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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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treulich gewarnt habe. Wenn Sie es lange so fort treiben, so werden Sie mir
noch allen Wein wegtrinken, und kein Mädchen gönnen Sie mir ohnehin. Ihr
Kirchenvater Lessing wird Sie vollends verderben. Sie sind so witzig wie er, aber
auch so leichtfertig. Das Urtheil, das Sie von demselben gefällt haben, ist das
meinige. Ich will Ihnen doch schreiben, wie Gleim von ihm urtheilt. ""Er wendet
gar zu wenig Fleiß auf die Ausarbeitung, drückt sich nicht kurz genug aus, geht
dem Witz nach und fällt oft ins Niedrige, oft ins Pöbelhafte, wie z. B. das Epi-
gramma, worin der Hosenknops vorkommt. Dergleichen lernt man in verdächtigen
Häusern, und man verräth sich, daß man sie besucht hat."" Diese letztere Beschul¬
digung ist nicht ganz ohne Grund. Demohnerachtet bleibt Lessing ein liebens¬
würdiger Dichter."


Schiller-Bibliothek. Verzeichniß derjenigen Drucke, welche die Grundlage
des Textes der Schillerschen Werke bilden. Aus dem Nachlaß von Paul Trömel.
Leipzig, F. A. Brockhaus. 1865.

Eine mit großem Fleiß und vieler Sorgfalt durchgeführte Arbeit, welche für
Schiller ungefähr das leistet, was Hirzels bekanntes "Verzeichniß einer Goethe-Biblio-
thek" für Goethe darbietet. Mancherlei Irrthümer sind durch dieselbe als solche auf¬
gezeigt und ein sehr schätzenswerthes Material sür den zukünftigen Herausgeber einer
kritisch gesichteten Ausgabe der Schillerschen Schriften und Dichtungen gewonnen.
Die Worte, mit denen Herr Heinrich Brockhaus das Schriftchen einleitet, verbinden
geschickt mit dem Lebensbilde des verstorbnen jungen Bibliographen, dem wir jene
Zusammenstellung danken, Winke über die Bedeutung der Firma, nnter der er ge¬
worden, was er war.


Sawitri. Von Friedrich Rückert. Leipzig, Verlag von S. Hirzel 1866.

Das reizende Gedicht von der Königstochter Sawitri, die durch ihre Gatten-
treue die Strenge des Todesgottes Jama besiegt und ihm die Seele Satiawans wie¬
der abgewinnt, gehört zu dem Schönsten, was die indische Literatur bietet. Die
rückertsche Sawitri, zuerst im Jahr 1839 in den wenig bekannt gewordenen brah-
manischen Erzählungen gedruckt erschienen, erscheint hier nach einem Wunsch des
verewigten Dichters, der auf sie besondern Werth legte, in einem besondern Abdruck,
in welchem sie sich, sehr hübsch ausgestattet, zu einem Geschenk vorzüglich sür die
Frauenwelt empfehlen läßt.


Demosthenes und die Redefreiheit im athenischen Staat. Histo¬
rische Studie von Ferdinand Schultz. Berlin, 1866. C. G. Lüderitzschc Ver¬
lagsbuchhandlung. 35 S. 8.

Auf fleißiger selbständiger Forschung beruhend, sehr gut geschrieben, auch einem
größeren Publikum durchweg verständlich und einem solchen im Hinblick auf gewisse
Vorgänge in Preußen grade jetzt zu empfehlen.




Verantwortlicher Redacteur.' Dr. Morip Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elben in Leipzig.

treulich gewarnt habe. Wenn Sie es lange so fort treiben, so werden Sie mir
noch allen Wein wegtrinken, und kein Mädchen gönnen Sie mir ohnehin. Ihr
Kirchenvater Lessing wird Sie vollends verderben. Sie sind so witzig wie er, aber
auch so leichtfertig. Das Urtheil, das Sie von demselben gefällt haben, ist das
meinige. Ich will Ihnen doch schreiben, wie Gleim von ihm urtheilt. „„Er wendet
gar zu wenig Fleiß auf die Ausarbeitung, drückt sich nicht kurz genug aus, geht
dem Witz nach und fällt oft ins Niedrige, oft ins Pöbelhafte, wie z. B. das Epi-
gramma, worin der Hosenknops vorkommt. Dergleichen lernt man in verdächtigen
Häusern, und man verräth sich, daß man sie besucht hat."" Diese letztere Beschul¬
digung ist nicht ganz ohne Grund. Demohnerachtet bleibt Lessing ein liebens¬
würdiger Dichter."


Schiller-Bibliothek. Verzeichniß derjenigen Drucke, welche die Grundlage
des Textes der Schillerschen Werke bilden. Aus dem Nachlaß von Paul Trömel.
Leipzig, F. A. Brockhaus. 1865.

Eine mit großem Fleiß und vieler Sorgfalt durchgeführte Arbeit, welche für
Schiller ungefähr das leistet, was Hirzels bekanntes „Verzeichniß einer Goethe-Biblio-
thek" für Goethe darbietet. Mancherlei Irrthümer sind durch dieselbe als solche auf¬
gezeigt und ein sehr schätzenswerthes Material sür den zukünftigen Herausgeber einer
kritisch gesichteten Ausgabe der Schillerschen Schriften und Dichtungen gewonnen.
Die Worte, mit denen Herr Heinrich Brockhaus das Schriftchen einleitet, verbinden
geschickt mit dem Lebensbilde des verstorbnen jungen Bibliographen, dem wir jene
Zusammenstellung danken, Winke über die Bedeutung der Firma, nnter der er ge¬
worden, was er war.


