Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

müssen wir uns ein dieser Stelle darzulegen versagen. Ebenso ist es bei dein
Aussatz über den Ursprung der Sprache, dem wir vielseitige Beachtung und Prüfung
wünschen. Den Schluß bilden Beiträge zur Charakteristik Alexanders des Großen.
-- Wir hoffen von Herzen, daß diesem zweiten Bande noch manche reife Frucht
eines schönen Greisenalters folgen möge und fühlen uns doppelt berechtigt dazu,
da in diesen Aufscitzeu nicht nur ernste Wissenschaftlichkeit, sondern auch ein männlich
tüchtiger und liebenswürdig heiterer Sinn waltet, der Bürgschaft für die oruäa, vt.
virickig scmootnZ ihres Verfassers ablegt. Und da sich nun einmal in diesen ersten
Wochen des Winters sedes Buch unter dem weihnachtlichen Lichte der Verschenkbar-
keit darstellt, so sei hinzugefügt, daß wir es gern recht vielen angehenden und ge¬
reifte" Jüngern der Philologie gewidmet sehen würden. -- Dasselbe gilt von


Bonn, Marcus 1802.

Pin darf Leben und Dichtung, dargestellt vou Leopold Schmidt.
Unter den Ehrengaben, welche einem Haupthelden der Alter¬
thum swissenschaft zur Feier seines funfzigjährigen Prvfessvrcnjubilüums dargebracht
worden sind, verdient dieses Werk eine der ersten Stellen. So unmöglich es sein
würde, dieses Urtheil hier eingehend zu motiviren als vor einem Forum, dem die
eigentlich fachwisscnschaftliche Seite der Philologie ferne bleibt, so muß doch auf den
Hauptplan des Werkes hingewiesen werden, nach welchem auf einige kürzere Abschnitte
über des Dichters äußere Lebensumstände und seine dichterische Natur eine ausführ¬
liche Betrachtung seiner noch vorhandenen Werte folgt, in welcher mit Scharfsinn,
feinem poetischen Gefühl und weiser Mäßigung die allmälige Entwickelung und Aus¬
bildung eines der großartigsten Dichter verfolgt wird. Vielleicht, daß dieses Buch
dazu beiträgt, ein allgemeineres Interesse auch für die Lyriker der Griechen zu er-
wecken, wie es schon längst ihrer dramatischen Poesie gezollt wird. Und wer der
streng methodischen liebevollen Untersuchung um ihrer selber willen folgt, Wird Ge¬
nuß und reiche Förderung finden, denn sie stellt sich den besten historisch-kritischen
Arbeiten ähnlichen Inhaltes würdig zur Seite.



Sophokles. Deutsch in den Versmaßen der Urschrift von D on ner. 5. Auf¬
lage. Leipzig und Heidelberg, Winter, 1803. 2 Bde. --

Diese fünfte Auflage ist
ein guter Beweis für die Hcimathsangehörigtcit, welche sich der größte antike Dichter
bei uns erworben hat. Plan und Einrichtung des Ganzen ist unverändert geblieben,
auch siud uns bei der Durchsicht wesentliche Aenderungen nicht gerade vorgekommen.
Wörtlich treu ist übersetzt und das Geschick des Uebersetzers verdient die ihm gewor¬
dene Anerkennung, doch wollen wir gestehen, daß uns ein gewisser nüchtern-trockner
Ton und die zuweilen auffällige Härte besonders in den Chören nicht wohlthuend
berührt. Gerade die Sprache des Sophokles ist so frei und klar, daß derartige
Uebelstände bei einer Uebertragung vor allem vermieden werden müssen, und wir
fügen hinzu, daß es befremdlich ist, wie wenig sich die meisten Uebersetzer das Stu¬
dium u n fr er Dichter zu Nutze machen. Vorzugsweise Goethes Iphigenia, nach der
sprachlichen Seite im weitesten Sinne durchgearbeitet, würde die vortrefflichste Ein-
wirknng auf die Nachbildungen des Sophokles haben.


Die Lustspiele des Plautus, deutsch in den Versmaßen der Urschrift von
Donner. Erster Band, Leipzig und Heidelberg, Winter, 1804.

