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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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und haben sich ganz zurückgezogen. Die Positionen von Fridericia und Düppel.
sowie die See bieten ihnen die Mittel dar, um die ihnen allein möglichen
Erfolge zu erringen.

Von der obern Armeeleitung der Verbündeten haben wir auch jetzt nichts gehört.

Die Oestreicher haben und alter Energie bei Vene gefochten, haben aber
auch wie früher in der Verfolgung mehr die Fatiguen und das böse Wetter
gescheut, als die Gegner bei dem Rückzüge.

Die Preußen haben vor Düppel wieder Beweise ihrer ausgezeichneten
Schußwaffen geliefert. Die Truppen haben wiederholt bewiesen, daß es ihnen
nicht an Muth und Geschick fehlt, die Dänen aus dem Vorterrain der Schanzen
zu vertreiben, ihr erlauchter Heerführer scheint aber in diesem Feldzuge mehr
die Verherrlichung des Kanoniers, als die der ganzen Armee im Auge zu haben.
Wir wünschen vor Düppel von einer Großthat zu hören, welche des alten preußi¬
schen Namens würdig ist, aber wir fürchten, daß auch vor Düppel darnach gestrebt
wird, wie bei Amis durch ein Manöver statt durch den einfachen, wirklich
Kraft beweisenden, soldatischen Act die Schwierigkeiten zu überwinden. Blut
allein giebt für den Soldaten Erfolge, die den Frieden basiren, die also länger
dauern und weiter führen können als bis zu dem gerade vorliegenden Zweck.
Möchte der Prinz nicht vergessen, daß ein kräftig durchgeführter Sturm
die preußische stimme in allen Weltstreitigkeiten schwerer wiegen macht, als
alle Klugheit der Diplomaten nur je bewirten kann.

Vor Fridericia sind wir erst am Anfang, hier müssen wir also uns des
Urtheils enthalten. Wie leer würde Preußen bei dem Kriege ausgehen, wenn
General v. Gablenz mit seinen Oestreichern Fridericia nähme, ehe Düppel
gefallen und wenn dann der Friede geschlossen würde. Sehr erfreut muß es
jeden haben, daß endlich die preußische Flotte in Thätigkeit getreten ist und sich
so wacker gezeigt hat. Ist auch diesmal der mannhafte Muth nicht durch das
Glück belohnt worden, so wird auch das ein anderes Mal nicht ausbleiben.
Das Glück ist dem Kühnen hold. Es ist Zeit, daß die Flotte in die Kriegs¬
ereignisse thätig eingreift*).




Frankreich und England in der deutschen Frage.

Die Reise des Herzogs von Coburg-Gotha nach Paris hat nicht nur in den
feudalen Blättern herbe Angriffe erfahren, auch von befreundeten Zeitungen ist ein
abfälliges Urtheil darüber ausgesprochen worden. Den Correspondenten der Kreuz¬
zeitung zu mißfallen, gilt in ganz Deutschland für eine Ehre. Die liberale Presse
aber hat. soweit uns ein Urtheil zusteht, hinreichenden Grund, die Reise und ihre Er¬
folge günstiger anzusehen. Stehen wir denn mit Frankreich auf so gespanntem Fuß.
daß der persönliche Verkehr eines unsrer Fürsten mit dem Kaiser verdächtig
werden kann? Ist irgend denkbar, daß ein Deutscher aus Thüringen mit Fran-



") Diese militärischen Briefe werden allwöchentlich sortgescjzt. und außer den Kriegsereig¬
nissen auch die neuen Waffen, das Gefecht, die neueste" Fortschritte der Kriegsführung be.
Anm, der Red. sprachen,
Grenzboten I. 18V4, 66

und haben sich ganz zurückgezogen. Die Positionen von Fridericia und Düppel.
sowie die See bieten ihnen die Mittel dar, um die ihnen allein möglichen
Erfolge zu erringen.

Von der obern Armeeleitung der Verbündeten haben wir auch jetzt nichts gehört.

Die Oestreicher haben und alter Energie bei Vene gefochten, haben aber
auch wie früher in der Verfolgung mehr die Fatiguen und das böse Wetter
gescheut, als die Gegner bei dem Rückzüge.

Die Preußen haben vor Düppel wieder Beweise ihrer ausgezeichneten
Schußwaffen geliefert. Die Truppen haben wiederholt bewiesen, daß es ihnen
nicht an Muth und Geschick fehlt, die Dänen aus dem Vorterrain der Schanzen
zu vertreiben, ihr erlauchter Heerführer scheint aber in diesem Feldzuge mehr
die Verherrlichung des Kanoniers, als die der ganzen Armee im Auge zu haben.
Wir wünschen vor Düppel von einer Großthat zu hören, welche des alten preußi¬
schen Namens würdig ist, aber wir fürchten, daß auch vor Düppel darnach gestrebt
wird, wie bei Amis durch ein Manöver statt durch den einfachen, wirklich
Kraft beweisenden, soldatischen Act die Schwierigkeiten zu überwinden. Blut
allein giebt für den Soldaten Erfolge, die den Frieden basiren, die also länger
dauern und weiter führen können als bis zu dem gerade vorliegenden Zweck.
Möchte der Prinz nicht vergessen, daß ein kräftig durchgeführter Sturm
die preußische stimme in allen Weltstreitigkeiten schwerer wiegen macht, als
alle Klugheit der Diplomaten nur je bewirten kann.

Vor Fridericia sind wir erst am Anfang, hier müssen wir also uns des
Urtheils enthalten. Wie leer würde Preußen bei dem Kriege ausgehen, wenn
General v. Gablenz mit seinen Oestreichern Fridericia nähme, ehe Düppel
gefallen und wenn dann der Friede geschlossen würde. Sehr erfreut muß es
jeden haben, daß endlich die preußische Flotte in Thätigkeit getreten ist und sich
so wacker gezeigt hat. Ist auch diesmal der mannhafte Muth nicht durch das
Glück belohnt worden, so wird auch das ein anderes Mal nicht ausbleiben.
Das Glück ist dem Kühnen hold. Es ist Zeit, daß die Flotte in die Kriegs¬
ereignisse thätig eingreift*).




Frankreich und England in der deutschen Frage.

Die Reise des Herzogs von Coburg-Gotha nach Paris hat nicht nur in den
feudalen Blättern herbe Angriffe erfahren, auch von befreundeten Zeitungen ist ein
abfälliges Urtheil darüber ausgesprochen worden. Den Correspondenten der Kreuz¬
zeitung zu mißfallen, gilt in ganz Deutschland für eine Ehre. Die liberale Presse
aber hat. soweit uns ein Urtheil zusteht, hinreichenden Grund, die Reise und ihre Er¬
folge günstiger anzusehen. Stehen wir denn mit Frankreich auf so gespanntem Fuß.
daß der persönliche Verkehr eines unsrer Fürsten mit dem Kaiser verdächtig
werden kann? Ist irgend denkbar, daß ein Deutscher aus Thüringen mit Fran-



") Diese militärischen Briefe werden allwöchentlich sortgescjzt. und außer den Kriegsereig¬
nissen auch die neuen Waffen, das Gefecht, die neueste» Fortschritte der Kriegsführung be.
Anm, der Red. sprachen,
Grenzboten I. 18V4, 66
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/527>, abgerufen am 04.05.2024.