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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Stückes auch einen Preußen aufgeführt und mit seltener Großmuth zugestanden,
daß "auch die Preußen ihre Sachen ganz gut gemacht hätten".

Das unglückliche Seegefecht bei Helgoland wird, nachdem man es vergeb¬
lich zuerst als einen Sieg hat darstellen wollen, nun wenigstens als eine glän¬
zende Waffenthat, als ein Wunder der Geschickliclckeit und Tapferkeit aus¬
posaunt, obgleich das ganze Mißgeschick eben nur der beispiellosen Langsamkeit
des Admirals Wüllerstorf und der gänzlichen Untauglichkeit der Fregatte
"Schwarzenberg" beizumessen ist.

Vielleicht vermag das klägliche Scheitern des plenerschen Urlebens und
die Betrachtung der trostlosen Finanzzuständc diese" zu einer wahrhaft uner¬
hörten Höhe getriebenen Uebermuth noch etwas herabzustimmen.




Militärische Buche.
10.
Die Jäger und die Ccwallcric.

Die Kriegsereignisse der neuesten Zeit haben den Ruhm der Infanterie,
der Artillerie und der Pivnniere erhöht, von den Leistungen der Kavallerie und
der preußischen Jäger aber hat man wenig gehört, während die östreichischen
Jäger ihre alte Bedeutung bewährt haben. -- Liegt die Verschiedenheit in den
Leistungen der Jäger an der Organisation, oder am Gebrauch? Liefern die
neuesten Erfahrungen einen neuen Beleg zu der Behauptung, daß die Cavallerie
überhaupt an Werth verloren hat und daß sie füglich in . ihrer Zahl reducirt
werden kann? -- Die Beantwortung dieser beiden Fragen soll die Aufgabe
der nachfolgenden Zeilen sein.

Die östreichischen Jäger sind ihrer Organisation und ihrer Ausbildung
nach, wie die französischen Jäger, nur eine gut schießende, für das leichte
Gefecht besonders geeignete Infanterie; die preußischen Jäger aber sind Scharf¬
schützen, welche das' Jnfanteriegcfecht gelegentlich auch ausüben können. --
Die östreichischen und französischen Jäger sind in der militärischen Organisation
die Repräsentanten eines sehr bedeutenden Theils jedes Gefechts, die preußischen
Jäger aber nur eines einzelnen Gefcchtsmomente, jene sind lebendige Glieder
eines Organismus, diese nur ein Luxus, der beim reellen Gebrauch belästigt.
Eine nähere Betrachtung der beiderseitigen Organisation und Verwendung wird
diese Aussprüche rechtfertigen. Die Kugel, das gute Schießen, soll, wie schon
gesagt, die Brücke bilden, um uns an den Gegner zu bringen, oder beim
Zurückweichen uns von demselben zu entfernen. In jedem Gefecht fällt einen,
bedeutenden Theil der Infanterie die Aufgabe zu, die Front des Fechtenden,
wir wollen annehmen einer Brigade, einzunehmen und durch Stellung und
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Stückes auch einen Preußen aufgeführt und mit seltener Großmuth zugestanden,
daß „auch die Preußen ihre Sachen ganz gut gemacht hätten".

Das unglückliche Seegefecht bei Helgoland wird, nachdem man es vergeb¬
lich zuerst als einen Sieg hat darstellen wollen, nun wenigstens als eine glän¬
zende Waffenthat, als ein Wunder der Geschickliclckeit und Tapferkeit aus¬
posaunt, obgleich das ganze Mißgeschick eben nur der beispiellosen Langsamkeit
des Admirals Wüllerstorf und der gänzlichen Untauglichkeit der Fregatte
„Schwarzenberg" beizumessen ist.

Vielleicht vermag das klägliche Scheitern des plenerschen Urlebens und
die Betrachtung der trostlosen Finanzzuständc diese» zu einer wahrhaft uner¬
hörten Höhe getriebenen Uebermuth noch etwas herabzustimmen.




Militärische Buche.
10.
Die Jäger und die Ccwallcric.

Die Kriegsereignisse der neuesten Zeit haben den Ruhm der Infanterie,
der Artillerie und der Pivnniere erhöht, von den Leistungen der Kavallerie und
der preußischen Jäger aber hat man wenig gehört, während die östreichischen
Jäger ihre alte Bedeutung bewährt haben. — Liegt die Verschiedenheit in den
Leistungen der Jäger an der Organisation, oder am Gebrauch? Liefern die
neuesten Erfahrungen einen neuen Beleg zu der Behauptung, daß die Cavallerie
überhaupt an Werth verloren hat und daß sie füglich in . ihrer Zahl reducirt
werden kann? — Die Beantwortung dieser beiden Fragen soll die Aufgabe
der nachfolgenden Zeilen sein.

