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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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lei gothisches Spielzeug von der armseligsten Erfindung in einem Farbenschm
der weit mehr erinnert an Faschingsaufzüge und Narrenlappen, als an
Polhchromie der alten Dome.
Was hat man erst durch eine tischlerhafte Erneuerung aus dem Ha

Väter der Stadt da

gemacht, in welche
berathen sollen. V
(Vlindpfosten), neu
eendenTurm m die
ertikale, treppenartig aufst
es Maßwerk in den alten
elsrücken über vierecki weltliche Wohl ihrer M
ende Mauerstreifen mit
ndbogigen Fenstern, im
enunen, der res
sth h E
von ein paar Raths
lei Thürmchen mit i sgen
herren und Wappenhaltern
buntglitzernden Zeltdächern:
n OffgFkos
als Uhrbeschützern, endlich
das alles bildet zusamme
den alten Resten e
präge der vaterländ
seine Bestimmung
u rathen auiebt n Ganzes, das halb Festu
schen nürnberger Spielwaare
ur insofern allenfalls ansh
g, halb Magazin, das tre
trägt; ein Rathhaus, de
könnte, als es dem Bes
Bau wohl soll. Gott
een
was der rathlos dastehende
enn sie in dem Haus ebe
aller Nachahmung: sie trit das Wesen der S
Das ist der Flu

chffache ni
und verliert sich in ein kleinliches Formenspiel. Zudem ist sie, in ihr Vorbi
verrannt, von seiner Vortrefflichkeit so blindlings überzeugt, daß sie am liebste
alle andere Kunst vernichten möchte und darüber auch den letzten Rest der eig
nen künstlerischen Phantasie einbüßt. Wenn sie nur könnte: wie gerne wür

die moderne Gothik die ganze nachmittelalterliche Kunst und Gesittung aus
Geschichte streichen. Um den Sirenengesang derselben nicht zu hören, verklebt sie
die Ohren; denn sie fühlt, daß sie dem Untergang verfallen wäre, wenn
ihn vernähme. Aber sie gleicht auch darin den Gefährten des Odysseus,

e,eerearentronnen,can derunstvern

gt
,weeneane
geweihten Heiligthume des Helios, und dafür im Schiffbruch elend zu Grund
geht. Jetzt, da das Zeitalter seine romantischen Schwankungen hinter sich ha
und auf dem Grund einer allseitigen Bildung sowohl zu den wahren Vorbil
dern der Kunst als zum Bewußtsein seiner eigenen Aufgabe durchdringt, jetz
geht auch das neugothische Reich rasch seinem Ende zu.Julius Meyer.







lei gothisches Spielzeug von der armseligsten Erfindung in einem Farbenschm
der weit mehr erinnert an Faschingsaufzüge und Narrenlappen, als an
Polhchromie der alten Dome.
Was hat man erst durch eine tischlerhafte Erneuerung aus dem Ha

Väter der Stadt da

gemacht, in welche
berathen sollen. V
(Vlindpfosten), neu
eendenTurm m die
ertikale, treppenartig aufst
es Maßwerk in den alten
elsrücken über vierecki weltliche Wohl ihrer M
ende Mauerstreifen mit
ndbogigen Fenstern, im
enunen, der res
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von ein paar Raths
lei Thürmchen mit i sgen
herren und Wappenhaltern
buntglitzernden Zeltdächern:
n OffgFkos
als Uhrbeschützern, endlich
das alles bildet zusamme
den alten Resten e
präge der vaterländ
seine Bestimmung
u rathen auiebt n Ganzes, das halb Festu
schen nürnberger Spielwaare
ur insofern allenfalls ansh
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trägt; ein Rathhaus, de
könnte, als es dem Bes
Bau wohl soll. Gott
een
was der rathlos dastehende
enn sie in dem Haus ebe
aller Nachahmung: sie trit das Wesen der S
Das ist der Flu

chffache ni
und verliert sich in ein kleinliches Formenspiel. Zudem ist sie, in ihr Vorbi
verrannt, von seiner Vortrefflichkeit so blindlings überzeugt, daß sie am liebste
alle andere Kunst vernichten möchte und darüber auch den letzten Rest der eig
nen künstlerischen Phantasie einbüßt. Wenn sie nur könnte: wie gerne wür

die moderne Gothik die ganze nachmittelalterliche Kunst und Gesittung aus
Geschichte streichen. Um den Sirenengesang derselben nicht zu hören, verklebt sie
die Ohren; denn sie fühlt, daß sie dem Untergang verfallen wäre, wenn
ihn vernähme. Aber sie gleicht auch darin den Gefährten des Odysseus,

e,eerearentronnen,can derunstvern

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geweihten Heiligthume des Helios, und dafür im Schiffbruch elend zu Grund
geht. Jetzt, da das Zeitalter seine romantischen Schwankungen hinter sich ha
und auf dem Grund einer allseitigen Bildung sowohl zu den wahren Vorbil
dern der Kunst als zum Bewußtsein seiner eigenen Aufgabe durchdringt, jetz
geht auch das neugothische Reich rasch seinem Ende zu.Julius Meyer.







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[0524] lei gothisches Spielzeug von der armseligsten Erfindung in einem Farbenschm der weit mehr erinnert an Faschingsaufzüge und Narrenlappen, als an Polhchromie der alten Dome. Was hat man erst durch eine tischlerhafte Erneuerung aus dem Ha Väter der Stadt da gemacht, in welche berathen sollen. V (Vlindpfosten), neu eendenTurm m die ertikale, treppenartig aufst es Maßwerk in den alten elsrücken über vierecki weltliche Wohl ihrer M ende Mauerstreifen mit ndbogigen Fenstern, im enunen, der res sth h E von ein paar Raths lei Thürmchen mit i sgen herren und Wappenhaltern buntglitzernden Zeltdächern: n OffgFkos als Uhrbeschützern, endlich das alles bildet zusamme den alten Resten e präge der vaterländ seine Bestimmung u rathen auiebt n Ganzes, das halb Festu schen nürnberger Spielwaare ur insofern allenfalls ansh g, halb Magazin, das tre trägt; ein Rathhaus, de könnte, als es dem Bes Bau wohl soll. Gott een was der rathlos dastehende enn sie in dem Haus ebe aller Nachahmung: sie trit das Wesen der S Das ist der Flu chffache ni und verliert sich in ein kleinliches Formenspiel. Zudem ist sie, in ihr Vorbi verrannt, von seiner Vortrefflichkeit so blindlings überzeugt, daß sie am liebste alle andere Kunst vernichten möchte und darüber auch den letzten Rest der eig nen künstlerischen Phantasie einbüßt. Wenn sie nur könnte: wie gerne wür die moderne Gothik die ganze nachmittelalterliche Kunst und Gesittung aus Geschichte streichen. Um den Sirenengesang derselben nicht zu hören, verklebt sie die Ohren; denn sie fühlt, daß sie dem Untergang verfallen wäre, wenn ihn vernähme. Aber sie gleicht auch darin den Gefährten des Odysseus, e,eerearentronnen,can derunstvern gt ,weeneane geweihten Heiligthume des Helios, und dafür im Schiffbruch elend zu Grund geht. Jetzt, da das Zeitalter seine romantischen Schwankungen hinter sich ha und auf dem Grund einer allseitigen Bildung sowohl zu den wahren Vorbil dern der Kunst als zum Bewußtsein seiner eigenen Aufgabe durchdringt, jetz geht auch das neugothische Reich rasch seinem Ende zu.Julius Meyer.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/524>, abgerufen am 29.04.2024.