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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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losigkeit darnicdcrliege", -- müsst" mit den erwachende" geistige" Bedürfnissen
noch allgemeinere Bildungslnst und Bildungspflege erzeuge". Dann könne"
mit der größeren bürgerlichen und Politiker Emancipation eiidlich auch Mittet
und Wege sich finden, die Fessel" zu zerbrechen. in welche die Kirche den Staat
geschlagen hat. --

Vielleicht zeigen sich -- wie es heute steine" will -- zuvor die slawi¬
schen Stämme an der Nordgreiize reif dazu, selbstbewußt und selbstthätig a"
der Lösung der orientalischen Frage mitzuarbeiten, so daß die europäische Diplo¬
matie theils hierin, theils in den neu?" griechischen Wirren eine positivere
Haltung gegenüber ihrem bisherigen gemeinschaftlichen Patienten findet und ihn
statt -- wie die Sage den Sarg des Propheten -- als das Object ihrer gegen¬
seitigen Eifersucht in der Schwebe zu c>halten, als Compensativnsbcute behan¬
delt; wahrscheinlicher dünkt uns, daß die Umwohner der un deren Donau Zeug
genug dazu haben, ihre chronische Krisis ebenso zu überstehen, wie die Nach¬
barn der oberen, deren Staatskranth.it immer von neuem vergleichbare
Symptome zeigt. -- Unsere Darstellung hatte "ur den Zweck, durch Streif¬
lichter auf die inneren Zustände der europäische" Türkei zur Modisicirung des
0. politischen Urtheils beizutragen. >




Die Friedenspräliminarien von Villafranca hatte" das große Wort gelassen
ausgesprochen: die Fürsten von Parma, von Modena, von Toscana werden
zurückgerufen werde".

Zurückgerufen von wem? Von Frankreich oder de" andern Mächten? Aber
dies widersprach dein Grundsatz, daß keine fremde Einmischung dem freien
Wunsch der Bevölkerungen entgegentreten solle. Von den Bevölkerungen selbst?
Aber diese dachten nicht im Traume daran. Die Fürsten warteten des Rufs,
der Ruf blieb aus und jene Bestimmung ward von selbst hinfällig.

Gleichwohl feste Frankreich seine Bemühungen fort, die Annexion Von
Mittelitalien an Piemont zu verhindern. Noch am 24. Februar lWV. als die
Nationalversammlungen längst den Anschluß polirt hatte", entwickelte es in


losigkeit darnicdcrliege», — müsst» mit den erwachende» geistige» Bedürfnissen
noch allgemeinere Bildungslnst und Bildungspflege erzeuge». Dann könne»
mit der größeren bürgerlichen und Politiker Emancipation eiidlich auch Mittet
und Wege sich finden, die Fessel» zu zerbrechen. in welche die Kirche den Staat
geschlagen hat. —

Vielleicht zeigen sich — wie es heute steine» will — zuvor die slawi¬
schen Stämme an der Nordgreiize reif dazu, selbstbewußt und selbstthätig a»
der Lösung der orientalischen Frage mitzuarbeiten, so daß die europäische Diplo¬
matie theils hierin, theils in den neu?» griechischen Wirren eine positivere
Haltung gegenüber ihrem bisherigen gemeinschaftlichen Patienten findet und ihn
statt — wie die Sage den Sarg des Propheten — als das Object ihrer gegen¬
seitigen Eifersucht in der Schwebe zu c>halten, als Compensativnsbcute behan¬
delt; wahrscheinlicher dünkt uns, daß die Umwohner der un deren Donau Zeug
genug dazu haben, ihre chronische Krisis ebenso zu überstehen, wie die Nach¬
barn der oberen, deren Staatskranth.it immer von neuem vergleichbare
Symptome zeigt. — Unsere Darstellung hatte »ur den Zweck, durch Streif¬
lichter auf die inneren Zustände der europäische» Türkei zur Modisicirung des
0. politischen Urtheils beizutragen. >




Die Friedenspräliminarien von Villafranca hatte» das große Wort gelassen
ausgesprochen: die Fürsten von Parma, von Modena, von Toscana werden
zurückgerufen werde».

Zurückgerufen von wem? Von Frankreich oder de» andern Mächten? Aber
dies widersprach dein Grundsatz, daß keine fremde Einmischung dem freien
Wunsch der Bevölkerungen entgegentreten solle. Von den Bevölkerungen selbst?
Aber diese dachten nicht im Traume daran. Die Fürsten warteten des Rufs,
der Ruf blieb aus und jene Bestimmung ward von selbst hinfällig.

Gleichwohl feste Frankreich seine Bemühungen fort, die Annexion Von
Mittelitalien an Piemont zu verhindern. Noch am 24. Februar lWV. als die
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[0318] losigkeit darnicdcrliege», — müsst» mit den erwachende» geistige» Bedürfnissen noch allgemeinere Bildungslnst und Bildungspflege erzeuge». Dann könne» mit der größeren bürgerlichen und Politiker Emancipation eiidlich auch Mittet und Wege sich finden, die Fessel» zu zerbrechen. in welche die Kirche den Staat geschlagen hat. — Vielleicht zeigen sich — wie es heute steine» will — zuvor die slawi¬ schen Stämme an der Nordgreiize reif dazu, selbstbewußt und selbstthätig a» der Lösung der orientalischen Frage mitzuarbeiten, so daß die europäische Diplo¬ matie theils hierin, theils in den neu?» griechischen Wirren eine positivere Haltung gegenüber ihrem bisherigen gemeinschaftlichen Patienten findet und ihn statt — wie die Sage den Sarg des Propheten — als das Object ihrer gegen¬ seitigen Eifersucht in der Schwebe zu c>halten, als Compensativnsbcute behan¬ delt; wahrscheinlicher dünkt uns, daß die Umwohner der un deren Donau Zeug genug dazu haben, ihre chronische Krisis ebenso zu überstehen, wie die Nach¬ barn der oberen, deren Staatskranth.it immer von neuem vergleichbare Symptome zeigt. — Unsere Darstellung hatte »ur den Zweck, durch Streif¬ lichter auf die inneren Zustände der europäische» Türkei zur Modisicirung des 0. politischen Urtheils beizutragen. > Die Friedenspräliminarien von Villafranca hatte» das große Wort gelassen ausgesprochen: die Fürsten von Parma, von Modena, von Toscana werden zurückgerufen werde». Zurückgerufen von wem? Von Frankreich oder de» andern Mächten? Aber dies widersprach dein Grundsatz, daß keine fremde Einmischung dem freien Wunsch der Bevölkerungen entgegentreten solle. Von den Bevölkerungen selbst? Aber diese dachten nicht im Traume daran. Die Fürsten warteten des Rufs, der Ruf blieb aus und jene Bestimmung ward von selbst hinfällig. Gleichwohl feste Frankreich seine Bemühungen fort, die Annexion Von Mittelitalien an Piemont zu verhindern. Noch am 24. Februar lWV. als die Nationalversammlungen längst den Anschluß polirt hatte», entwickelte es in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/318>, abgerufen am 04.05.2024.