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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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der JUas giebt uns darüber vollkommen genügenden Aufschluß. König Prötos sendet
den Helden Bcllerophontes, den ihm sein Weib verdächtigthat, zu seinem Schwieger¬
vater, dem König von Lykien: traurige Zeichen, sagt das Gedicht, gab er ihm mit,
in die gefaltete Tafel geritzt, viele todbringende, und hieß ihn sie seinem Schwäher
zeigen, damit er zu Grunde gehe. Die Stelle beweist, daß es möglich war, durch
verabredete Zeichen, wie immer man sie sich denken mag, einen Gedanken, eine Willens-
meinung einem Entfernten mitzutheilen. War es aber möglich, durch verabredete
Zeichen den Gedanken auszusprechen: tödte den Uebcrbringcr dieser Tafel, so war
es ebenso möglich, durch ähnliche Zeichen nicht zwar Vers um Vers und Wort um
Wort die ganze Ilias und Odyssee wiederzugeben, wohl aber den Gang des Gedichts,
die einzelnen Scenen und Abenteuer in ihrer Aufeinanderfolge zu bezeichnen und so¬
mit das Gedicht als Ganzes festzuhalten. Bildartige Zeichen reichten in der That
vollkommen aus, demjenigen, der vom Dichter selbst und so fort eingeweiht war,
zu sagen: hier beginnt der Streit des Agamemnon und des Achill, hier die Heim¬
sendung der ChryseiZ, hier der Gott mit den Pcstvfeilen, hier der Kampf um "die
Mauer" u. s. w. Wir finden dieses Räsonnement wunderlich und zwar nicht sowohl,
weil es nur jene einzige Stelle als Beweis für sich anzuführen hat, als weil es,
wenn bewiesen werden kann, was der Verfasser von vornherein als ausgemacht an¬
sieht, daß nämlich ein menschliches Gedächtniß alle einzelnen Scenen und Abenteuer
, der Ilias und Odyssee für sich behalten kann, vollkommen überflüssig ist. Ist es
möglich, daß jemand sich alle einzelnen Stücke der beiden Epen einprägt -- eine
Möglichkeit, die wir nicht leugnen wollen, da Scaligcrs Beispiel, der bekannte
schottische Bettler, der die ganze Bibel auswendig wußte, und ein blinder jüdischer
Rabbi, den wir in Jaffa sahen, und der sofort jedes beliebige Capitel der Mischnah
und der Gcmarah recitirte, sowie zahlreiche andere Beispiele namentlich Blinder oder
des Schreibens Unkundiger dafür spreche" -- so ist einem solchen Gedächtnißstarkcn
sicher ein äußeres Mittel, die Reihenfolge der einzelnen Stücke zu wissen., nicht von
Nöthen. Nur um diese Reihenfolge aber handelt es sich bei der hier aufgestellten
Runen-Hypothese. "Es ist leichter, die ganze Odyssee zu behalten," sagt der Ver¬
sasser im Hinblick auf die individuell ausgeprägte Sprache und den originellen Ge¬
dankenkreis dieses Epos, "als ein mittelmäßiges Gedicht von zehnmal kleineren Um¬
fang." Zugegeben ohne Bedenken, aber wir hoffen auch, daß Herr Jäger uns Recht
geben wird, wenn wir zu behaupten wagen: es ist nicht blos zehn, sondern etliche
hundert Mal schwerer, die ganze Odyssee zu behalten, als das kurzgefaßte Inhalts¬
verzeichnis) zu derselben, welches seine Rhapsoden in der Schreibtafel mit sich herum¬
tragen.


Der preußische Staat. Ein Handbuch der Vaterlandskunde. Von F.Eduard
Keller. Minden, 1866. Verlag von August Volkening. 2 Bände. 554 und
804 S. 8.

Eine Vaterlandskunde. wie sie für Preußen bisher noch nicht existirte, und die
wir ebenso wegen der reichen Belehrung, die sie gewährt, als wegen der geschickten
Gruppirung des Stoffes, den sie umfaßt, ganz besonders aber auch der tüchtigen
Patriotischen Gesinnung wegen, die der Verfasser gelegentlich kund giebt, warm em¬
pfehlen. Die alten Vaterlandskundcn sind nicht blos ihres Inhalts wegen veraltet,
sondern auch wegen ihrer Form. Preußen ist ein konstitutioneller Staat geworden,
und das Volk fragt jetzt nach andern Dingen als früher, wenn es sich über seinen
Staat belehrt wissen will, es will nicht blos eine historische und geographische Ueber-
schau, es verlangt, daß der Verfasser ihm Einblick in die Lebensentwickelung dieses
Staates bis in die verschiedenen Ursachen und Grundkräfte hinein verschaffe. Dieser
Ausgabe hat sich der Verfasser des vorliegenden Werkes mit Fleiß, Sorgfalt und
richtigem Gefühl für das besonders Wissenswerthe unterzogen, und da er zugleich
Wohl zu schreiben versteht, so ist sein Unternehmen durchaus gelungen. Nicht aus


