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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Luther in dem kühnen und gelungenen Versuch, sie zu übertreffen, sie selbst stark
benutzt hat.

Man könnte an die Reihe der alten Übersetzungen noch die jüdisch¬
arabische des Sadiga und die mit dieser wetteifernde samaritanisch-arabische
des Abu Said anschließen; doch gehören diese, obwohl in mancher Hinsicht
noch ganz auf dem Boden des Alterthums stehend, doch einer modernen Ent¬
wickelung an, da sich bei ihnen schon der Einfluß arabischer Wissenschaft zeigt.




Monographische Bestrebungen in der französischen Schweiz.

Zu den zahlreichen Kalendern, welche ohne zu dem Jahreswechsel in irgend¬
welcher näheren Beziehung zu stehen, bei Anlaß desselben allerlei Lesestoff unter
dem Volke verbreiten, hat sich mit Neujahr 1867 ein neuer gesellt, der durch
seinen etwas befremdlichen Titel die Neugierde rege zu nack'en geeignet war,
und der bei der Tragweite der von ihm angestrebten Revolution auch außer¬
halb der Kreise Beachtung verdient, an welche er sich zunächst wendet. Er ist
betitelt: ^Iman". konograüciö pour 1867, pudliö par Jo yomitcz konoArariqö
as Is, Luise romkuräö. ?re!miers s,n6ö. ?ri: 30 saritims. Rsuenatöl, en-
primeri" 6. Lluillimmv üls (sollte heißen Oilömo us), und trägt als Motto
folgendes Wort von Andrieux (as I' H,<Mömio kraniz^v): II ö ä'un bon espri
as äönrs la rötormö as 1'ordo^rg.to kransö^c;; it "z ä'un bon grs.möriön, "
moins ä'un bon sieou^iöll, ac s'o<luy<Z 6o Lote i-vkorme.

Bemerken wir gleich von vorn herein, daß es sich hier keineswegs um
die Art "phonetischer Transscription" handelt, welche in Deutschland durch
Lepsius unter Zugrundelegung des lateinischen Alphabetes zum Behufe der Ver¬
meidung gewisser fremder Schriften bewerkstelligt worden ist, noch auch um die¬
jenige, welche Brücke, Thausing und Merkel unter Erfindung ganz neuer Schrift¬
zeichen zum Behufe der Aufzeichnung aller dem Sprachorgane möglichen Laute
versucht haben. Es gilt vielmehr blos die Einführung einer neuen Schreib¬
weise für das Französische, einer Schreibweise, welche keineswegs der
Wissenschaft irgendwie Dienste leisten, dagegen zur Förderung der Volksbildung
wesentlich beitragen soll, und welche, da ihre Einführung allerdings folgenreich
sein müßte, der Prüfung wohl werth ist.


Luther in dem kühnen und gelungenen Versuch, sie zu übertreffen, sie selbst stark
benutzt hat.

Man könnte an die Reihe der alten Übersetzungen noch die jüdisch¬
arabische des Sadiga und die mit dieser wetteifernde samaritanisch-arabische
des Abu Said anschließen; doch gehören diese, obwohl in mancher Hinsicht
noch ganz auf dem Boden des Alterthums stehend, doch einer modernen Ent¬
wickelung an, da sich bei ihnen schon der Einfluß arabischer Wissenschaft zeigt.




Monographische Bestrebungen in der französischen Schweiz.

Zu den zahlreichen Kalendern, welche ohne zu dem Jahreswechsel in irgend¬
welcher näheren Beziehung zu stehen, bei Anlaß desselben allerlei Lesestoff unter
dem Volke verbreiten, hat sich mit Neujahr 1867 ein neuer gesellt, der durch
seinen etwas befremdlichen Titel die Neugierde rege zu nack'en geeignet war,
und der bei der Tragweite der von ihm angestrebten Revolution auch außer¬
halb der Kreise Beachtung verdient, an welche er sich zunächst wendet. Er ist
betitelt: ^Iman». konograüciö pour 1867, pudliö par Jo yomitcz konoArariqö
as Is, Luise romkuräö. ?re!miers s,n6ö. ?ri: 30 saritims. Rsuenatöl, en-
primeri« 6. Lluillimmv üls (sollte heißen Oilömo us), und trägt als Motto
folgendes Wort von Andrieux (as I' H,<Mömio kraniz^v): II ö ä'un bon espri
as äönrs la rötormö as 1'ordo^rg.to kransö^c;; it «z ä'un bon grs.möriön, «
moins ä'un bon sieou^iöll, ac s'o<luy<Z 6o Lote i-vkorme.

