Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber Teil mahnt zugleich für jetzt zu vorsichtiger Verschwiegenheit, da man
diese Gewaltthätigen nicht alsbald schon aus dem Lande zu verdrängen vermöge,
sondern erst dann, wenn der gleichgestnnten Freunde viele sich zu demselben
Zwecke in der Stille verbänden.

Erni aus Melchthal tritt zu ihnen und erzählt aus Befragen: Er sei aus
dem unterwaldner Lande entronnen. Der dortige Landvogt habe ihm die
Ochsen vom Pfluge nehmen lassen; als Erni sich dem widersetzt habe, sei sein
eigner Vater geblendet und um Haus und Hof geschätzt worden.

Schon der Staufacher erklärte, er sei im Unmuth über den Schwyzervogt
"unbsinnter Weise" von Brunnen bis Uri um Hilfe gelaufen; Erni behauptet,
er sei nahe daran, über sein Leiden taub und irr, "irrsinnig" zu werden. Teil
beruhigt den Klagenden mit dem vorhin schon gegebenen Rath und warnt noch
einmal vor allzurascher Gegenwehr. Man müsse erst die Majorität (ein nichte
zal) des Volkes gewinnen, eher führen Aenderungen in einem Lande nicht zum
Guten. Mit einem Handschlag geloben sich die Drei Verschwiegenheit, jeder
wolle in seiner Heimath sich mit den Freunden zum Zwecke des gesetzlichen
Widerstandes verbünden und von dem Erfolg sich gegenseitig Bericht geben.

Schließlich hierauf TelU

Sie bieten sich die Hände und scheiden. Schluß des Actes. --


^ctus Lseunäus.

Grisler, im Begriffe aus Uri wegzureiten, beauftragt seinen Knecht Heinz
Vögeli, den Vogthut an einer Stange unter der Marktlinde aufzustecken und
diejenigen anzuzeigen, die vorübergehend dem Hute nicht Reverenz thun. Der
Diener versvrichts, der Vogt geht.

Erni von Melchthal, der aus dem Heimwege ist, begegnet hier seinen beiden


Aber Teil mahnt zugleich für jetzt zu vorsichtiger Verschwiegenheit, da man
diese Gewaltthätigen nicht alsbald schon aus dem Lande zu verdrängen vermöge,
sondern erst dann, wenn der gleichgestnnten Freunde viele sich zu demselben
Zwecke in der Stille verbänden.

Erni aus Melchthal tritt zu ihnen und erzählt aus Befragen: Er sei aus
dem unterwaldner Lande entronnen. Der dortige Landvogt habe ihm die
Ochsen vom Pfluge nehmen lassen; als Erni sich dem widersetzt habe, sei sein
eigner Vater geblendet und um Haus und Hof geschätzt worden.

Schon der Staufacher erklärte, er sei im Unmuth über den Schwyzervogt
„unbsinnter Weise" von Brunnen bis Uri um Hilfe gelaufen; Erni behauptet,
er sei nahe daran, über sein Leiden taub und irr, „irrsinnig" zu werden. Teil
beruhigt den Klagenden mit dem vorhin schon gegebenen Rath und warnt noch
einmal vor allzurascher Gegenwehr. Man müsse erst die Majorität (ein nichte
zal) des Volkes gewinnen, eher führen Aenderungen in einem Lande nicht zum
Guten. Mit einem Handschlag geloben sich die Drei Verschwiegenheit, jeder
wolle in seiner Heimath sich mit den Freunden zum Zwecke des gesetzlichen
Widerstandes verbünden und von dem Erfolg sich gegenseitig Bericht geben.

Schließlich hierauf TelU

Sie bieten sich die Hände und scheiden. Schluß des Actes. —


^ctus Lseunäus.

Grisler, im Begriffe aus Uri wegzureiten, beauftragt seinen Knecht Heinz
Vögeli, den Vogthut an einer Stange unter der Marktlinde aufzustecken und
diejenigen anzuzeigen, die vorübergehend dem Hute nicht Reverenz thun. Der
Diener versvrichts, der Vogt geht.

