rechtlich zu einem großen Theile preisgegeben und sehen thatsächlich in
dem Lande die brutalste Tyrannei ausgeübt gegen alles was deutsch ist. Wir
sehen die Verbindung Schleswigs mit Holstein in den wesentlichsten Stücken
zerrissen, dagegen auch Holstein durch neue, engere Bande an Dänemark gezogen.
Wir sehen endlich die rechtmäßige Ervfolge bedroht, nicht freilich mit einer
Beseitigung des Mannstammes zu Gunsten des Weiberstammcs, wohl aber mit
einer willkürlichen Ordnungstörung im Innern des Mannstammes, und zwar
zur Ausführung eben des Zweckes und der Absichten, als deren sicherste Ab¬
wehr dem Schleswig-Hvlsteiner die ausschließliche Geltung der Manneserbfolge
in seinem Lande ihren vorzüglichsten Werth gehabt hatte.


W. Wenck.


Beethoven und die Ausgaben seiner Werke.
Beethovens Werke, in der Ausgabe von Breitkopf und Härtel.
2.

Beethoven selbst hatte sich wiederholt mit einer Ausgabe seiner sämmt¬
lichen Werke beschäftigt. Im Jahre 1816 war ihm von der h o ffm e i se ersah en
Verlagshandlung in Leipzig ein Antrag auf Herausgabe seiner sämmtlichen Klavier-
compositionen gemacht worden, der aber keine Folge hatte. Ebensowenig Erfolg
hatten Verhandlungen mit Steiner und Comp. in Wien, welche durch
Uebernahme der sämmtlichen Werke zugleich die Verpflichtung Beethovens er¬
wirken wollten, alle künftig zu schreibenden Kompositionen nach einem bestimm¬
ten Honorartarif ihrem Verlage zu überlassen. Doch verließ der Gedanke Beet--,
boven aricht wieder. Im Jahre 1820 ging er, wie die Notizbücher ausweisen,
damit um, und schrieb im Sommer 1822 dem Musikhändler Peters in Leip-
zig, nachdem er ihm mehre ungedruckte Compositionen zur Verfügung gestellt
hatte: "Näher als das alles liegt mir die Herausgabe meiner sämmlichen Werke
sehr am Herzen, da ich selbe in meinen Lebzeiten besorgen möchte; wohl manche
Anträge erhielt ich, allein es gab Anstände, die kaum von mir zu heben waren,
und die ich nicht erfüllen wollte und konnte. Ich würde die Herausgabe in


Gelegenheiten andere Fürsten, haben, in zahllosen und verschiedenartigsten Ver¬
sammlungen und Erklärungen, die Bevölkerungen von Deutschland dem gefähr¬
deten Schleswig-Holstein verheißen.

Im Jahre 1852 aber sehen wir die Selbständigkeit Schleswigs an Däne¬
mark rechtlich zu einem großen Theile preisgegeben und sehen thatsächlich in
dem Lande die brutalste Tyrannei ausgeübt gegen alles was deutsch ist. Wir
sehen die Verbindung Schleswigs mit Holstein in den wesentlichsten Stücken
zerrissen, dagegen auch Holstein durch neue, engere Bande an Dänemark gezogen.
Wir sehen endlich die rechtmäßige Ervfolge bedroht, nicht freilich mit einer
Beseitigung des Mannstammes zu Gunsten des Weiberstammcs, wohl aber mit
einer willkürlichen Ordnungstörung im Innern des Mannstammes, und zwar
zur Ausführung eben des Zweckes und der Absichten, als deren sicherste Ab¬
wehr dem Schleswig-Hvlsteiner die ausschließliche Geltung der Manneserbfolge
in seinem Lande ihren vorzüglichsten Werth gehabt hatte.


W. Wenck.


Beethoven und die Ausgaben seiner Werke.
Beethovens Werke, in der Ausgabe von Breitkopf und Härtel.
2.