Weniger lobend können mir uns über die Plautusübcrsctzung desselben Ver¬
fassers aussprechen. Dem tollen Uebermuth, der derben und witzigen Laune des
Plnutus steht ein so hausbackenes Gewand schlecht an. Um eine annähernde Wir¬
kung zu erzielen, muß das Prineip der Wörtlichkcit geopfert werden. Für mißlungen
halten wir beispielsweise gleich die Uebersetzungen der Namen im Mio" gloriosus,
dem ersten Stücke des vorliegenden Bandes. Mio" gloriaimg, ist durchaus etwas
anderes als "der Großsprecher", besser ist schon "der Bramarbas". Dann giebt
"Maucrsturm" das feierliche Pyrgopoliuiens ebensowenig wieder als das klein¬
liche "Kuchenknips" den nimmersatten Artvtrogus. Und endlich würde es wohl der


müssen wir uns ein dieser Stelle darzulegen versagen. Ebenso ist es bei dein
Aussatz über den Ursprung der Sprache, dem wir vielseitige Beachtung und Prüfung
wünschen. Den Schluß bilden Beiträge zur Charakteristik Alexanders des Großen.
— Wir hoffen von Herzen, daß diesem zweiten Bande noch manche reife Frucht
eines schönen Greisenalters folgen möge und fühlen uns doppelt berechtigt dazu,
da in diesen Aufscitzeu nicht nur ernste Wissenschaftlichkeit, sondern auch ein männlich
tüchtiger und liebenswürdig heiterer Sinn waltet, der Bürgschaft für die oruäa, vt.
virickig scmootnZ ihres Verfassers ablegt. Und da sich nun einmal in diesen ersten
Wochen des Winters sedes Buch unter dem weihnachtlichen Lichte der Verschenkbar-
keit darstellt, so sei hinzugefügt, daß wir es gern recht vielen angehenden und ge¬
reifte» Jüngern der Philologie gewidmet sehen würden. — Dasselbe gilt von


Bonn, Marcus 1802.

Pin darf Leben und Dichtung, dargestellt vou Leopold Schmidt.
Unter den Ehrengaben, welche einem Haupthelden der Alter¬
thum swissenschaft zur Feier seines funfzigjährigen Prvfessvrcnjubilüums dargebracht
worden sind, verdient dieses Werk eine der ersten Stellen. So unmöglich es sein
würde, dieses Urtheil hier eingehend zu motiviren als vor einem Forum, dem die
eigentlich fachwisscnschaftliche Seite der Philologie ferne bleibt, so muß doch auf den
Hauptplan des Werkes hingewiesen werden, nach welchem auf einige kürzere Abschnitte
über des Dichters äußere Lebensumstände und seine dichterische Natur eine ausführ¬
liche Betrachtung seiner noch vorhandenen Werte folgt, in welcher mit Scharfsinn,
feinem poetischen Gefühl und weiser Mäßigung die allmälige Entwickelung und Aus¬
bildung eines der großartigsten Dichter verfolgt wird. Vielleicht, daß dieses Buch
dazu beiträgt, ein allgemeineres Interesse auch für die Lyriker der Griechen zu er-
wecken, wie es schon längst ihrer dramatischen Poesie gezollt wird. Und wer der
streng methodischen liebevollen Untersuchung um ihrer selber willen folgt, Wird Ge¬
nuß und reiche Förderung finden, denn sie stellt sich den besten historisch-kritischen
Arbeiten ähnlichen Inhaltes würdig zur Seite.



Sophokles. Deutsch in den Versmaßen der Urschrift von D on ner. 5. Auf¬
lage. Leipzig und Heidelberg, Winter, 1803. 2 Bde. —

Diese fünfte Auflage ist
ein guter Beweis für die Hcimathsangehörigtcit, welche sich der größte antike Dichter
bei uns erworben hat. Plan und Einrichtung des Ganzen ist unverändert geblieben,
auch siud uns bei der Durchsicht wesentliche Aenderungen nicht gerade vorgekommen.
Wörtlich treu ist übersetzt und das Geschick des Uebersetzers verdient die ihm gewor¬
dene Anerkennung, doch wollen wir gestehen, daß uns ein gewisser nüchtern-trockner
Ton und die zuweilen auffällige Härte besonders in den Chören nicht wohlthuend
berührt. Gerade die Sprache des Sophokles ist so frei und klar, daß derartige
Uebelstände bei einer Uebertragung vor allem vermieden werden müssen, und wir
fügen hinzu, daß es befremdlich ist, wie wenig sich die meisten Uebersetzer das Stu¬
dium u n fr er Dichter zu Nutze machen. Vorzugsweise Goethes Iphigenia, nach der
sprachlichen Seite im weitesten Sinne durchgearbeitet, würde die vortrefflichste Ein-
wirknng auf die Nachbildungen des Sophokles haben.


