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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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als die Mittel ausfindig zu machen, wie auf die Verpflegung dieser Truppen
gespart werden könne, um das Land in pecuniärer Hinsicht möglichst zu er¬
leichtern.


b) Sardinien.

Der König von Sardinien hat bereits officielle Schritte bei den größeren
Höfen gethan, um den Abzug der Oestreicher aus seinem Königreich zu erwir¬
ken und dabei erklärt, daß er sich bereits stark genug glaube, um mit eigenen
Kräften die Nuhe zu erhalten. Da aber sowohl gesandtschaftliche Berichte als
andere Nachrichten nicht so beruhigend über den inneren Zustand dieses Landes
lauten und man Ursache hat. zu vermuthen, daß der König selbst diesen Schritt
nur gethan habe, um sich dadurch populär zu machen, im Grunde aber nichts
anderes wünsche, als daß seinem Ansinnen von den Mächten nicht willfahrt
werden möge oder daß wenigstens alle Truppen, die zurückgezogen werden dürf¬
ten, auf östreichischen Grund und Boden stehen bleiben möchten, so wird diese
Frage einer gründlichen Erörterung unterworfen und dem König erklärt wer¬
de", daß Von der Aufstellung einer östreichischen Observationsarmce an den
Grenzen seines Königreiches keine Rede sein könne, daß demnach, wenn er den
Mächten die Ueberzeugung zu geben im Stande wäre, daß nach dem Abzug der
Oestreicher keine Unruhen mehr zu befürchten seien, man feinen Anstand nehmen
würde, seinem Wunsche zu willfahren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es
dahin kommen, daß die östreichischen Truppen zwar zurückgezogen, die Haupt¬
festungen des Landes hingegen von denselben besetzt bleiben werden.


III. Spanien und Portugal.

Ueber das, was in Rücksicht dieser beiden unglücklichen Länder zu beschließen
sein dürfte, find bis jetzt die Meinungen noch sehr verschieden. Nur darüber
ist man einig, daß dies einer der wichtigsten Gegenstände der Berathung sein
müsse. Im verflossenen Jahre hatte Nußland den Antrag förmlich gestellt, den
Unruhen in Spanien mit gewaffneter Hand im Namen der Allianz ein Ende
zu machen. Frankreich hat vor wenige" Monate" noch sich anerboten, dieses
Geschäft allein zu übernehme", jedoch ebenfalls im Name" der Alliirten, so wie
Oestreich gege" Neapel Verfahren hat. Seit bien letzten bedeutende" Fortschrit¬
ten, welche die Armee des Glaubens gemacht hat, besteht das Cabinet der Tui-
lerien nicht mehr auf seinem Antrag und glaubt nur, daß sich seine Einmischung
auf die Aufstellung der Occupationöarmee beschränken und man die weitere
Entwicklung der Gegenrevolution abwarten solle.

Zu den vielfältigen Bedenllichleite" u"d Hindernissen, die sich einer Ein¬
mischung fremder Mächte in die inneren Angelegciiheite" Spaniens entgegen¬
stellen, kommt noch der Umstand, daß England feierlich erklärt hat, nie an
einem solchen Unternehmen theilnehmen zu können. Es würde demnach eine
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als die Mittel ausfindig zu machen, wie auf die Verpflegung dieser Truppen
gespart werden könne, um das Land in pecuniärer Hinsicht möglichst zu er¬
leichtern.


b) Sardinien.

Der König von Sardinien hat bereits officielle Schritte bei den größeren
Höfen gethan, um den Abzug der Oestreicher aus seinem Königreich zu erwir¬
ken und dabei erklärt, daß er sich bereits stark genug glaube, um mit eigenen
Kräften die Nuhe zu erhalten. Da aber sowohl gesandtschaftliche Berichte als
andere Nachrichten nicht so beruhigend über den inneren Zustand dieses Landes
lauten und man Ursache hat. zu vermuthen, daß der König selbst diesen Schritt
nur gethan habe, um sich dadurch populär zu machen, im Grunde aber nichts
anderes wünsche, als daß seinem Ansinnen von den Mächten nicht willfahrt
werden möge oder daß wenigstens alle Truppen, die zurückgezogen werden dürf¬
ten, auf östreichischen Grund und Boden stehen bleiben möchten, so wird diese
Frage einer gründlichen Erörterung unterworfen und dem König erklärt wer¬
de», daß Von der Aufstellung einer östreichischen Observationsarmce an den
Grenzen seines Königreiches keine Rede sein könne, daß demnach, wenn er den
Mächten die Ueberzeugung zu geben im Stande wäre, daß nach dem Abzug der
Oestreicher keine Unruhen mehr zu befürchten seien, man feinen Anstand nehmen
würde, seinem Wunsche zu willfahren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es
dahin kommen, daß die östreichischen Truppen zwar zurückgezogen, die Haupt¬
festungen des Landes hingegen von denselben besetzt bleiben werden.


