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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Schaaffhauscn über die anthropologischen Fragen der Gegenwart, Geiger
über den Farbensinn der Urzeit und seine Entwickelung, v. Kittlitz schließlich
über die practische Wichtigkeit der psychologischen Selbsterkenntniß. Derartige
Vollendete, in sich abgerundete Ueberblicke lassen sich nicht in Auszügen von
wenigen Sätzen kennzeichnen, wir können darauf um so eher verzichten, als uns
zugesagt ward, daß ein jeder Theilnehmer der Versammlung noch im October
einen vollständigen Abdruck aller dieser Vorträge als Anhang zum Tageblatt
in seine Heimath nachgeschickt erhalten solle.




Das zwölfte (sächsische) BundesarmeeeorM.

Im vorjährigen Kriege war nach der preußischen Armee im ganzen Bun¬
desgebiet keins der kleineren Contingente schlagfertiger als das sächsische; keins
schlug sich besser und kein anderes wurde nach dem Frieden -rascher und gründ¬
licher reorganisier. Noch ist nicht ein Jahr vorüber und die tief eingreifendsten
Umwandlungen sind bewirkt. Es ist eine brave und intelligente Truppe, welche
jetzt der deutschen Armee fest eingefügt ist, und bei einem neuen Kampf an der
Seite ihrer deutschen Kameraden unter dem Oberbefehl des Bundesfeldherrn
die alte Tüchtigkeit und Tapferkeit für Deutschland bewähren soll.

Ihre Geschichte aber ist so abweichend von der anderer Contingente des
Bundesstaats und so reich an Unglück, an Opferung für die Polttik ihres
Kriegsherrn und an dem furchtbaren Conflict hoher Pflichten, daß wir uns nicht
Versagen, dem Glückwunsch, welchen wir für ihre gegenwärtige Stellung zur
Nation haben, und einer kurzen Aufzählung ihrer Schicksale, welche wir nach
Mittheilungen eines geehrten Mitarbeiters geben, in der nächsten Nummer einige
Bemerkungen über ihre und der übrigen Contingente Stellung in der Bundes¬
armee folgen zu lassen.

Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden infolge der allgemeinen Er¬
schöpfung die Streitkräfte allenthalben in Deutschland sehr reducirt und so
Zählte denn die sächsische bewaffnete Macht im Jahre 1673 unter Johann
Georg II. etwa 6500 Mann unter dem Kommando des Churprinzen, dem
nachmaligen Johann Georg III., der sie der kaiserl. Armee am Rhein zu¬
führte. Als dieser 1680 zur Negierung gelangte, that er vieles für das Heer¬
wesen und man kann ihn als den eigentlichen Begründer derselben annehmen.


Grenzboten IV. 1867. 26

Schaaffhauscn über die anthropologischen Fragen der Gegenwart, Geiger
über den Farbensinn der Urzeit und seine Entwickelung, v. Kittlitz schließlich
über die practische Wichtigkeit der psychologischen Selbsterkenntniß. Derartige
Vollendete, in sich abgerundete Ueberblicke lassen sich nicht in Auszügen von
wenigen Sätzen kennzeichnen, wir können darauf um so eher verzichten, als uns
zugesagt ward, daß ein jeder Theilnehmer der Versammlung noch im October
einen vollständigen Abdruck aller dieser Vorträge als Anhang zum Tageblatt
in seine Heimath nachgeschickt erhalten solle.




Das zwölfte (sächsische) BundesarmeeeorM.

Im vorjährigen Kriege war nach der preußischen Armee im ganzen Bun¬
desgebiet keins der kleineren Contingente schlagfertiger als das sächsische; keins
schlug sich besser und kein anderes wurde nach dem Frieden -rascher und gründ¬
licher reorganisier. Noch ist nicht ein Jahr vorüber und die tief eingreifendsten
Umwandlungen sind bewirkt. Es ist eine brave und intelligente Truppe, welche
jetzt der deutschen Armee fest eingefügt ist, und bei einem neuen Kampf an der
Seite ihrer deutschen Kameraden unter dem Oberbefehl des Bundesfeldherrn
die alte Tüchtigkeit und Tapferkeit für Deutschland bewähren soll.