Die Lustspiele des Plautus, deutsch in den Versmaßen der Urschrift von
Donner. Erster Band, Leipzig und Heidelberg, Winter, 1804.

Weniger lobend können mir uns über die Plautusübcrsctzung desselben Ver¬
fassers aussprechen. Dem tollen Uebermuth, der derben und witzigen Laune des
Plnutus steht ein so hausbackenes Gewand schlecht an. Um eine annähernde Wir¬
kung zu erzielen, muß das Prineip der Wörtlichkcit geopfert werden. Für mißlungen
halten wir beispielsweise gleich die Uebersetzungen der Namen im Mio« gloriosus,
dem ersten Stücke des vorliegenden Bandes. Mio« gloriaimg, ist durchaus etwas
anderes als „der Großsprecher", besser ist schon „der Bramarbas". Dann giebt
„Maucrsturm" das feierliche Pyrgopoliuiens ebensowenig wieder als das klein¬
liche „Kuchenknips" den nimmersatten Artvtrogus. Und endlich würde es wohl der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190144"/>
              <p xml:id="ID_1721" prev="#ID_1720"> müssen wir uns ein dieser Stelle darzulegen versagen. Ebenso ist es bei dein<lb/>
Aussatz über den Ursprung der Sprache, dem wir vielseitige Beachtung und Prüfung<lb/>
wünschen. Den Schluß bilden Beiträge zur Charakteristik Alexanders des Großen.<lb/>
&#x2014; Wir hoffen von Herzen, daß diesem zweiten Bande noch manche reife Frucht<lb/>
eines schönen Greisenalters folgen möge und fühlen uns doppelt berechtigt dazu,<lb/>
da in diesen Aufscitzeu nicht nur ernste Wissenschaftlichkeit, sondern auch ein männlich<lb/>
tüchtiger und liebenswürdig heiterer Sinn waltet, der Bürgschaft für die oruäa, vt.<lb/>
virickig scmootnZ ihres Verfassers ablegt. Und da sich nun einmal in diesen ersten<lb/>
Wochen des Winters sedes Buch unter dem weihnachtlichen Lichte der Verschenkbar-<lb/>
keit darstellt, so sei hinzugefügt, daß wir es gern recht vielen angehenden und ge¬<lb/>
reifte» Jüngern der Philologie gewidmet sehen würden. &#x2014; Dasselbe gilt von</p><lb/>
            </div>
            <div n="3">
              <head> Bonn, Marcus 1802.</head>
              <p xml:id="ID_1722"> Pin darf Leben und Dichtung, dargestellt vou Leopold Schmidt.<lb/>
Unter den Ehrengaben, welche einem Haupthelden der Alter¬<lb/>
thum swissenschaft zur Feier seines funfzigjährigen Prvfessvrcnjubilüums dargebracht<lb/>
worden sind, verdient dieses Werk eine der ersten Stellen. So unmöglich es sein<lb/>
würde, dieses Urtheil hier eingehend zu motiviren als vor einem Forum, dem die<lb/>
eigentlich fachwisscnschaftliche Seite der Philologie ferne bleibt, so muß doch auf den<lb/>
Hauptplan des Werkes hingewiesen werden, nach welchem auf einige kürzere Abschnitte<lb/>
über des Dichters äußere Lebensumstände und seine dichterische Natur eine ausführ¬<lb/>
liche Betrachtung seiner noch vorhandenen Werte folgt, in welcher mit Scharfsinn,<lb/>
feinem poetischen Gefühl und weiser Mäßigung die allmälige Entwickelung und Aus¬<lb/>
bildung eines der großartigsten Dichter verfolgt wird. Vielleicht, daß dieses Buch<lb/>
dazu beiträgt, ein allgemeineres Interesse auch für die Lyriker der Griechen zu er-<lb/>
wecken, wie es schon längst ihrer dramatischen Poesie gezollt wird. Und wer der<lb/>
streng methodischen liebevollen Untersuchung um ihrer selber willen folgt, Wird Ge¬<lb/>
nuß und reiche Förderung finden, denn sie stellt sich den besten historisch-kritischen<lb/>
Arbeiten ähnlichen Inhaltes würdig zur Seite.</p><lb/>
            </div>
