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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Preußen, schon an sich entsprach, so ermöglichte andrerseits nur sie die Auf¬
bringung der großen Summen, welche der König für die Wissenschaften be¬
stimmte. Sein Verdienst erscheint nur um so größer und bedeutsamer, indem
man sagen kann, daß seine Unterstützung der Wissenschaft nicht ohne persönliche
Opfer, nicht ohne Entsagung möglich war.

Fassen wir alles zusammen, so lautet unser Urtheil über Max den Zweiten:
er war kein großer, genialer, schöpferischer Geist, kein bedeutender Staatsmann,
keine epochemachende Persönlichkeit. Aber er war ein König, dessen Gedächtniß
Bayern als das eines ehrenwerthen, gewissenhaften Regenten, der stets das
Gute anstrebte, Deutschland als das eines rechtlichen und bundestreuen Fürsten,
wir alle als das eines eifrigen und hochverdienten Beförderers der Wissenschaft
treu in Ehren halten werden in alle Zukunft.




Militärische Briefe über den Krieg in Schleswig.
5.
Festungen und Schcmzwerkc.

Es ist unbequem in den Stunden blutiger Entscheidung über Zustände zu
urtheilen, welche in den nächsten Tagen vielleicht überwunden und vergessen
sind. Der Sturm auf die Verschanzungen hat endlich begonnen und indem wir
dieses schreiben, wünschen wir innig, er möge so groß angelegt sein und so
energisch durchgeführt werden, daß'er mehr als die.düppler Schanzen in die
Hand der Preußen legt. Denn ein halber Erfolg wäre in diesem Fall kein
Erfolg.

Unterdeß beschränken wir uns auf wenige Worte über die kleinen Ereignisse
vor dem Sturm.

Die Landungsvcrsuche der Dänen haben wieder einmal einen kleinen Er¬
folg gegen preußische Cavallerie gehabt, welcher einen Beweis von Thätigkeit
der Dänen, von Unthätigkeit der Ueberraschten gegeben hat. Die Preußen
scheinen vergessen zu haben, daß für Cave>lieue die Sicherheit wie aller Erfolg
in der Bewegung beruht. Ist dieselbe isolirt, so muß sie, um gegen mögliche
Ueberraschung gesichert zu sein, den Feind durch fortwährende Unternehmungen


Preußen, schon an sich entsprach, so ermöglichte andrerseits nur sie die Auf¬
bringung der großen Summen, welche der König für die Wissenschaften be¬
stimmte. Sein Verdienst erscheint nur um so größer und bedeutsamer, indem
man sagen kann, daß seine Unterstützung der Wissenschaft nicht ohne persönliche
Opfer, nicht ohne Entsagung möglich war.

Fassen wir alles zusammen, so lautet unser Urtheil über Max den Zweiten:
er war kein großer, genialer, schöpferischer Geist, kein bedeutender Staatsmann,
keine epochemachende Persönlichkeit. Aber er war ein König, dessen Gedächtniß
Bayern als das eines ehrenwerthen, gewissenhaften Regenten, der stets das
Gute anstrebte, Deutschland als das eines rechtlichen und bundestreuen Fürsten,
wir alle als das eines eifrigen und hochverdienten Beförderers der Wissenschaft
treu in Ehren halten werden in alle Zukunft.




Militärische Briefe über den Krieg in Schleswig.
5.
Festungen und Schcmzwerkc.

Es ist unbequem in den Stunden blutiger Entscheidung über Zustände zu
urtheilen, welche in den nächsten Tagen vielleicht überwunden und vergessen
sind. Der Sturm auf die Verschanzungen hat endlich begonnen und indem wir
dieses schreiben, wünschen wir innig, er möge so groß angelegt sein und so
energisch durchgeführt werden, daß'er mehr als die.düppler Schanzen in die
Hand der Preußen legt. Denn ein halber Erfolg wäre in diesem Fall kein
Erfolg.

Unterdeß beschränken wir uns auf wenige Worte über die kleinen Ereignisse
vor dem Sturm.

Die Landungsvcrsuche der Dänen haben wieder einmal einen kleinen Er¬
folg gegen preußische Cavallerie gehabt, welcher einen Beweis von Thätigkeit
der Dänen, von Unthätigkeit der Ueberraschten gegeben hat. Die Preußen
scheinen vergessen zu haben, daß für Cave>lieue die Sicherheit wie aller Erfolg
in der Bewegung beruht. Ist dieselbe isolirt, so muß sie, um gegen mögliche
Ueberraschung gesichert zu sein, den Feind durch fortwährende Unternehmungen


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[0156] Preußen, schon an sich entsprach, so ermöglichte andrerseits nur sie die Auf¬ bringung der großen Summen, welche der König für die Wissenschaften be¬ stimmte. Sein Verdienst erscheint nur um so größer und bedeutsamer, indem man sagen kann, daß seine Unterstützung der Wissenschaft nicht ohne persönliche Opfer, nicht ohne Entsagung möglich war. Fassen wir alles zusammen, so lautet unser Urtheil über Max den Zweiten: er war kein großer, genialer, schöpferischer Geist, kein bedeutender Staatsmann, keine epochemachende Persönlichkeit. Aber er war ein König, dessen Gedächtniß Bayern als das eines ehrenwerthen, gewissenhaften Regenten, der stets das Gute anstrebte, Deutschland als das eines rechtlichen und bundestreuen Fürsten, wir alle als das eines eifrigen und hochverdienten Beförderers der Wissenschaft treu in Ehren halten werden in alle Zukunft. Militärische Briefe über den Krieg in Schleswig. 5. Festungen und Schcmzwerkc. Es ist unbequem in den Stunden blutiger Entscheidung über Zustände zu urtheilen, welche in den nächsten Tagen vielleicht überwunden und vergessen sind. Der Sturm auf die Verschanzungen hat endlich begonnen und indem wir dieses schreiben, wünschen wir innig, er möge so groß angelegt sein und so energisch durchgeführt werden, daß'er mehr als die.düppler Schanzen in die Hand der Preußen legt. Denn ein halber Erfolg wäre in diesem Fall kein Erfolg. Unterdeß beschränken wir uns auf wenige Worte über die kleinen Ereignisse vor dem Sturm. Die Landungsvcrsuche der Dänen haben wieder einmal einen kleinen Er¬ folg gegen preußische Cavallerie gehabt, welcher einen Beweis von Thätigkeit der Dänen, von Unthätigkeit der Ueberraschten gegeben hat. Die Preußen scheinen vergessen zu haben, daß für Cave>lieue die Sicherheit wie aller Erfolg in der Bewegung beruht. Ist dieselbe isolirt, so muß sie, um gegen mögliche Ueberraschung gesichert zu sein, den Feind durch fortwährende Unternehmungen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/156>, abgerufen am 06.05.2024.