III. Spanien und Portugal.

Ueber das, was in Rücksicht dieser beiden unglücklichen Länder zu beschließen
sein dürfte, find bis jetzt die Meinungen noch sehr verschieden. Nur darüber
ist man einig, daß dies einer der wichtigsten Gegenstände der Berathung sein
müsse. Im verflossenen Jahre hatte Nußland den Antrag förmlich gestellt, den
Unruhen in Spanien mit gewaffneter Hand im Namen der Allianz ein Ende
zu machen. Frankreich hat vor wenige» Monate» noch sich anerboten, dieses
Geschäft allein zu übernehme», jedoch ebenfalls im Name» der Alliirten, so wie
Oestreich gege» Neapel Verfahren hat. Seit bien letzten bedeutende» Fortschrit¬
ten, welche die Armee des Glaubens gemacht hat, besteht das Cabinet der Tui-
lerien nicht mehr auf seinem Antrag und glaubt nur, daß sich seine Einmischung
auf die Aufstellung der Occupationöarmee beschränken und man die weitere
Entwicklung der Gegenrevolution abwarten solle.

Zu den vielfältigen Bedenllichleite» u»d Hindernissen, die sich einer Ein¬
mischung fremder Mächte in die inneren Angelegciiheite» Spaniens entgegen¬
stellen, kommt noch der Umstand, daß England feierlich erklärt hat, nie an
einem solchen Unternehmen theilnehmen zu können. Es würde demnach eine
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[0125] als die Mittel ausfindig zu machen, wie auf die Verpflegung dieser Truppen gespart werden könne, um das Land in pecuniärer Hinsicht möglichst zu er¬ leichtern. b) Sardinien. Der König von Sardinien hat bereits officielle Schritte bei den größeren Höfen gethan, um den Abzug der Oestreicher aus seinem Königreich zu erwir¬ ken und dabei erklärt, daß er sich bereits stark genug glaube, um mit eigenen Kräften die Nuhe zu erhalten. Da aber sowohl gesandtschaftliche Berichte als andere Nachrichten nicht so beruhigend über den inneren Zustand dieses Landes lauten und man Ursache hat. zu vermuthen, daß der König selbst diesen Schritt nur gethan habe, um sich dadurch populär zu machen, im Grunde aber nichts anderes wünsche, als daß seinem Ansinnen von den Mächten nicht willfahrt werden möge oder daß wenigstens alle Truppen, die zurückgezogen werden dürf¬ ten, auf östreichischen Grund und Boden stehen bleiben möchten, so wird diese Frage einer gründlichen Erörterung unterworfen und dem König erklärt wer¬ de», daß Von der Aufstellung einer östreichischen Observationsarmce an den Grenzen seines Königreiches keine Rede sein könne, daß demnach, wenn er den Mächten die Ueberzeugung zu geben im Stande wäre, daß nach dem Abzug der Oestreicher keine Unruhen mehr zu befürchten seien, man feinen Anstand nehmen würde, seinem Wunsche zu willfahren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es dahin kommen, daß die östreichischen Truppen zwar zurückgezogen, die Haupt¬ festungen des Landes hingegen von denselben besetzt bleiben werden. III. Spanien und Portugal. Ueber das, was in Rücksicht dieser beiden unglücklichen Länder zu beschließen sein dürfte, find bis jetzt die Meinungen noch sehr verschieden. Nur darüber ist man einig, daß dies einer der wichtigsten Gegenstände der Berathung sein müsse. Im verflossenen Jahre hatte Nußland den Antrag förmlich gestellt, den Unruhen in Spanien mit gewaffneter Hand im Namen der Allianz ein Ende zu machen. Frankreich hat vor wenige» Monate» noch sich anerboten, dieses Geschäft allein zu übernehme», jedoch ebenfalls im Name» der Alliirten, so wie Oestreich gege» Neapel Verfahren hat. Seit bien letzten bedeutende» Fortschrit¬ ten, welche die Armee des Glaubens gemacht hat, besteht das Cabinet der Tui- lerien nicht mehr auf seinem Antrag und glaubt nur, daß sich seine Einmischung auf die Aufstellung der Occupationöarmee beschränken und man die weitere Entwicklung der Gegenrevolution abwarten solle. Zu den vielfältigen Bedenllichleite» u»d Hindernissen, die sich einer Ein¬ mischung fremder Mächte in die inneren Angelegciiheite» Spaniens entgegen¬ stellen, kommt noch der Umstand, daß England feierlich erklärt hat, nie an einem solchen Unternehmen theilnehmen zu können. Es würde demnach eine * 15

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/125>, abgerufen am 29.04.2024.