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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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bildet." Wir richten an den blassen Neid die triumphirende Frage: Hat seit
Zieglers asiatischer Banise je in der deutschen Literatur eine Heldin auf er¬
habneren Kothurn den Schauplatz betreten? --




Der große norddeutsche Kanal.
1. Puttkammer, Lcntzc oder die linker Denkschrift.

Eine der'wichtigsten Früchte der Eroberung Schleswig-Holsteins für das
deutsche Leben ist die dadurch gewonnene Möglichkeit, die maritime Seite dieses
Lebens weiter auszubilden. Wir -- d. h. bis auf Weiteres die Preußen --
sind zu guten Häfen, zur Verstärkung unserer Schisserbevölkerung gelangt, und
wir haben es in der Hand, Nord- und Ostsee für unsere Kriegsmarine bis zu
einem gewissen Grade in Ein Meer zu verwandeln, indem wir sie durch einen
für große Schiffe fahrbaren Kanal quer durch die eroberte Südhälfte der cim-
brischen Halbinsel mit einander verbinden.

Wie nützlich dieser große norddeutsche Kanal auch in anderen Beziehungen
sein wird, ist in diesen Blättern bereits wiederholt auscinandergcsejzt. Er wird
den Seeweg des deutschen Handels von der Weser und Elbe nach Rußland
und von der Weichsel und Oder nach den Märkte" an der Nordsee, am Kanal,
am Mittelmeer und jenseits des großen Oceans wesentlich verkürzen, den Wohl¬
stand der ganzen deutschen Ostseeküste, der jetzt hinter dem der Nordseeküste be¬
trächtlich zurücksteht, sehr merklich heben und die deutsche Handelsthätigkeit über
alle Concurrenz in den östlichen Slavenländcrn siegen lassen. Darüber sind
alle Stimmen mehr oder minder einig. Die Eine" mögen sich Größeres von
den Leistungen der neuen Wasserstraße versprechen, eine stärkere Frequenz der¬
selben annehmen, die Anderen mäßigere Erwartungen hege": die Thatsache,
daß der Kanal von höchstem Nutzen für Schifffahrt und Handel sein würde, ist
jetzt wohl so unbestritten wie die hohe Bedeutung desselben für die zukünftige
deutsche Seemacht.

Dagegen gehen die Ansichten über die Richtung, welche dem Kanal zu
geben, und die Art und Weise, wie er auszuführe", vielfach auseinander, und
da die Zeit herannaht, wo man hierüber zur Klarheit kommen und sich über
eines der vielen in den letzten Jahren aufgetauchten Projecte einigen muß,
so denken wir mit den folgenden Auszügen aus einer zu diesem Zweck in Kiel


bildet." Wir richten an den blassen Neid die triumphirende Frage: Hat seit
Zieglers asiatischer Banise je in der deutschen Literatur eine Heldin auf er¬
habneren Kothurn den Schauplatz betreten? —




Der große norddeutsche Kanal.
1. Puttkammer, Lcntzc oder die linker Denkschrift.

Eine der'wichtigsten Früchte der Eroberung Schleswig-Holsteins für das
deutsche Leben ist die dadurch gewonnene Möglichkeit, die maritime Seite dieses
Lebens weiter auszubilden. Wir — d. h. bis auf Weiteres die Preußen —
sind zu guten Häfen, zur Verstärkung unserer Schisserbevölkerung gelangt, und
wir haben es in der Hand, Nord- und Ostsee für unsere Kriegsmarine bis zu
einem gewissen Grade in Ein Meer zu verwandeln, indem wir sie durch einen
für große Schiffe fahrbaren Kanal quer durch die eroberte Südhälfte der cim-
brischen Halbinsel mit einander verbinden.

Wie nützlich dieser große norddeutsche Kanal auch in anderen Beziehungen
sein wird, ist in diesen Blättern bereits wiederholt auscinandergcsejzt. Er wird
den Seeweg des deutschen Handels von der Weser und Elbe nach Rußland
und von der Weichsel und Oder nach den Märkte» an der Nordsee, am Kanal,
am Mittelmeer und jenseits des großen Oceans wesentlich verkürzen, den Wohl¬
stand der ganzen deutschen Ostseeküste, der jetzt hinter dem der Nordseeküste be¬
trächtlich zurücksteht, sehr merklich heben und die deutsche Handelsthätigkeit über
alle Concurrenz in den östlichen Slavenländcrn siegen lassen. Darüber sind
alle Stimmen mehr oder minder einig. Die Eine» mögen sich Größeres von
den Leistungen der neuen Wasserstraße versprechen, eine stärkere Frequenz der¬
selben annehmen, die Anderen mäßigere Erwartungen hege»: die Thatsache,
daß der Kanal von höchstem Nutzen für Schifffahrt und Handel sein würde, ist
jetzt wohl so unbestritten wie die hohe Bedeutung desselben für die zukünftige
deutsche Seemacht.

Dagegen gehen die Ansichten über die Richtung, welche dem Kanal zu
geben, und die Art und Weise, wie er auszuführe», vielfach auseinander, und
da die Zeit herannaht, wo man hierüber zur Klarheit kommen und sich über
eines der vielen in den letzten Jahren aufgetauchten Projecte einigen muß,
so denken wir mit den folgenden Auszügen aus einer zu diesem Zweck in Kiel


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/96>, abgerufen am 18.05.2024.