Beethoven selbst hatte sich wiederholt mit einer Ausgabe seiner sämmt¬
lichen Werke beschäftigt. Im Jahre 1816 war ihm von der h o ffm e i se ersah en
Verlagshandlung in Leipzig ein Antrag auf Herausgabe seiner sämmtlichen Klavier-
compositionen gemacht worden, der aber keine Folge hatte. Ebensowenig Erfolg
hatten Verhandlungen mit Steiner und Comp. in Wien, welche durch
Uebernahme der sämmtlichen Werke zugleich die Verpflichtung Beethovens er¬
wirken wollten, alle künftig zu schreibenden Kompositionen nach einem bestimm¬
ten Honorartarif ihrem Verlage zu überlassen. Doch verließ der Gedanke Beet--,
boven aricht wieder. Im Jahre 1820 ging er, wie die Notizbücher ausweisen,
damit um, und schrieb im Sommer 1822 dem Musikhändler Peters in Leip-
zig, nachdem er ihm mehre ungedruckte Compositionen zur Verfügung gestellt
hatte: „Näher als das alles liegt mir die Herausgabe meiner sämmlichen Werke
sehr am Herzen, da ich selbe in meinen Lebzeiten besorgen möchte; wohl manche
Anträge erhielt ich, allein es gab Anstände, die kaum von mir zu heben waren,
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[0306] Gelegenheiten andere Fürsten, haben, in zahllosen und verschiedenartigsten Ver¬ sammlungen und Erklärungen, die Bevölkerungen von Deutschland dem gefähr¬ deten Schleswig-Holstein verheißen. Im Jahre 1852 aber sehen wir die Selbständigkeit Schleswigs an Däne¬ mark rechtlich zu einem großen Theile preisgegeben und sehen thatsächlich in dem Lande die brutalste Tyrannei ausgeübt gegen alles was deutsch ist. Wir sehen die Verbindung Schleswigs mit Holstein in den wesentlichsten Stücken zerrissen, dagegen auch Holstein durch neue, engere Bande an Dänemark gezogen. Wir sehen endlich die rechtmäßige Ervfolge bedroht, nicht freilich mit einer Beseitigung des Mannstammes zu Gunsten des Weiberstammcs, wohl aber mit einer willkürlichen Ordnungstörung im Innern des Mannstammes, und zwar zur Ausführung eben des Zweckes und der Absichten, als deren sicherste Ab¬ wehr dem Schleswig-Hvlsteiner die ausschließliche Geltung der Manneserbfolge in seinem Lande ihren vorzüglichsten Werth gehabt hatte. W. Wenck. Beethoven und die Ausgaben seiner Werke. Beethovens Werke, in der Ausgabe von Breitkopf und Härtel. 2. Beethoven selbst hatte sich wiederholt mit einer Ausgabe seiner sämmt¬ lichen Werke beschäftigt. Im Jahre 1816 war ihm von der h o ffm e i se ersah en Verlagshandlung in Leipzig ein Antrag auf Herausgabe seiner sämmtlichen Klavier- compositionen gemacht worden, der aber keine Folge hatte. Ebensowenig Erfolg hatten Verhandlungen mit Steiner und Comp. in Wien, welche durch Uebernahme der sämmtlichen Werke zugleich die Verpflichtung Beethovens er¬ wirken wollten, alle künftig zu schreibenden Kompositionen nach einem bestimm¬ ten Honorartarif ihrem Verlage zu überlassen. Doch verließ der Gedanke Beet--, boven aricht wieder. Im Jahre 1820 ging er, wie die Notizbücher ausweisen, damit um, und schrieb im Sommer 1822 dem Musikhändler Peters in Leip- zig, nachdem er ihm mehre ungedruckte Compositionen zur Verfügung gestellt hatte: „Näher als das alles liegt mir die Herausgabe meiner sämmlichen Werke sehr am Herzen, da ich selbe in meinen Lebzeiten besorgen möchte; wohl manche Anträge erhielt ich, allein es gab Anstände, die kaum von mir zu heben waren, und die ich nicht erfüllen wollte und konnte. Ich würde die Herausgabe in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/306>, abgerufen am 04.05.2024.