Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

weree ig. eouciuist:^) zu verschaffen, und sich dann von der politischen Bühne
in die stille Ländlichkeit von Leri zurückziehe" zu können, ward nicht erfüllt.
Aber sein unerschütterliches vertrauen aus den endlichen Sieg der guten Sache
verließ ihn auch im Tode nicht, die letzten Worte des Sterbenden waren: 'I'ullo
v salvo: alles ist sicher!

Wir schließen mit einer andern Aeußerung des Grafen auf seinem Sterbe¬
bette, als er zum letzten Male im Kreise der nächstbefreundeten die politische
Lage Europas an seinem noch immer hellen Geist vorüberziehen ließ: "Dieser
deutsche Bund ist eine Anomalie; er wird sich auflösen, und die deutsche Ein¬
heit wird gegründet werden, aber das Haus Habsburg wird sich nicht ändern.
Was werden die in ihren Entschlüssen so langsamen Preußen machen? Sie
werden fünfzig Jahre brauchen, um das zu vollbringen, was wir in drei
Jahren gethan haben." --




Das älteste Christenthum und seine Literatur.
2. Echtheit und Unechtbcit der ncutcstcuncntlichcn Schriften.

Ob eine Schrift von einem Apostel verfaßt ist oder nicht, ist eine rein
historische Frage, welche theils durch äußere historische Zeugnisse, theils nach
ihrem Inhalt zur Entscheidung zu bringen ist. Wenn die Ueberlieferung eine
Schrift als echt bezeugt, so heißt dies zunächst nichts anderes, als daß dieselbe
zu einer gewissen Zeit als apostolisch gegolten hat, -- ob mit Recht oder Un¬
recht, dies ist eben die Frage, um die es sich handelt.

Wie es nun mit den historischen Zeugnissen steht, wissen wir bereits aus
der Geschichte des Kanon. Sind die neutestamentlichen Schriften apostolischen
Ursprungs, so müssen sie größtentheils vor dem Jahre 70, zum mindesten furze
Zeit darauf verfaßt sein. Welchen Werth hätte es nun. wenn wir gleichzeitige
Zeugnisse für das Vorhandensein jener Schriften besäßen? Aber eben an diesen



") Rivista London^oiÄUL", hemusgeqeben von La Farina in Turin. Aprilheft.
1863. S. 76.

weree ig. eouciuist:^) zu verschaffen, und sich dann von der politischen Bühne
in die stille Ländlichkeit von Leri zurückziehe» zu können, ward nicht erfüllt.
Aber sein unerschütterliches vertrauen aus den endlichen Sieg der guten Sache
verließ ihn auch im Tode nicht, die letzten Worte des Sterbenden waren: 'I'ullo
v salvo: alles ist sicher!

Wir schließen mit einer andern Aeußerung des Grafen auf seinem Sterbe¬
bette, als er zum letzten Male im Kreise der nächstbefreundeten die politische
Lage Europas an seinem noch immer hellen Geist vorüberziehen ließ: „Dieser
deutsche Bund ist eine Anomalie; er wird sich auflösen, und die deutsche Ein¬
heit wird gegründet werden, aber das Haus Habsburg wird sich nicht ändern.
Was werden die in ihren Entschlüssen so langsamen Preußen machen? Sie
werden fünfzig Jahre brauchen, um das zu vollbringen, was wir in drei
Jahren gethan haben." —




Das älteste Christenthum und seine Literatur.
2. Echtheit und Unechtbcit der ncutcstcuncntlichcn Schriften.

Ob eine Schrift von einem Apostel verfaßt ist oder nicht, ist eine rein
historische Frage, welche theils durch äußere historische Zeugnisse, theils nach
ihrem Inhalt zur Entscheidung zu bringen ist. Wenn die Ueberlieferung eine
Schrift als echt bezeugt, so heißt dies zunächst nichts anderes, als daß dieselbe
zu einer gewissen Zeit als apostolisch gegolten hat, — ob mit Recht oder Un¬
recht, dies ist eben die Frage, um die es sich handelt.

Wie es nun mit den historischen Zeugnissen steht, wissen wir bereits aus
der Geschichte des Kanon. Sind die neutestamentlichen Schriften apostolischen
Ursprungs, so müssen sie größtentheils vor dem Jahre 70, zum mindesten furze
Zeit darauf verfaßt sein. Welchen Werth hätte es nun. wenn wir gleichzeitige
Zeugnisse für das Vorhandensein jener Schriften besäßen? Aber eben an diesen