Bemerken wir gleich von vorn herein, daß es sich hier keineswegs um
die Art „phonetischer Transscription" handelt, welche in Deutschland durch
Lepsius unter Zugrundelegung des lateinischen Alphabetes zum Behufe der Ver¬
meidung gewisser fremder Schriften bewerkstelligt worden ist, noch auch um die¬
jenige, welche Brücke, Thausing und Merkel unter Erfindung ganz neuer Schrift¬
zeichen zum Behufe der Aufzeichnung aller dem Sprachorgane möglichen Laute
versucht haben. Es gilt vielmehr blos die Einführung einer neuen Schreib¬
weise für das Französische, einer Schreibweise, welche keineswegs der
Wissenschaft irgendwie Dienste leisten, dagegen zur Förderung der Volksbildung
wesentlich beitragen soll, und welche, da ihre Einführung allerdings folgenreich
sein müßte, der Prüfung wohl werth ist.


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[0192] Luther in dem kühnen und gelungenen Versuch, sie zu übertreffen, sie selbst stark benutzt hat. Man könnte an die Reihe der alten Übersetzungen noch die jüdisch¬ arabische des Sadiga und die mit dieser wetteifernde samaritanisch-arabische des Abu Said anschließen; doch gehören diese, obwohl in mancher Hinsicht noch ganz auf dem Boden des Alterthums stehend, doch einer modernen Ent¬ wickelung an, da sich bei ihnen schon der Einfluß arabischer Wissenschaft zeigt. Monographische Bestrebungen in der französischen Schweiz. Zu den zahlreichen Kalendern, welche ohne zu dem Jahreswechsel in irgend¬ welcher näheren Beziehung zu stehen, bei Anlaß desselben allerlei Lesestoff unter dem Volke verbreiten, hat sich mit Neujahr 1867 ein neuer gesellt, der durch seinen etwas befremdlichen Titel die Neugierde rege zu nack'en geeignet war, und der bei der Tragweite der von ihm angestrebten Revolution auch außer¬ halb der Kreise Beachtung verdient, an welche er sich zunächst wendet. Er ist betitelt: ^Iman». konograüciö pour 1867, pudliö par Jo yomitcz konoArariqö as Is, Luise romkuräö. ?re!miers s,n6ö. ?ri: 30 saritims. Rsuenatöl, en- primeri« 6. Lluillimmv üls (sollte heißen Oilömo us), und trägt als Motto folgendes Wort von Andrieux (as I' H,<Mömio kraniz^v): II ö ä'un bon espri as äönrs la rötormö as 1'ordo^rg.to kransö^c;; it «z ä'un bon grs.möriön, « moins ä'un bon sieou^iöll, ac s'o<luy<Z 6o Lote i-vkorme. Bemerken wir gleich von vorn herein, daß es sich hier keineswegs um die Art „phonetischer Transscription" handelt, welche in Deutschland durch Lepsius unter Zugrundelegung des lateinischen Alphabetes zum Behufe der Ver¬ meidung gewisser fremder Schriften bewerkstelligt worden ist, noch auch um die¬ jenige, welche Brücke, Thausing und Merkel unter Erfindung ganz neuer Schrift¬ zeichen zum Behufe der Aufzeichnung aller dem Sprachorgane möglichen Laute versucht haben. Es gilt vielmehr blos die Einführung einer neuen Schreib¬ weise für das Französische, einer Schreibweise, welche keineswegs der Wissenschaft irgendwie Dienste leisten, dagegen zur Förderung der Volksbildung wesentlich beitragen soll, und welche, da ihre Einführung allerdings folgenreich sein müßte, der Prüfung wohl werth ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/192>, abgerufen am 05.05.2024.