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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Elisabeth-Album, zur belehrenden Unterhaltung für heranwachsende Mäd¬
chen von Aurelie, Wien, R. Lechner.

Das Buch, obgleich es in seiner Ausstattung den bunten Lichtern des Christ¬
baums angepaßt ist, verdient doch auch nach der Festzeit eine angelegentliche Em¬
pfehlung. Die bekannte Jugendschriftstcllcrin versteht in ausgezeichneter Weise sür
den literarischen Bedarf junger Damen zu sorgen, denen sorgliche Mütter noch un¬
gern den Schlüssel zu einer Bibliothek unserer ästhetischen Literatur in die Hand
geben. Auch in Auswahl und Erfindung des vorliegenden Buches hat sich Talent
und Tact der Herausgeberin bewährt. Wo sie Mist erzählt, freut die lebhafte und
anmuthige Darstellung, eine feine Laune und der gebildete liberale Sinn, wo
sie Uebersetzungen bringt, aus dem Französischen nach Madame Guizot, aus dem
Englischen nach Miß Edgeworth, ist die Uevcrschnng ungewöhnlich gut. Das aus
dem Reisewerk'e des Herzogs von Coburg zwei hübsche Episoden mitgetheilt sind, ein
Auszug aus dem Tagebuch der Herzogin Alexandrine und ein Jagdabenteuer des
Herzogs, wird Vielen willkommen sein, denen das Reisewerk nicht zugänglich ist. Druck
und Ausstattung des Buches thun ebenfalls das Ihre, die freundliche Gabe jungen
Leserinnen zu empfehlen.




(Eingesandt.)

Geehrte Redaction wird im Interesse der Sache um Aufnahme des Folgenden
sowohl dringend als ergebenst von den Unterfertigten ersucht.

Wenn man die Summe prüft, welche im Budget für Pensionen der Generale,
Admiräle, Stabs- und Obervfsizicre, sowie der Militärbeamtcn angesetzt erscheint und
wenn man Zahl und Gattung der Pensionisten im Schematismus derselben käuf¬
lich in Wien, Wcnedickts Buchhandlung --) einsieht, möchte man glauben, daß wir eine
zweite, invalidgeschvsscnc Armee zu erhalten haben, wenn es nicht ausfiele, daß die
Zahl der höhern Stünden angehörigen Pensionirten in keinem Verhältniß zu
der Zahl und Gchaltsziffer der gemeinen Mannschaft steht.

Dagegen, so oft man in den Garnisonen die zahlreichen rein vegetirenden pensionirten
Militärbcamten und Offiziere etwas näher betrachtet, hat man Ursache, sich über die sehr
guten Gesundheitsumstände, das rüstige Mannesalter und auch über die Bildung und
Intelligenz einer großen Anzahl dieser meist zu unfreiwilligem Nirbsthun Bemüssigtcu
zu wundern. Viele unter ihnen leiden Elend, da ein großer Theil derselben mit bestem Willen
einen Nebenerwerb entweder nicht auftreiben kann oder darf, wieder Andere leben
in Behäbigkeit und Reichthum, welche geradezu auffallen. -- Gratz, das bekannte


Elisabeth-Album, zur belehrenden Unterhaltung für heranwachsende Mäd¬
chen von Aurelie, Wien, R. Lechner.

Das Buch, obgleich es in seiner Ausstattung den bunten Lichtern des Christ¬
baums angepaßt ist, verdient doch auch nach der Festzeit eine angelegentliche Em¬
pfehlung. Die bekannte Jugendschriftstcllcrin versteht in ausgezeichneter Weise sür
den literarischen Bedarf junger Damen zu sorgen, denen sorgliche Mütter noch un¬
gern den Schlüssel zu einer Bibliothek unserer ästhetischen Literatur in die Hand
geben. Auch in Auswahl und Erfindung des vorliegenden Buches hat sich Talent
und Tact der Herausgeberin bewährt. Wo sie Mist erzählt, freut die lebhafte und
anmuthige Darstellung, eine feine Laune und der gebildete liberale Sinn, wo
sie Uebersetzungen bringt, aus dem Französischen nach Madame Guizot, aus dem
Englischen nach Miß Edgeworth, ist die Uevcrschnng ungewöhnlich gut. Das aus
dem Reisewerk'e des Herzogs von Coburg zwei hübsche Episoden mitgetheilt sind, ein
Auszug aus dem Tagebuch der Herzogin Alexandrine und ein Jagdabenteuer des
Herzogs, wird Vielen willkommen sein, denen das Reisewerk nicht zugänglich ist. Druck
und Ausstattung des Buches thun ebenfalls das Ihre, die freundliche Gabe jungen
Leserinnen zu empfehlen.




