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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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herrlichen Polizeigewalt, Einführung einer Krcisordnung, da sie sich im We¬
sentlichen dem von dem liberalen Ministerium vorgelegten Entwurf anschließen
sann, Beschränkung der Jnstanzbefugnissc der Verwaltungschefs zu Gunsten der
richterlichen Behörden -- dies würden die ersten Schritte zu einer Besserung der
Verhältnisse sein. Dann würde es möglich werden, die Zahl der eigentlich po¬
litischen Aemter, die nothwendig einen Parteicharatter tragen müssen, auf einige
der höchsten Stellen zu beschränken, vor allem aber die Landräthe ganz der
Administration der Kreise ohne jegliche Beimischung einer politischen Tendenz
zurückzugeben. Die segensreiche Einwirkung einer in dieser Richtung sich be¬
wegenden Gesetzgebung würde keiner Classe in höherem Grade zu Gute kom¬
men, als derjenigen, die ihr am meisten widerstrebt, der Classe der großen
Grundbesitzer.

Wir haben diese Fragen, obgleich sie zum Theil schon außerhalb des Krei¬
ses des V e rfass" n g s rechtes liege", doch in den Bereich unserer Betrachtung
ziehe" zu müssen geglaubt, da hier gerade die empfindlichste Lücke unseres Staats¬
wesens liegt. Ein näheres Eingehen auf das Verwaltungsrecht versparen wir
uns bis zum Erscheinen des Schlußbandes der zweiten Auflage von nommes
Wert, der das Verwaltungsrecht behandeln wird.




Das älteste Christenthum und seine Literatur.
9. Kampf und Auseinandersetzung der Parteien.
(Schluß des Cyklus.)

Je spärlicher unsere Nachrichten über die Schicksale sind, die Paulus auf
seinen Missionsreiscn erlebte, um so unschätzbarer sind uns seine vier Hauptbriefc
wegen der Einblicke, welche sie uns in die Persönlichkeit des Apostels, in den
Zustand seiner Gemeinden und in die Kämpfe gewähren, welche er hier zu be¬
stehen hatte. Diese Briefe sind keineswegs in erster Linie Lchrepifteln, in der
Absicht geschrieben, den Inhalt des christliche" Glaubens dogmatisch ausein¬
anderzusetzen. Vielmehr sind es immer bestimmte Veranlassungen, praktische
Fragen, welche den Apostel zum Schreiben bewogen. Ihr großer historischer
Werth beruht eben darauf, das- sie uus in ganz bestimme Situationen versetzen.


herrlichen Polizeigewalt, Einführung einer Krcisordnung, da sie sich im We¬
sentlichen dem von dem liberalen Ministerium vorgelegten Entwurf anschließen
sann, Beschränkung der Jnstanzbefugnissc der Verwaltungschefs zu Gunsten der
richterlichen Behörden — dies würden die ersten Schritte zu einer Besserung der
Verhältnisse sein. Dann würde es möglich werden, die Zahl der eigentlich po¬
litischen Aemter, die nothwendig einen Parteicharatter tragen müssen, auf einige
der höchsten Stellen zu beschränken, vor allem aber die Landräthe ganz der
Administration der Kreise ohne jegliche Beimischung einer politischen Tendenz
zurückzugeben. Die segensreiche Einwirkung einer in dieser Richtung sich be¬
wegenden Gesetzgebung würde keiner Classe in höherem Grade zu Gute kom¬
men, als derjenigen, die ihr am meisten widerstrebt, der Classe der großen
Grundbesitzer.

Wir haben diese Fragen, obgleich sie zum Theil schon außerhalb des Krei¬
ses des V e rfass» n g s rechtes liege», doch in den Bereich unserer Betrachtung
ziehe» zu müssen geglaubt, da hier gerade die empfindlichste Lücke unseres Staats¬
wesens liegt. Ein näheres Eingehen auf das Verwaltungsrecht versparen wir
uns bis zum Erscheinen des Schlußbandes der zweiten Auflage von nommes
Wert, der das Verwaltungsrecht behandeln wird.




Das älteste Christenthum und seine Literatur.
9. Kampf und Auseinandersetzung der Parteien.
(Schluß des Cyklus.)

Je spärlicher unsere Nachrichten über die Schicksale sind, die Paulus auf
seinen Missionsreiscn erlebte, um so unschätzbarer sind uns seine vier Hauptbriefc
wegen der Einblicke, welche sie uns in die Persönlichkeit des Apostels, in den
Zustand seiner Gemeinden und in die Kämpfe gewähren, welche er hier zu be¬
stehen hatte. Diese Briefe sind keineswegs in erster Linie Lchrepifteln, in der
Absicht geschrieben, den Inhalt des christliche» Glaubens dogmatisch ausein¬
anderzusetzen. Vielmehr sind es immer bestimmte Veranlassungen, praktische
Fragen, welche den Apostel zum Schreiben bewogen. Ihr großer historischer
Werth beruht eben darauf, das- sie uus in ganz bestimme Situationen versetzen.


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[0096] herrlichen Polizeigewalt, Einführung einer Krcisordnung, da sie sich im We¬ sentlichen dem von dem liberalen Ministerium vorgelegten Entwurf anschließen sann, Beschränkung der Jnstanzbefugnissc der Verwaltungschefs zu Gunsten der richterlichen Behörden — dies würden die ersten Schritte zu einer Besserung der Verhältnisse sein. Dann würde es möglich werden, die Zahl der eigentlich po¬ litischen Aemter, die nothwendig einen Parteicharatter tragen müssen, auf einige der höchsten Stellen zu beschränken, vor allem aber die Landräthe ganz der Administration der Kreise ohne jegliche Beimischung einer politischen Tendenz zurückzugeben. Die segensreiche Einwirkung einer in dieser Richtung sich be¬ wegenden Gesetzgebung würde keiner Classe in höherem Grade zu Gute kom¬ men, als derjenigen, die ihr am meisten widerstrebt, der Classe der großen Grundbesitzer. Wir haben diese Fragen, obgleich sie zum Theil schon außerhalb des Krei¬ ses des V e rfass» n g s rechtes liege», doch in den Bereich unserer Betrachtung ziehe» zu müssen geglaubt, da hier gerade die empfindlichste Lücke unseres Staats¬ wesens liegt. Ein näheres Eingehen auf das Verwaltungsrecht versparen wir uns bis zum Erscheinen des Schlußbandes der zweiten Auflage von nommes Wert, der das Verwaltungsrecht behandeln wird. Das älteste Christenthum und seine Literatur. 9. Kampf und Auseinandersetzung der Parteien. (Schluß des Cyklus.) Je spärlicher unsere Nachrichten über die Schicksale sind, die Paulus auf seinen Missionsreiscn erlebte, um so unschätzbarer sind uns seine vier Hauptbriefc wegen der Einblicke, welche sie uns in die Persönlichkeit des Apostels, in den Zustand seiner Gemeinden und in die Kämpfe gewähren, welche er hier zu be¬ stehen hatte. Diese Briefe sind keineswegs in erster Linie Lchrepifteln, in der Absicht geschrieben, den Inhalt des christliche» Glaubens dogmatisch ausein¬ anderzusetzen. Vielmehr sind es immer bestimmte Veranlassungen, praktische Fragen, welche den Apostel zum Schreiben bewogen. Ihr großer historischer Werth beruht eben darauf, das- sie uus in ganz bestimme Situationen versetzen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/96>, abgerufen am 05.05.2024.