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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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noch erkenntlich, die wenigsten so erhalten, daß sich das Auge ungestört ihrer
freuen mag. Bei vielen ist wohl mit Wenigem nachzuhelfen; bei manchen
wird die Wiederherstellung schwierig sein und ist diesen vor allem zu wünschen,
daß sie nicht schließlich in Restauratorhände kommen, welche ihnen durch
eigene Zuthat ein neues Gesicht aufkleben. Man hat angefangen, eine kleine
Anzahl Bilder dem pettenkofer'schen Verfahren zu unterziehen, doch da dieses
seine Probe erst noch zu bestehen hat und. auch erprobt, nur für gewisse Fälle
von Wirkung sein kann, so ist damit wenig gethan. Bleibt die Galerie noch
länger in ihrem jetzigen Zustande, so werden die meisten der in ihr enthaltenen
Kunstdenkmäler allmälig so gut wie verloren gehen. Werden erst die Meister¬
werke der großen Kunstepochen in ihrem unvergänglichen Werth vom Staate
dadurch anerkannt, daß er auf ihre Erhaltung und Pflege alle Sorgfalt ver.
wendet, so wird das Interesse für dieselben auch im Volke, unter den Künstlern
wie den Laien, allmälig wärmer und lebendiger werden und sich das gegen¬
wärtige Kunstleben an den vollendeten Werken des vergangenen um so sicherer
erh ^- S- eben und entwickeln.




Der Krieg in Nordamerika 1863 und 1864.

Die Frage, wie die durch den Krieg von ihren Herren getrennten Sklaven
zu behandeln sind, wie überhaupt die Union sich der Sklaverei gegenüber zu
Verhalten habe, war bis zum Jahre 1863 von dem Präsidenten Lincoln mög¬
lichst überhört worden, so sehr auch alle Generale auf ihre Beantwortung
drängten, um dies dem Gegner feindliche Element möglichst vollständig aus¬
nutzen zu können. -- Lincoln hatte die Antwort vermieden, um für eventuelle
Friedensverhandlungen mit den Sklavenhaltern in dieser Richtung frei zu sein.
Einerseits aber lehrte die Bitterkeit des Kampfes, daß der Frieden nur durch
volle Unterwerfung des Gegners zu gewinnen war, und andrerseits mehrte sich
die Zahl der flüchtigen und vom Staat zu ernährenden Sklaven zu solcher
Höhe, daß man ihnen gegenüber eine bestimmte Stellung einnehmen mußte.


noch erkenntlich, die wenigsten so erhalten, daß sich das Auge ungestört ihrer
freuen mag. Bei vielen ist wohl mit Wenigem nachzuhelfen; bei manchen
wird die Wiederherstellung schwierig sein und ist diesen vor allem zu wünschen,
daß sie nicht schließlich in Restauratorhände kommen, welche ihnen durch
eigene Zuthat ein neues Gesicht aufkleben. Man hat angefangen, eine kleine
Anzahl Bilder dem pettenkofer'schen Verfahren zu unterziehen, doch da dieses
seine Probe erst noch zu bestehen hat und. auch erprobt, nur für gewisse Fälle
von Wirkung sein kann, so ist damit wenig gethan. Bleibt die Galerie noch
länger in ihrem jetzigen Zustande, so werden die meisten der in ihr enthaltenen
Kunstdenkmäler allmälig so gut wie verloren gehen. Werden erst die Meister¬
werke der großen Kunstepochen in ihrem unvergänglichen Werth vom Staate
dadurch anerkannt, daß er auf ihre Erhaltung und Pflege alle Sorgfalt ver.
wendet, so wird das Interesse für dieselben auch im Volke, unter den Künstlern
wie den Laien, allmälig wärmer und lebendiger werden und sich das gegen¬
wärtige Kunstleben an den vollendeten Werken des vergangenen um so sicherer
erh ^- S- eben und entwickeln.




Der Krieg in Nordamerika 1863 und 1864.

Die Frage, wie die durch den Krieg von ihren Herren getrennten Sklaven
zu behandeln sind, wie überhaupt die Union sich der Sklaverei gegenüber zu
Verhalten habe, war bis zum Jahre 1863 von dem Präsidenten Lincoln mög¬
lichst überhört worden, so sehr auch alle Generale auf ihre Beantwortung
drängten, um dies dem Gegner feindliche Element möglichst vollständig aus¬
nutzen zu können. — Lincoln hatte die Antwort vermieden, um für eventuelle
Friedensverhandlungen mit den Sklavenhaltern in dieser Richtung frei zu sein.
Einerseits aber lehrte die Bitterkeit des Kampfes, daß der Frieden nur durch
volle Unterwerfung des Gegners zu gewinnen war, und andrerseits mehrte sich
die Zahl der flüchtigen und vom Staat zu ernährenden Sklaven zu solcher
Höhe, daß man ihnen gegenüber eine bestimmte Stellung einnehmen mußte.


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[0243] noch erkenntlich, die wenigsten so erhalten, daß sich das Auge ungestört ihrer freuen mag. Bei vielen ist wohl mit Wenigem nachzuhelfen; bei manchen wird die Wiederherstellung schwierig sein und ist diesen vor allem zu wünschen, daß sie nicht schließlich in Restauratorhände kommen, welche ihnen durch eigene Zuthat ein neues Gesicht aufkleben. Man hat angefangen, eine kleine Anzahl Bilder dem pettenkofer'schen Verfahren zu unterziehen, doch da dieses seine Probe erst noch zu bestehen hat und. auch erprobt, nur für gewisse Fälle von Wirkung sein kann, so ist damit wenig gethan. Bleibt die Galerie noch länger in ihrem jetzigen Zustande, so werden die meisten der in ihr enthaltenen Kunstdenkmäler allmälig so gut wie verloren gehen. Werden erst die Meister¬ werke der großen Kunstepochen in ihrem unvergänglichen Werth vom Staate dadurch anerkannt, daß er auf ihre Erhaltung und Pflege alle Sorgfalt ver. wendet, so wird das Interesse für dieselben auch im Volke, unter den Künstlern wie den Laien, allmälig wärmer und lebendiger werden und sich das gegen¬ wärtige Kunstleben an den vollendeten Werken des vergangenen um so sicherer erh ^- S- eben und entwickeln. Der Krieg in Nordamerika 1863 und 1864. Die Frage, wie die durch den Krieg von ihren Herren getrennten Sklaven zu behandeln sind, wie überhaupt die Union sich der Sklaverei gegenüber zu Verhalten habe, war bis zum Jahre 1863 von dem Präsidenten Lincoln mög¬ lichst überhört worden, so sehr auch alle Generale auf ihre Beantwortung drängten, um dies dem Gegner feindliche Element möglichst vollständig aus¬ nutzen zu können. — Lincoln hatte die Antwort vermieden, um für eventuelle Friedensverhandlungen mit den Sklavenhaltern in dieser Richtung frei zu sein. Einerseits aber lehrte die Bitterkeit des Kampfes, daß der Frieden nur durch volle Unterwerfung des Gegners zu gewinnen war, und andrerseits mehrte sich die Zahl der flüchtigen und vom Staat zu ernährenden Sklaven zu solcher Höhe, daß man ihnen gegenüber eine bestimmte Stellung einnehmen mußte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/243>, abgerufen am 29.04.2024.