(Eingesandt.)

Geehrte Redaction wird im Interesse der Sache um Aufnahme des Folgenden
sowohl dringend als ergebenst von den Unterfertigten ersucht.

Wenn man die Summe prüft, welche im Budget für Pensionen der Generale,
Admiräle, Stabs- und Obervfsizicre, sowie der Militärbeamtcn angesetzt erscheint und
wenn man Zahl und Gattung der Pensionisten im Schematismus derselben käuf¬
lich in Wien, Wcnedickts Buchhandlung —) einsieht, möchte man glauben, daß wir eine
zweite, invalidgeschvsscnc Armee zu erhalten haben, wenn es nicht ausfiele, daß die
Zahl der höhern Stünden angehörigen Pensionirten in keinem Verhältniß zu
der Zahl und Gchaltsziffer der gemeinen Mannschaft steht.

Dagegen, so oft man in den Garnisonen die zahlreichen rein vegetirenden pensionirten
Militärbcamten und Offiziere etwas näher betrachtet, hat man Ursache, sich über die sehr
guten Gesundheitsumstände, das rüstige Mannesalter und auch über die Bildung und
Intelligenz einer großen Anzahl dieser meist zu unfreiwilligem Nirbsthun Bemüssigtcu
zu wundern. Viele unter ihnen leiden Elend, da ein großer Theil derselben mit bestem Willen
einen Nebenerwerb entweder nicht auftreiben kann oder darf, wieder Andere leben
in Behäbigkeit und Reichthum, welche geradezu auffallen. — Gratz, das bekannte


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[0128] Elisabeth-Album, zur belehrenden Unterhaltung für heranwachsende Mäd¬ chen von Aurelie, Wien, R. Lechner. Das Buch, obgleich es in seiner Ausstattung den bunten Lichtern des Christ¬ baums angepaßt ist, verdient doch auch nach der Festzeit eine angelegentliche Em¬ pfehlung. Die bekannte Jugendschriftstcllcrin versteht in ausgezeichneter Weise sür den literarischen Bedarf junger Damen zu sorgen, denen sorgliche Mütter noch un¬ gern den Schlüssel zu einer Bibliothek unserer ästhetischen Literatur in die Hand geben. Auch in Auswahl und Erfindung des vorliegenden Buches hat sich Talent und Tact der Herausgeberin bewährt. Wo sie Mist erzählt, freut die lebhafte und anmuthige Darstellung, eine feine Laune und der gebildete liberale Sinn, wo sie Uebersetzungen bringt, aus dem Französischen nach Madame Guizot, aus dem Englischen nach Miß Edgeworth, ist die Uevcrschnng ungewöhnlich gut. Das aus dem Reisewerk'e des Herzogs von Coburg zwei hübsche Episoden mitgetheilt sind, ein Auszug aus dem Tagebuch der Herzogin Alexandrine und ein Jagdabenteuer des Herzogs, wird Vielen willkommen sein, denen das Reisewerk nicht zugänglich ist. Druck und Ausstattung des Buches thun ebenfalls das Ihre, die freundliche Gabe jungen Leserinnen zu empfehlen. (Eingesandt.) Geehrte Redaction wird im Interesse der Sache um Aufnahme des Folgenden sowohl dringend als ergebenst von den Unterfertigten ersucht. Wenn man die Summe prüft, welche im Budget für Pensionen der Generale, Admiräle, Stabs- und Obervfsizicre, sowie der Militärbeamtcn angesetzt erscheint und wenn man Zahl und Gattung der Pensionisten im Schematismus derselben käuf¬ lich in Wien, Wcnedickts Buchhandlung —) einsieht, möchte man glauben, daß wir eine zweite, invalidgeschvsscnc Armee zu erhalten haben, wenn es nicht ausfiele, daß die Zahl der höhern Stünden angehörigen Pensionirten in keinem Verhältniß zu der Zahl und Gchaltsziffer der gemeinen Mannschaft steht. Dagegen, so oft man in den Garnisonen die zahlreichen rein vegetirenden pensionirten Militärbcamten und Offiziere etwas näher betrachtet, hat man Ursache, sich über die sehr guten Gesundheitsumstände, das rüstige Mannesalter und auch über die Bildung und Intelligenz einer großen Anzahl dieser meist zu unfreiwilligem Nirbsthun Bemüssigtcu zu wundern. Viele unter ihnen leiden Elend, da ein großer Theil derselben mit bestem Willen einen Nebenerwerb entweder nicht auftreiben kann oder darf, wieder Andere leben in Behäbigkeit und Reichthum, welche geradezu auffallen. — Gratz, das bekannte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/128>, abgerufen am 29.04.2024.