Die östreichischen Jäger sind ihrer Organisation und ihrer Ausbildung
nach, wie die französischen Jäger, nur eine gut schießende, für das leichte
Gefecht besonders geeignete Infanterie; die preußischen Jäger aber sind Scharf¬
schützen, welche das' Jnfanteriegcfecht gelegentlich auch ausüben können. —
Die östreichischen und französischen Jäger sind in der militärischen Organisation
die Repräsentanten eines sehr bedeutenden Theils jedes Gefechts, die preußischen
Jäger aber nur eines einzelnen Gefcchtsmomente, jene sind lebendige Glieder
eines Organismus, diese nur ein Luxus, der beim reellen Gebrauch belästigt.
Eine nähere Betrachtung der beiderseitigen Organisation und Verwendung wird
diese Aussprüche rechtfertigen. Die Kugel, das gute Schießen, soll, wie schon
gesagt, die Brücke bilden, um uns an den Gegner zu bringen, oder beim
Zurückweichen uns von demselben zu entfernen. In jedem Gefecht fällt einen,
bedeutenden Theil der Infanterie die Aufgabe zu, die Front des Fechtenden,
wir wollen annehmen einer Brigade, einzunehmen und durch Stellung und
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[0363] Stückes auch einen Preußen aufgeführt und mit seltener Großmuth zugestanden, daß „auch die Preußen ihre Sachen ganz gut gemacht hätten". Das unglückliche Seegefecht bei Helgoland wird, nachdem man es vergeb¬ lich zuerst als einen Sieg hat darstellen wollen, nun wenigstens als eine glän¬ zende Waffenthat, als ein Wunder der Geschickliclckeit und Tapferkeit aus¬ posaunt, obgleich das ganze Mißgeschick eben nur der beispiellosen Langsamkeit des Admirals Wüllerstorf und der gänzlichen Untauglichkeit der Fregatte „Schwarzenberg" beizumessen ist. Vielleicht vermag das klägliche Scheitern des plenerschen Urlebens und die Betrachtung der trostlosen Finanzzuständc diese» zu einer wahrhaft uner¬ hörten Höhe getriebenen Uebermuth noch etwas herabzustimmen. Militärische Buche. 10. Die Jäger und die Ccwallcric. Die Kriegsereignisse der neuesten Zeit haben den Ruhm der Infanterie, der Artillerie und der Pivnniere erhöht, von den Leistungen der Kavallerie und der preußischen Jäger aber hat man wenig gehört, während die östreichischen Jäger ihre alte Bedeutung bewährt haben. — Liegt die Verschiedenheit in den Leistungen der Jäger an der Organisation, oder am Gebrauch? Liefern die neuesten Erfahrungen einen neuen Beleg zu der Behauptung, daß die Cavallerie überhaupt an Werth verloren hat und daß sie füglich in . ihrer Zahl reducirt werden kann? — Die Beantwortung dieser beiden Fragen soll die Aufgabe der nachfolgenden Zeilen sein. Die östreichischen Jäger sind ihrer Organisation und ihrer Ausbildung nach, wie die französischen Jäger, nur eine gut schießende, für das leichte Gefecht besonders geeignete Infanterie; die preußischen Jäger aber sind Scharf¬ schützen, welche das' Jnfanteriegcfecht gelegentlich auch ausüben können. — Die östreichischen und französischen Jäger sind in der militärischen Organisation die Repräsentanten eines sehr bedeutenden Theils jedes Gefechts, die preußischen Jäger aber nur eines einzelnen Gefcchtsmomente, jene sind lebendige Glieder eines Organismus, diese nur ein Luxus, der beim reellen Gebrauch belästigt. Eine nähere Betrachtung der beiderseitigen Organisation und Verwendung wird diese Aussprüche rechtfertigen. Die Kugel, das gute Schießen, soll, wie schon gesagt, die Brücke bilden, um uns an den Gegner zu bringen, oder beim Zurückweichen uns von demselben zu entfernen. In jedem Gefecht fällt einen, bedeutenden Theil der Infanterie die Aufgabe zu, die Front des Fechtenden, wir wollen annehmen einer Brigade, einzunehmen und durch Stellung und * 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/363>, abgerufen am 06.05.2024.