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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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concentriren und das Unternehmen des Königs wird dann von neuem auf¬
genommen werden. Um der Sache willen ist zu wünschen, daß er diesmal
vorsichtiger zu Werke geht und vor allem den Modus der Durchführung seines
Planes geheim hält. Daß seine Truppen fechten können, hat er auch durch
diese ungünstige Schlacht dargethan, jetzt muß sich zeigen, ob er auch Generale
hat. die zum Siege führen können.

Eine natürliche Folge dieses kurzen militärischen Dramas ist, daß die Aus¬
gabe Garibaldis noch nicht bat erfüllt werden können. Die Intention des
Helden muß sich demnächst enthüllen. Nach den letzten sichern Nachrichten war
er in Salv gewesen, welches am 24. Juni, am Tage des Treffens bei Custozza.
von einer östreichischen Flotille bombardirt wurde. Von dort hat sich Garibaldi
an den nördlicher gelegenen See von Jdro gewendet, in dessen bergiger Um¬
gegend bereits Gefechte mit den Oestreichern stattgefunden haben. Aus den
bisherigen Berichten über zufällige Zusammenstöße in jener Gegend läßt sich
jetzt noch keine bestimmte Vorstellung von dem Endzweck der Operationen des
Freikorps gewinnen.

Einen Punkt noch müssen wir hervorheben. Die Zurückweisung Victor
Emanuels über den Mincio hätte die Oestreichs unter gewöhnlichen Umständen
bestimmen müssen, ihrerseits über den Fluß nachzufolgen; aber mehr als eine
Woche ist seit dem Rückzug der Italiener an die Ogliolinie verstrichen, ohne
daß sie von den Oestreichern belästigt worden sind. Daraus wird klar, was
wir neulich schon andeuteten: der Erzherzog ist lediglich auf Vertheidigung der
venetianischen Provinzen angewiesen; zu einem Offensivkrieg gegen Italien ist
^. <Ü. er nicht vorbereitet. --




Die Siege der Preußen in Böhmen.

Die militärischen Ereignisse der letzten Woche, vom Einmarsch der preu¬
ßischen Armee in Böhmen bis zu der Schlacht bei Königgrätz, werden in der
Kriegsgeschichte als eine ungewöhnliche militärische Leistung gerühmt werden,
noch lange nachdem der Herzschlag all der Millionen Lebender aufgehört hat,
welche jetzt mit fieberhafter Spannung auf Nachrichten aus den böhmischen
Bergen harrten. Wir meinen, es war ein strategisch gut ausgedachter Plan
und, was die Hauptsache ist, er wurde mit bewundernswerther Schnelligkeit und
wuchtiger Kraft ausgeführt. Sind das junge Truppen, welche in der Mehrzahl
noch kein Kriegsseuer gesehn haben, und Generale, welche vielleicht zum ersten


concentriren und das Unternehmen des Königs wird dann von neuem auf¬
genommen werden. Um der Sache willen ist zu wünschen, daß er diesmal
vorsichtiger zu Werke geht und vor allem den Modus der Durchführung seines
Planes geheim hält. Daß seine Truppen fechten können, hat er auch durch
diese ungünstige Schlacht dargethan, jetzt muß sich zeigen, ob er auch Generale
hat. die zum Siege führen können.

Eine natürliche Folge dieses kurzen militärischen Dramas ist, daß die Aus¬
gabe Garibaldis noch nicht bat erfüllt werden können. Die Intention des
Helden muß sich demnächst enthüllen. Nach den letzten sichern Nachrichten war
er in Salv gewesen, welches am 24. Juni, am Tage des Treffens bei Custozza.
von einer östreichischen Flotille bombardirt wurde. Von dort hat sich Garibaldi
an den nördlicher gelegenen See von Jdro gewendet, in dessen bergiger Um¬
gegend bereits Gefechte mit den Oestreichern stattgefunden haben. Aus den
bisherigen Berichten über zufällige Zusammenstöße in jener Gegend läßt sich
jetzt noch keine bestimmte Vorstellung von dem Endzweck der Operationen des
Freikorps gewinnen.

Einen Punkt noch müssen wir hervorheben. Die Zurückweisung Victor
Emanuels über den Mincio hätte die Oestreichs unter gewöhnlichen Umständen
bestimmen müssen, ihrerseits über den Fluß nachzufolgen; aber mehr als eine
Woche ist seit dem Rückzug der Italiener an die Ogliolinie verstrichen, ohne
daß sie von den Oestreichern belästigt worden sind. Daraus wird klar, was
wir neulich schon andeuteten: der Erzherzog ist lediglich auf Vertheidigung der
venetianischen Provinzen angewiesen; zu einem Offensivkrieg gegen Italien ist
^. <Ü. er nicht vorbereitet. —




Die Siege der Preußen in Böhmen.

Die militärischen Ereignisse der letzten Woche, vom Einmarsch der preu¬
ßischen Armee in Böhmen bis zu der Schlacht bei Königgrätz, werden in der
Kriegsgeschichte als eine ungewöhnliche militärische Leistung gerühmt werden,
noch lange nachdem der Herzschlag all der Millionen Lebender aufgehört hat,
welche jetzt mit fieberhafter Spannung auf Nachrichten aus den böhmischen
Bergen harrten. Wir meinen, es war ein strategisch gut ausgedachter Plan
und, was die Hauptsache ist, er wurde mit bewundernswerther Schnelligkeit und
wuchtiger Kraft ausgeführt. Sind das junge Truppen, welche in der Mehrzahl
noch kein Kriegsseuer gesehn haben, und Generale, welche vielleicht zum ersten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/88>, abgerufen am 04.05.2024.