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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Zueignung des Prinzen von Homburg an Princeß Marianne
von Preußen geborene Princessin von Homburg. Zum Geburtstag der Königin Louise von Preußen
am 10. März 18t0.
Zwei nngedrutkte Gedichte von Heinrich v. Kleist

nach den mir von dein verstorbenen Präsidenten Adolph v, Kleist mitgetheilten
Abschriften zweier in seinem Besitze befindlichen Oviginalhandschriften, welche
der Dichter vermuthlich der Mutter desselben, einer seiner vertrautesten Freun¬
dinnen in Berlin geschenkt hat.

Ueber den Verbleib der Originalhandschriften bin ich nicht sicher unter¬
richtet, doch ist es wahrscheinlich, daß der Präsident v. Kleist sie der tlcistschen
Familienstiftung veimacht hat.


Gar Himmel schauend greift im Volksgedränge
Der Barde fromm in seine Saiten ein;
Jetzt trösten, jetzt verletzen seine Klänge,
Und solcher Antwort kann er sich nicht freu'n.
Doch Eine denkt er in dem Kreis der Menge,
Der die Gefühle seiner Brust sich weih'n.
Sie hält den Preis in Händen, der ihm falle,
Und krönt ihn die, so krönen sie ihn alle.



Du die das Unglück mit der Grazie Schritten,
Auf jungen Schulter", herrlich jüngsthin trug;
Wie wunderbar ist meine Brust verwirrt,
In diesem Augenblick, da ich auf Knini,
Um dich zu seegnen, vor dir niedersinke.
Ich soll dir ungetrübte Tag' erstehn! ,

Grenzboten II. 1867. 1
Zueignung des Prinzen von Homburg an Princeß Marianne
von Preußen geborene Princessin von Homburg. Zum Geburtstag der Königin Louise von Preußen
am 10. März 18t0.
Zwei nngedrutkte Gedichte von Heinrich v. Kleist

nach den mir von dein verstorbenen Präsidenten Adolph v, Kleist mitgetheilten
Abschriften zweier in seinem Besitze befindlichen Oviginalhandschriften, welche
der Dichter vermuthlich der Mutter desselben, einer seiner vertrautesten Freun¬
dinnen in Berlin geschenkt hat.

Ueber den Verbleib der Originalhandschriften bin ich nicht sicher unter¬
richtet, doch ist es wahrscheinlich, daß der Präsident v. Kleist sie der tlcistschen
Familienstiftung veimacht hat.


Gar Himmel schauend greift im Volksgedränge
Der Barde fromm in seine Saiten ein;
Jetzt trösten, jetzt verletzen seine Klänge,
Und solcher Antwort kann er sich nicht freu'n.
Doch Eine denkt er in dem Kreis der Menge,
Der die Gefühle seiner Brust sich weih'n.
Sie hält den Preis in Händen, der ihm falle,
Und krönt ihn die, so krönen sie ihn alle.



Du die das Unglück mit der Grazie Schritten,
Auf jungen Schulter», herrlich jüngsthin trug;
Wie wunderbar ist meine Brust verwirrt,
In diesem Augenblick, da ich auf Knini,
Um dich zu seegnen, vor dir niedersinke.
Ich soll dir ungetrübte Tag' erstehn! ,

Grenzboten II. 1867. 1
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[0005] Zueignung des Prinzen von Homburg an Princeß Marianne von Preußen geborene Princessin von Homburg. Zum Geburtstag der Königin Louise von Preußen am 10. März 18t0. Zwei nngedrutkte Gedichte von Heinrich v. Kleist nach den mir von dein verstorbenen Präsidenten Adolph v, Kleist mitgetheilten Abschriften zweier in seinem Besitze befindlichen Oviginalhandschriften, welche der Dichter vermuthlich der Mutter desselben, einer seiner vertrautesten Freun¬ dinnen in Berlin geschenkt hat. Ueber den Verbleib der Originalhandschriften bin ich nicht sicher unter¬ richtet, doch ist es wahrscheinlich, daß der Präsident v. Kleist sie der tlcistschen Familienstiftung veimacht hat. Gar Himmel schauend greift im Volksgedränge Der Barde fromm in seine Saiten ein; Jetzt trösten, jetzt verletzen seine Klänge, Und solcher Antwort kann er sich nicht freu'n. Doch Eine denkt er in dem Kreis der Menge, Der die Gefühle seiner Brust sich weih'n. Sie hält den Preis in Händen, der ihm falle, Und krönt ihn die, so krönen sie ihn alle. Du die das Unglück mit der Grazie Schritten, Auf jungen Schulter», herrlich jüngsthin trug; Wie wunderbar ist meine Brust verwirrt, In diesem Augenblick, da ich auf Knini, Um dich zu seegnen, vor dir niedersinke. Ich soll dir ungetrübte Tag' erstehn! , Grenzboten II. 1867. 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/5>, abgerufen am 05.05.2024.