der JUas giebt uns darüber vollkommen genügenden Aufschluß. König Prötos sendet
den Helden Bcllerophontes, den ihm sein Weib verdächtigthat, zu seinem Schwieger¬
vater, dem König von Lykien: traurige Zeichen, sagt das Gedicht, gab er ihm mit,
in die gefaltete Tafel geritzt, viele todbringende, und hieß ihn sie seinem Schwäher
zeigen, damit er zu Grunde gehe. Die Stelle beweist, daß es möglich war, durch
verabredete Zeichen, wie immer man sie sich denken mag, einen Gedanken, eine Willens-
meinung einem Entfernten mitzutheilen. War es aber möglich, durch verabredete
Zeichen den Gedanken auszusprechen: tödte den Uebcrbringcr dieser Tafel, so war
es ebenso möglich, durch ähnliche Zeichen nicht zwar Vers um Vers und Wort um
Wort die ganze Ilias und Odyssee wiederzugeben, wohl aber den Gang des Gedichts,
die einzelnen Scenen und Abenteuer in ihrer Aufeinanderfolge zu bezeichnen und so¬
mit das Gedicht als Ganzes festzuhalten. Bildartige Zeichen reichten in der That
vollkommen aus, demjenigen, der vom Dichter selbst und so fort eingeweiht war,
zu sagen: hier beginnt der Streit des Agamemnon und des Achill, hier die Heim¬
sendung der ChryseiZ, hier der Gott mit den Pcstvfeilen, hier der Kampf um »die
Mauer" u. s. w. Wir finden dieses Räsonnement wunderlich und zwar nicht sowohl,
weil es nur jene einzige Stelle als Beweis für sich anzuführen hat, als weil es,
wenn bewiesen werden kann, was der Verfasser von vornherein als ausgemacht an¬
sieht, daß nämlich ein menschliches Gedächtniß alle einzelnen Scenen und Abenteuer
, der Ilias und Odyssee für sich behalten kann, vollkommen überflüssig ist. Ist es
möglich, daß jemand sich alle einzelnen Stücke der beiden Epen einprägt — eine
Möglichkeit, die wir nicht leugnen wollen, da Scaligcrs Beispiel, der bekannte
schottische Bettler, der die ganze Bibel auswendig wußte, und ein blinder jüdischer
Rabbi, den wir in Jaffa sahen, und der sofort jedes beliebige Capitel der Mischnah
und der Gcmarah recitirte, sowie zahlreiche andere Beispiele namentlich Blinder oder
des Schreibens Unkundiger dafür spreche» — so ist einem solchen Gedächtnißstarkcn
sicher ein äußeres Mittel, die Reihenfolge der einzelnen Stücke zu wissen., nicht von
Nöthen. Nur um diese Reihenfolge aber handelt es sich bei der hier aufgestellten
Runen-Hypothese. „Es ist leichter, die ganze Odyssee zu behalten," sagt der Ver¬
sasser im Hinblick auf die individuell ausgeprägte Sprache und den originellen Ge¬
dankenkreis dieses Epos, „als ein mittelmäßiges Gedicht von zehnmal kleineren Um¬
fang." Zugegeben ohne Bedenken, aber wir hoffen auch, daß Herr Jäger uns Recht
geben wird, wenn wir zu behaupten wagen: es ist nicht blos zehn, sondern etliche
hundert Mal schwerer, die ganze Odyssee zu behalten, als das kurzgefaßte Inhalts¬
verzeichnis) zu derselben, welches seine Rhapsoden in der Schreibtafel mit sich herum¬
tragen.


Der preußische Staat. Ein Handbuch der Vaterlandskunde. Von F.Eduard
Keller. Minden, 1866. Verlag von August Volkening. 2 Bände. 554 und
804 S. 8.

Eine Vaterlandskunde. wie sie für Preußen bisher noch nicht existirte, und die
wir ebenso wegen der reichen Belehrung, die sie gewährt, als wegen der geschickten
Gruppirung des Stoffes, den sie umfaßt, ganz besonders aber auch der tüchtigen
Patriotischen Gesinnung wegen, die der Verfasser gelegentlich kund giebt, warm em¬
pfehlen. Die alten Vaterlandskundcn sind nicht blos ihres Inhalts wegen veraltet,
sondern auch wegen ihrer Form. Preußen ist ein konstitutioneller Staat geworden,
und das Volk fragt jetzt nach andern Dingen als früher, wenn es sich über seinen
Staat belehrt wissen will, es will nicht blos eine historische und geographische Ueber-
schau, es verlangt, daß der Verfasser ihm Einblick in die Lebensentwickelung dieses
Staates bis in die verschiedenen Ursachen und Grundkräfte hinein verschaffe. Dieser
Ausgabe hat sich der Verfasser des vorliegenden Werkes mit Fleiß, Sorgfalt und
richtigem Gefühl für das besonders Wissenswerthe unterzogen, und da er zugleich
Wohl zu schreiben versteht, so ist sein Unternehmen durchaus gelungen. Nicht aus


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/217>, abgerufen am 29.04.2024.