Ihre Geschichte aber ist so abweichend von der anderer Contingente des
Bundesstaats und so reich an Unglück, an Opferung für die Polttik ihres
Kriegsherrn und an dem furchtbaren Conflict hoher Pflichten, daß wir uns nicht
Versagen, dem Glückwunsch, welchen wir für ihre gegenwärtige Stellung zur
Nation haben, und einer kurzen Aufzählung ihrer Schicksale, welche wir nach
Mittheilungen eines geehrten Mitarbeiters geben, in der nächsten Nummer einige
Bemerkungen über ihre und der übrigen Contingente Stellung in der Bundes¬
armee folgen zu lassen.

Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden infolge der allgemeinen Er¬
schöpfung die Streitkräfte allenthalben in Deutschland sehr reducirt und so
Zählte denn die sächsische bewaffnete Macht im Jahre 1673 unter Johann
Georg II. etwa 6500 Mann unter dem Kommando des Churprinzen, dem
nachmaligen Johann Georg III., der sie der kaiserl. Armee am Rhein zu¬
führte. Als dieser 1680 zur Negierung gelangte, that er vieles für das Heer¬
wesen und man kann ihn als den eigentlichen Begründer derselben annehmen.


Grenzboten IV. 1867. 26
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[0201] Schaaffhauscn über die anthropologischen Fragen der Gegenwart, Geiger über den Farbensinn der Urzeit und seine Entwickelung, v. Kittlitz schließlich über die practische Wichtigkeit der psychologischen Selbsterkenntniß. Derartige Vollendete, in sich abgerundete Ueberblicke lassen sich nicht in Auszügen von wenigen Sätzen kennzeichnen, wir können darauf um so eher verzichten, als uns zugesagt ward, daß ein jeder Theilnehmer der Versammlung noch im October einen vollständigen Abdruck aller dieser Vorträge als Anhang zum Tageblatt in seine Heimath nachgeschickt erhalten solle. Das zwölfte (sächsische) BundesarmeeeorM. Im vorjährigen Kriege war nach der preußischen Armee im ganzen Bun¬ desgebiet keins der kleineren Contingente schlagfertiger als das sächsische; keins schlug sich besser und kein anderes wurde nach dem Frieden -rascher und gründ¬ licher reorganisier. Noch ist nicht ein Jahr vorüber und die tief eingreifendsten Umwandlungen sind bewirkt. Es ist eine brave und intelligente Truppe, welche jetzt der deutschen Armee fest eingefügt ist, und bei einem neuen Kampf an der Seite ihrer deutschen Kameraden unter dem Oberbefehl des Bundesfeldherrn die alte Tüchtigkeit und Tapferkeit für Deutschland bewähren soll. Ihre Geschichte aber ist so abweichend von der anderer Contingente des Bundesstaats und so reich an Unglück, an Opferung für die Polttik ihres Kriegsherrn und an dem furchtbaren Conflict hoher Pflichten, daß wir uns nicht Versagen, dem Glückwunsch, welchen wir für ihre gegenwärtige Stellung zur Nation haben, und einer kurzen Aufzählung ihrer Schicksale, welche wir nach Mittheilungen eines geehrten Mitarbeiters geben, in der nächsten Nummer einige Bemerkungen über ihre und der übrigen Contingente Stellung in der Bundes¬ armee folgen zu lassen. Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden infolge der allgemeinen Er¬ schöpfung die Streitkräfte allenthalben in Deutschland sehr reducirt und so Zählte denn die sächsische bewaffnete Macht im Jahre 1673 unter Johann Georg II. etwa 6500 Mann unter dem Kommando des Churprinzen, dem nachmaligen Johann Georg III., der sie der kaiserl. Armee am Rhein zu¬ führte. Als dieser 1680 zur Negierung gelangte, that er vieles für das Heer¬ wesen und man kann ihn als den eigentlichen Begründer derselben annehmen. Grenzboten IV. 1867. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/201>, abgerufen am 24.04.2024.