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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Reihe von Edicten den Wechslern und Privatbanken die Zinsen ganz unter¬
sagte, dann die Wechsler wenigstens mit sittlichem Makel behaftete und ihnen
den Zutritt zu Kirche und Altar verweigerte, ließ sich in Deutschland ebenso
wenig wie seine Vorgänger von jenen Schriftstellern und den Grundsätzen des
Zinsverbotes betreffs der Wechsler und Banken leiten, sondern gestattete ihnen
auf den oben gezeichneten Wegen ihre Entwicklung in richtiger Erkenntniß, wie
wichtig für die Gestaltung des Capitalverkehres die Wechsler, ihre Banken und
Pfandhäuser waren.




Eine Ungnade Napoleons des Ersten.

Nöinoirgg an l?Al'Alma.I Oonsalvi sLei'ötÄii'v ni'stat. Zu pkpe ?le VII. ?aris,
Rom-i ?1on, 1864.

1.

Jetzt, wo die römische Frage wieder in den Vordergrund tritt, dürfte es
nicht unpassend sein, an das Verhältniß Napoleons des Ersten zum Keiligen
Stuhle zu erinnern. Ein Augenzeuge und Mitagirender, Cardinal Consalvi, der
zuerst nach Paris gekommen war, um die Verhandlungen wegen Abschlusses
des Concvrdats zu leiten, entwirft in seinen Memoiren ein lebhaftes Bild
der damaligen Zustände, und die Aufzeichnungen dieses Kirchenfürsten verdienen
um so größere Beachtung, als seine Aussagen den unverkennbaren Stempel
der Wahrhaftigkeit tragen. Der Cardinal, der diese Memoiren im Exile schrieb,
strebt sichtlich nach Mäßigung-, er bemüht sich, so objectiv als möglich zu
bleiben und man merkt.seiner Darstellung an. daß er fürchtet, schon die schlichte
Wahrheit könnte unwahrscheinlich dünken. ,

Noch unterwegs erfuhr Consalvi, der in Gesellschaft des Cardinal Pietro
reiste, daß Napoleon durch eine dem Senate mitgetheilte Civilacte seine Heirath
mit Josephine Beauharnais als nichtig erklärt habe und daß die geistliche Be¬
hörde von Paris ebenso wie die erzbischöfliche sich für die Nichtigkeit auch
des religiösen Bandes erklärt hätten.

Einige Tage nach der Ankunft Consalvis in Paris (Januar 1810) wurde
das Ehebündniß des Kaisers mit der östreichischen Erzherzogin bekannt gemacht und
die Hochzeit sollte im Monat April in der französischen Haupistadi gefeiert


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Reihe von Edicten den Wechslern und Privatbanken die Zinsen ganz unter¬
sagte, dann die Wechsler wenigstens mit sittlichem Makel behaftete und ihnen
den Zutritt zu Kirche und Altar verweigerte, ließ sich in Deutschland ebenso
wenig wie seine Vorgänger von jenen Schriftstellern und den Grundsätzen des
Zinsverbotes betreffs der Wechsler und Banken leiten, sondern gestattete ihnen
auf den oben gezeichneten Wegen ihre Entwicklung in richtiger Erkenntniß, wie
wichtig für die Gestaltung des Capitalverkehres die Wechsler, ihre Banken und
Pfandhäuser waren.




Eine Ungnade Napoleons des Ersten.

Nöinoirgg an l?Al'Alma.I Oonsalvi sLei'ötÄii'v ni'stat. Zu pkpe ?le VII. ?aris,
Rom-i ?1on, 1864.

1.