") Rivista London^oiÄUL», hemusgeqeben von La Farina in Turin. Aprilheft.
1863. S. 76.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188872"/>
          <p xml:id="ID_1035" prev="#ID_1034"> weree ig. eouciuist:^) zu verschaffen, und sich dann von der politischen Bühne<lb/>
in die stille Ländlichkeit von Leri zurückziehe» zu können, ward nicht erfüllt.<lb/>
Aber sein unerschütterliches vertrauen aus den endlichen Sieg der guten Sache<lb/>
verließ ihn auch im Tode nicht, die letzten Worte des Sterbenden waren: 'I'ullo<lb/>
v salvo: alles ist sicher!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1036"> Wir schließen mit einer andern Aeußerung des Grafen auf seinem Sterbe¬<lb/>
bette, als er zum letzten Male im Kreise der nächstbefreundeten die politische<lb/>
Lage Europas an seinem noch immer hellen Geist vorüberziehen ließ: &#x201E;Dieser<lb/>
deutsche Bund ist eine Anomalie; er wird sich auflösen, und die deutsche Ein¬<lb/>
heit wird gegründet werden, aber das Haus Habsburg wird sich nicht ändern.<lb/>
Was werden die in ihren Entschlüssen so langsamen Preußen machen? Sie<lb/>
werden fünfzig Jahre brauchen, um das zu vollbringen, was wir in drei<lb/>
Jahren gethan haben." &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Das älteste Christenthum und seine Literatur.<lb/>
2.  Echtheit und Unechtbcit der ncutcstcuncntlichcn Schriften.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1037"> Ob eine Schrift von einem Apostel verfaßt ist oder nicht, ist eine rein<lb/>
historische Frage, welche theils durch äußere historische Zeugnisse, theils nach<lb/>
ihrem Inhalt zur Entscheidung zu bringen ist. Wenn die Ueberlieferung eine<lb/>
Schrift als echt bezeugt, so heißt dies zunächst nichts anderes, als daß dieselbe<lb/>
zu einer gewissen Zeit als apostolisch gegolten hat, &#x2014; ob mit Recht oder Un¬<lb/>
recht, dies ist eben die Frage, um die es sich handelt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1038" next="#ID_1039"> Wie es nun mit den historischen Zeugnissen steht, wissen wir bereits aus<lb/>
der Geschichte des Kanon. Sind die neutestamentlichen Schriften apostolischen<lb/>
Ursprungs, so müssen sie größtentheils vor dem Jahre 70, zum mindesten furze<lb/>
Zeit darauf verfaßt sein. Welchen Werth hätte es nun. wenn wir gleichzeitige<lb/>
Zeugnisse für das Vorhandensein jener Schriften besäßen? Aber eben an diesen</p><lb/>
          <note xml:id="FID_29" place="foot"> ") Rivista London^oiÄUL», hemusgeqeben von La Farina in Turin. Aprilheft.<lb/>
1863.  S. 76.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0311] weree ig. eouciuist:^) zu verschaffen, und sich dann von der politischen Bühne in die stille Ländlichkeit von Leri zurückziehe» zu können, ward nicht erfüllt. Aber sein unerschütterliches vertrauen aus den endlichen Sieg der guten Sache verließ ihn auch im Tode nicht, die letzten Worte des Sterbenden waren: 'I'ullo v salvo: alles ist sicher! Wir schließen mit einer andern Aeußerung des Grafen auf seinem Sterbe¬ bette, als er zum letzten Male im Kreise der nächstbefreundeten die politische Lage Europas an seinem noch immer hellen Geist vorüberziehen ließ: „Dieser deutsche Bund ist eine Anomalie; er wird sich auflösen, und die deutsche Ein¬ heit wird gegründet werden, aber das Haus Habsburg wird sich nicht ändern. Was werden die in ihren Entschlüssen so langsamen Preußen machen? Sie werden fünfzig Jahre brauchen, um das zu vollbringen, was wir in drei Jahren gethan haben." — Das älteste Christenthum und seine Literatur. 2. Echtheit und Unechtbcit der ncutcstcuncntlichcn Schriften. Ob eine Schrift von einem Apostel verfaßt ist oder nicht, ist eine rein historische Frage, welche theils durch äußere historische Zeugnisse, theils nach ihrem Inhalt zur Entscheidung zu bringen ist. Wenn die Ueberlieferung eine Schrift als echt bezeugt, so heißt dies zunächst nichts anderes, als daß dieselbe zu einer gewissen Zeit als apostolisch gegolten hat, — ob mit Recht oder Un¬ recht, dies ist eben die Frage, um die es sich handelt. Wie es nun mit den historischen Zeugnissen steht, wissen wir bereits aus der Geschichte des Kanon. Sind die neutestamentlichen Schriften apostolischen Ursprungs, so müssen sie größtentheils vor dem Jahre 70, zum mindesten furze Zeit darauf verfaßt sein. Welchen Werth hätte es nun. wenn wir gleichzeitige Zeugnisse für das Vorhandensein jener Schriften besäßen? Aber eben an diesen ") Rivista London^oiÄUL», hemusgeqeben von La Farina in Turin. Aprilheft. 1863. S. 76.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/311
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/311>, abgerufen am 07.05.2024.