            <div n="3">
              <head/><lb/>
            </div>
            <div n="3">
              <head> Sophokles. Deutsch in den Versmaßen der Urschrift von D on ner. 5. Auf¬</head>
            </div>
            <div n="3">
              <head> lage. Leipzig und Heidelberg, Winter, 1803. 2 Bde. &#x2014;</head>
              <p xml:id="ID_1723"> Diese fünfte Auflage ist<lb/>
ein guter Beweis für die Hcimathsangehörigtcit, welche sich der größte antike Dichter<lb/>
bei uns erworben hat. Plan und Einrichtung des Ganzen ist unverändert geblieben,<lb/>
auch siud uns bei der Durchsicht wesentliche Aenderungen nicht gerade vorgekommen.<lb/>
Wörtlich treu ist übersetzt und das Geschick des Uebersetzers verdient die ihm gewor¬<lb/>
dene Anerkennung, doch wollen wir gestehen, daß uns ein gewisser nüchtern-trockner<lb/>
Ton und die zuweilen auffällige Härte besonders in den Chören nicht wohlthuend<lb/>
berührt. Gerade die Sprache des Sophokles ist so frei und klar, daß derartige<lb/>
Uebelstände bei einer Uebertragung vor allem vermieden werden müssen, und wir<lb/>
fügen hinzu, daß es befremdlich ist, wie wenig sich die meisten Uebersetzer das Stu¬<lb/>
dium u n fr er Dichter zu Nutze machen. Vorzugsweise Goethes Iphigenia, nach der<lb/>
sprachlichen Seite im weitesten Sinne durchgearbeitet, würde die vortrefflichste Ein-<lb/>
wirknng auf die Nachbildungen des Sophokles haben.</p><lb/>
            </div>
            <div n="3">
              <head> Die Lustspiele des Plautus, deutsch in den Versmaßen der Urschrift von<lb/>
Donner.  Erster Band,  Leipzig und Heidelberg, Winter, 1804.</head><lb/>
              <p xml:id="ID_1724" next="#ID_1725"> Weniger lobend können mir uns über die Plautusübcrsctzung desselben Ver¬<lb/>
fassers aussprechen. Dem tollen Uebermuth, der derben und witzigen Laune des<lb/>
Plnutus steht ein so hausbackenes Gewand schlecht an. Um eine annähernde Wir¬<lb/>
kung zu erzielen, muß das Prineip der Wörtlichkcit geopfert werden. Für mißlungen<lb/>
halten wir beispielsweise gleich die Uebersetzungen der Namen im Mio« gloriosus,<lb/>
dem ersten Stücke des vorliegenden Bandes. Mio« gloriaimg, ist durchaus etwas<lb/>
anderes als &#x201E;der Großsprecher", besser ist schon &#x201E;der Bramarbas". Dann giebt<lb/>
&#x201E;Maucrsturm" das feierliche Pyrgopoliuiens ebensowenig wieder als das klein¬<lb/>
liche &#x201E;Kuchenknips" den nimmersatten Artvtrogus.  Und endlich würde es wohl der</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0520] müssen wir uns ein dieser Stelle darzulegen versagen. Ebenso ist es bei dein Aussatz über den Ursprung der Sprache, dem wir vielseitige Beachtung und Prüfung wünschen. Den Schluß bilden Beiträge zur Charakteristik Alexanders des Großen. — Wir hoffen von Herzen, daß diesem zweiten Bande noch manche reife Frucht eines schönen Greisenalters folgen möge und fühlen uns doppelt berechtigt dazu, da in diesen Aufscitzeu nicht nur ernste Wissenschaftlichkeit, sondern auch ein männlich tüchtiger und liebenswürdig heiterer Sinn waltet, der Bürgschaft für die oruäa, vt. virickig scmootnZ ihres Verfassers ablegt. Und da sich nun einmal in diesen ersten Wochen des Winters sedes Buch unter dem weihnachtlichen Lichte der Verschenkbar- keit darstellt, so sei hinzugefügt, daß wir es gern recht vielen angehenden und ge¬ reifte» Jüngern der Philologie gewidmet sehen