Jetzt, wo die römische Frage wieder in den Vordergrund tritt, dürfte es
nicht unpassend sein, an das Verhältniß Napoleons des Ersten zum Keiligen
Stuhle zu erinnern. Ein Augenzeuge und Mitagirender, Cardinal Consalvi, der
zuerst nach Paris gekommen war, um die Verhandlungen wegen Abschlusses
des Concvrdats zu leiten, entwirft in seinen Memoiren ein lebhaftes Bild
der damaligen Zustände, und die Aufzeichnungen dieses Kirchenfürsten verdienen
um so größere Beachtung, als seine Aussagen den unverkennbaren Stempel
der Wahrhaftigkeit tragen. Der Cardinal, der diese Memoiren im Exile schrieb,
strebt sichtlich nach Mäßigung-, er bemüht sich, so objectiv als möglich zu
bleiben und man merkt.seiner Darstellung an. daß er fürchtet, schon die schlichte
Wahrheit könnte unwahrscheinlich dünken. ,

Noch unterwegs erfuhr Consalvi, der in Gesellschaft des Cardinal Pietro
reiste, daß Napoleon durch eine dem Senate mitgetheilte Civilacte seine Heirath
mit Josephine Beauharnais als nichtig erklärt habe und daß die geistliche Be¬
hörde von Paris ebenso wie die erzbischöfliche sich für die Nichtigkeit auch
des religiösen Bandes erklärt hätten.

Einige Tage nach der Ankunft Consalvis in Paris (Januar 1810) wurde
das Ehebündniß des Kaisers mit der östreichischen Erzherzogin bekannt gemacht und
die Hochzeit sollte im Monat April in der französischen Haupistadi gefeiert


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[0193] Reihe von Edicten den Wechslern und Privatbanken die Zinsen ganz unter¬ sagte, dann die Wechsler wenigstens mit sittlichem Makel behaftete und ihnen den Zutritt zu Kirche und Altar verweigerte, ließ sich in Deutschland ebenso wenig wie seine Vorgänger von jenen Schriftstellern und den Grundsätzen des Zinsverbotes betreffs der Wechsler und Banken leiten, sondern gestattete ihnen auf den oben gezeichneten Wegen ihre Entwicklung in richtiger Erkenntniß, wie wichtig für die Gestaltung des Capitalverkehres die Wechsler, ihre Banken und Pfandhäuser waren. Eine Ungnade Napoleons des Ersten. Nöinoirgg an l?Al'Alma.I Oonsalvi sLei'ötÄii'v ni'stat. Zu pkpe ?le VII. ?aris, Rom-i ?1on, 1864. 1. Jetzt, wo die römische Frage wieder in den Vordergrund tritt, dürfte es nicht unpassend sein, an das Verhältniß Napoleons des Ersten zum Keiligen Stuhle zu erinnern. Ein Augenzeuge und Mitagirender, Cardinal Consalvi, der zuerst nach Paris gekommen war, um die Verhandlungen wegen Abschlusses des Concvrdats zu leiten, entwirft in seinen Memoiren ein lebhaftes Bild der damaligen Zustände, und die Aufzeichnungen dieses Kirchenfürsten verdienen um so größere Beachtung, als seine Aussagen den unverkennbaren Stempel der Wahrhaftigkeit tragen. Der Cardinal, der diese Memoiren im Exile schrieb, strebt sichtlich nach Mäßigung-, er bemüht sich, so objectiv als möglich zu bleiben und man merkt.seiner Darstellung an. daß er fürchtet, schon die schlichte Wahrheit könnte unwahrscheinlich dünken. , Noch unterwegs erfuhr Consalvi, der in Gesellschaft des Cardinal Pietro reiste, daß Napoleon durch eine dem Senate mitgetheilte Civilacte seine Heirath mit Josephine Beauharnais als nichtig erklärt habe und daß die geistliche Be¬ hörde von Paris ebenso wie die erzbischöfliche sich für die Nichtigkeit auch des religiösen Bandes erklärt hätten. Einige Tage nach der Ankunft Consalvis in Paris (Januar 1810) wurde das Ehebündniß des Kaisers mit der östreichischen Erzherzogin bekannt gemacht und die Hochzeit sollte im Monat April in der französischen Haupistadi gefeiert ?Z*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/193>, abgerufen am 29.04.2024.