Sawitri. Von Friedrich Rückert. Leipzig, Verlag von S. Hirzel 1866.

Das reizende Gedicht von der Königstochter Sawitri, die durch ihre Gatten-
treue die Strenge des Todesgottes Jama besiegt und ihm die Seele Satiawans wie¬
der abgewinnt, gehört zu dem Schönsten, was die indische Literatur bietet. Die
rückertsche Sawitri, zuerst im Jahr 1839 in den wenig bekannt gewordenen brah-
manischen Erzählungen gedruckt erschienen, erscheint hier nach einem Wunsch des
verewigten Dichters, der auf sie besondern Werth legte, in einem besondern Abdruck,
in welchem sie sich, sehr hübsch ausgestattet, zu einem Geschenk vorzüglich sür die
Frauenwelt empfehlen läßt.


Demosthenes und die Redefreiheit im athenischen Staat. Histo¬
rische Studie von Ferdinand Schultz. Berlin, 1866. C. G. Lüderitzschc Ver¬
lagsbuchhandlung. 35 S. 8.

Auf fleißiger selbständiger Forschung beruhend, sehr gut geschrieben, auch einem
größeren Publikum durchweg verständlich und einem solchen im Hinblick auf gewisse
Vorgänge in Preußen grade jetzt zu empfehlen.




Verantwortlicher Redacteur.' Dr. Morip Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elben in Leipzig.
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[0134] treulich gewarnt habe. Wenn Sie es lange so fort treiben, so werden Sie mir noch allen Wein wegtrinken, und kein Mädchen gönnen Sie mir ohnehin. Ihr Kirchenvater Lessing wird Sie vollends verderben. Sie sind so witzig wie er, aber auch so leichtfertig. Das Urtheil, das Sie von demselben gefällt haben, ist das meinige. Ich will Ihnen doch schreiben, wie Gleim von ihm urtheilt. „„Er wendet gar zu wenig Fleiß auf die Ausarbeitung, drückt sich nicht kurz genug aus, geht dem Witz nach und fällt oft ins Niedrige, oft ins Pöbelhafte, wie z. B. das Epi- gramma, worin der Hosenknops vorkommt. Dergleichen lernt man in verdächtigen Häusern, und man verräth sich, daß man sie besucht hat."" Diese letztere Beschul¬ digung ist nicht ganz ohne Grund. Demohnerachtet bleibt Lessing ein liebens¬ würdiger Dichter." Schiller-Bibliothek. Verzeichniß derjenigen Drucke, welche die Grundlage des Textes der Schillerschen Werke bilden. Aus dem Nachlaß von Paul Trömel. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1865. Eine mit großem Fleiß und vieler Sorgfalt durchgeführte Arbeit, welche für Schiller ungefähr das leistet, was Hirzels bekanntes „Verzeichniß einer Goethe-Biblio- thek" für Goethe darbietet. Mancherlei Irrthümer sind durch dieselbe als solche auf¬ gezeigt und ein sehr schätzenswerthes Material sür den zukünftigen Herausgeber einer kritisch gesichteten Ausgabe der Schillerschen Schriften und Dichtungen gewonnen. Die Worte, mit denen Herr Heinrich Brockhaus das Schriftchen einleitet, verbinden geschickt mit dem Lebensbilde des verstorbnen jungen Bibliographen, dem wir jene Zusammenstellung danken, Winke über die Bedeutung der Firma, nnter der er ge¬ worden, was er war. Sawitri. Von Friedrich Rückert. Leipzig, Verlag von S. Hirzel 1866. Das reizende Gedicht von der Königstochter Sawitri, die durch ihre Gatten- treue die Strenge des Todesgottes Jama besiegt und ihm die Seele Satiawans wie¬ der abgewinnt, gehört zu dem Schönsten, was die indische Literatur bietet. Die rückertsche Sawitri, zuerst im Jahr 1839 in den wenig bekannt gewordenen brah- manischen Erzählungen gedruckt erschienen, erscheint hier nach einem Wunsch des verewigten Dichters, der auf sie besondern Werth legte, in einem besondern Abdruck, in welchem sie sich, sehr hübsch ausgestattet, zu einem Geschenk vorzüglich sür die Frauenwelt empfehlen läßt. Demosthenes und die Redefreiheit im athenischen Staat. Histo¬ rische Studie von Ferdinand Schultz. Berlin, 1866. C. G. Lüderitzschc Ver¬ lagsbuchhandlung. 35 S. 8. Auf fleißiger selbständiger Forschung beruhend, sehr gut geschrieben, auch einem größeren Publikum durchweg verständlich und einem solchen im Hinblick auf gewisse Vorgänge in Preußen grade jetzt zu empfehlen. Verantwortlicher Redacteur.' Dr. Morip Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elben in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/134>, abgerufen am 29.04.2024.