würden. — Dasselbe gilt von Bonn, Marcus 1802. Pin darf Leben und Dichtung, dargestellt vou Leopold Schmidt. Unter den Ehrengaben, welche einem Haupthelden der Alter¬ thum swissenschaft zur Feier seines funfzigjährigen Prvfessvrcnjubilüums dargebracht worden sind, verdient dieses Werk eine der ersten Stellen. So unmöglich es sein würde, dieses Urtheil hier eingehend zu motiviren als vor einem Forum, dem die eigentlich fachwisscnschaftliche Seite der Philologie ferne bleibt, so muß doch auf den Hauptplan des Werkes hingewiesen werden, nach welchem auf einige kürzere Abschnitte über des Dichters äußere Lebensumstände und seine dichterische Natur eine ausführ¬ liche Betrachtung seiner noch vorhandenen Werte folgt, in welcher mit Scharfsinn, feinem poetischen Gefühl und weiser Mäßigung die allmälige Entwickelung und Aus¬ bildung eines der großartigsten Dichter verfolgt wird. Vielleicht, daß dieses Buch dazu beiträgt, ein allgemeineres Interesse auch für die Lyriker der Griechen zu er- wecken, wie es schon längst ihrer dramatischen Poesie gezollt wird. Und wer der streng methodischen liebevollen Untersuchung um ihrer selber willen folgt, Wird Ge¬ nuß und reiche Förderung finden, denn sie stellt sich den besten historisch-kritischen Arbeiten ähnlichen Inhaltes würdig zur Seite. Sophokles. Deutsch in den Versmaßen der Urschrift von D on ner. 5. Auf¬ lage. Leipzig und Heidelberg, Winter, 1803. 2 Bde. — Diese fünfte Auflage ist ein guter Beweis für die Hcimathsangehörigtcit, welche sich der größte antike Dichter bei uns erworben hat. Plan und Einrichtung des Ganzen ist unverändert geblieben, auch siud uns bei der Durchsicht wesentliche Aenderungen nicht gerade vorgekommen. Wörtlich treu ist übersetzt und das Geschick des Uebersetzers verdient die ihm gewor¬ dene Anerkennung, doch wollen wir gestehen, daß uns ein gewisser nüchtern-trockner Ton und die zuweilen auffällige Härte besonders in den Chören nicht wohlthuend berührt. Gerade die Sprache des Sophokles ist so frei und klar, daß derartige Uebelstände bei einer Uebertragung vor allem vermieden werden müssen, und wir fügen hinzu, daß es befremdlich ist, wie wenig sich die meisten Uebersetzer das Stu¬ dium u n fr er Dichter zu Nutze machen. Vorzugsweise Goethes Iphigenia, nach der sprachlichen Seite im weitesten Sinne durchgearbeitet, würde die vortrefflichste Ein- wirknng auf die Nachbildungen des Sophokles haben. Die Lustspiele des Plautus, deutsch in den Versmaßen der Urschrift von Donner. Erster Band, Leipzig und Heidelberg, Winter, 1804. Weniger lobend können mir uns über die Plautusübcrsctzung desselben Ver¬ fassers aussprechen. Dem tollen Uebermuth, der derben und witzigen Laune des Plnutus steht ein so hausbackenes Gewand schlecht an. Um eine annähernde Wir¬ kung zu erzielen, muß das Prineip der Wörtlichkcit geopfert werden. Für mißlungen halten wir beispielsweise gleich die Uebersetzungen der Namen im Mio« gloriosus, dem ersten Stücke des vorliegenden Bandes. Mio« gloriaimg, ist durchaus etwas anderes als „der Großsprecher", besser ist schon „der Bramarbas". Dann giebt „Maucrsturm" das feierliche Pyrgopoliuiens ebensowenig wieder als das klein¬ liche „Kuchenknips" den nimmersatten Artvtrogus. Und endlich würde es wohl der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/520
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/520>, abgerufen am 05.05.2024.