Erni von Melchthal, der aus dem Heimwege ist, begegnet hier seinen beiden


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189289"/>
            <lg xml:id="POEMID_18" type="poem">
              <l/>
            </lg><lb/>
            <p xml:id="ID_641"> Aber Teil mahnt zugleich für jetzt zu vorsichtiger Verschwiegenheit, da man<lb/>
diese Gewaltthätigen nicht alsbald schon aus dem Lande zu verdrängen vermöge,<lb/>
sondern erst dann, wenn der gleichgestnnten Freunde viele sich zu demselben<lb/>
Zwecke in der Stille verbänden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_642"> Erni aus Melchthal tritt zu ihnen und erzählt aus Befragen: Er sei aus<lb/>
dem unterwaldner Lande entronnen. Der dortige Landvogt habe ihm die<lb/>
Ochsen vom Pfluge nehmen lassen; als Erni sich dem widersetzt habe, sei sein<lb/>
eigner Vater geblendet und um Haus und Hof geschätzt worden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_643"> Schon der Staufacher erklärte, er sei im Unmuth über den Schwyzervogt<lb/>
&#x201E;unbsinnter Weise" von Brunnen bis Uri um Hilfe gelaufen; Erni behauptet,<lb/>
er sei nahe daran, über sein Leiden taub und irr, &#x201E;irrsinnig" zu werden. Teil<lb/>
beruhigt den Klagenden mit dem vorhin schon gegebenen Rath und warnt noch<lb/>
einmal vor allzurascher Gegenwehr. Man müsse erst die Majorität (ein nichte<lb/>
zal) des Volkes gewinnen, eher führen Aenderungen in einem Lande nicht zum<lb/>
Guten. Mit einem Handschlag geloben sich die Drei Verschwiegenheit, jeder<lb/>
wolle in seiner Heimath sich mit den Freunden zum Zwecke des gesetzlichen<lb/>
Widerstandes verbünden und von dem Erfolg sich gegenseitig Bericht geben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_644"> Schließlich hierauf TelU</p><lb/>
            <lg xml:id="POEMID_19" type="poem">
              <l/>
            </lg><lb/>
            <p xml:id="ID_645"> Sie bieten sich die Hände und scheiden. Schluß des Actes. &#x2014;</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> ^ctus Lseunäus.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_646"> Grisler, im Begriffe aus Uri wegzureiten, beauftragt seinen Knecht Heinz<lb/>
Vögeli, den Vogthut an einer Stange unter der Marktlinde aufzustecken und<lb/>
diejenigen anzuzeigen, die vorübergehend dem Hute nicht Reverenz thun. Der<lb/>
Diener versvrichts, der Vogt geht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_647" next="#ID_648"> Erni von Melchthal, der aus dem Heimwege ist, begegnet hier seinen beiden</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0194] Aber Teil mahnt zugleich für jetzt zu vorsichtiger Verschwiegenheit, da man diese Gewaltthätigen nicht alsbald schon aus dem Lande zu verdrängen vermöge, sondern erst dann, wenn der gleichgestnnten Freunde viele sich zu demselben Zwecke in der Stille verbänden. Erni aus Melchthal tritt zu ihnen und erzählt aus Befragen: Er sei aus dem unterwaldner Lande entronnen. Der dortige Landvogt habe ihm die Ochsen vom Pfluge nehmen lassen; als Erni sich dem widersetzt habe, sei sein eigner Vater geblendet und um Haus und Hof geschätzt worden. Schon der Staufacher erklärte, er sei im Unmuth über den Schwyzervogt „unbsinnter Weise" von Brunnen bis Uri um Hilfe gelaufen; Erni behauptet, er sei nahe daran, über sein Leiden taub und irr, „irrsinnig" zu werden. Teil beruhigt den Klagenden mit dem vorhin schon gegebenen Rath und warnt noch einmal vor allzurascher Gegenwehr. Man müsse erst die Majorität (ein nichte zal) des Volkes gewinnen, eher führen Aenderungen in einem Lande nicht zum Guten. Mit einem Handschlag geloben sich die Drei Verschwiegenheit, jeder wolle in seiner Heimath sich mit den Freunden zum Zwecke des gesetzlichen Widerstandes verbünden und von dem Erfolg sich gegenseitig Bericht geben. Schließlich hierauf TelU Sie bieten sich die Hände und scheiden. Schluß des Actes. — ^ctus Lseunäus. Grisler, im Begriffe aus Uri wegzureiten, beauftragt seinen Knecht Heinz Vögeli, den Vogthut an einer Stange unter der Marktlinde aufzustecken und diejenigen anzuzeigen, die vorübergehend dem Hute nicht Reverenz thun. Der Diener versvrichts, der Vogt geht. Erni von Melchthal, der aus dem Heimwege ist, begegnet hier seinen beiden

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/194
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/194>, abgerufen am 03.05.2024.