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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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norddeutsche Kriegsmarine.
Die Panzerschiffe: technischer Wettkampf der Panzer und der Artillerie.

Eine Beschreibung der jetzt unter norddeutscher Flagge fahrenden und der
neuerlich unter ihr vom Stapel gelaufenen preußischen Panzerschiffe, welche den
Leser nicht blos über Aeußerlichkeiten, sondern über Bedeutung und Werth
dieser Fahrzeuge hinreichend orientiren soll, läßt sich, wie wir schon in einem
frühern Artikel bemerkten, eigentlich nur in der Weise geben, daß zuerst die
Panzerfrage überhaupt betrachtet wird und daß außerdem die Stärke der
Panzerflotten andrer Seemächte, welche möglicher Weise der unsrigen entgegen¬
treten oder mit ihr zusammen operiren würden, ebenfalls geschildert wird.
Letzteres behalten wir einer spätern Abhandlung vor und erörtern heute zu¬
nächst die Entstehungs" und Entwickelungsgeschichte des Schiffbausystems, welches
eine so jähe Revolution im gesammten Marinewesen hervorgerufen hat.

Wie die Einführung der gezogenen Geschütze, so haben wir auch die der
Panzerschiffe bekanntlich auf den gegenwärtigen Kaiser der Franzosen zurück¬
zuführen, der die Idee des Obersten Paixhans, eines durch Erfindung der
Bombenkanonen berühmt gewordenen Artilleristen, zuerst zur praktischen Aus¬
führung brachte. Zwar kommen einzelne Beispiele von Bekleidung der Schiffe
mit Metallplatten schon in früherer Zeit vor -- so kannte das Mittelalter eine
blcigevanzerte Galeere, und auch die schwimmenden Batterien, welche bei der
berühmten Belagerung gegen Gibraltar gebraucht wurden, sollen nach einigen
Quellen zum Theil durch Metall geschützt gewesen sein. Aber die allgemeine
Einführung des Eiscnpanzers für die gewöhnlichen Kriegsfahrzeuge und zwar
nicht blos für schwimmende Batterien, sondern auch für seefähige Schiffe
(sea-MinA sluxs) ist neuesten Datums.

Das Bedürfniß, Kriegsschiffe zu panzern, hat sich überhaupt erst im zweiten
Drittel dieses Jahrhunderts geltend gemacht. Es würde nämlich ein Irrthum
sein, zu glauben, daß man auf die Idee der Panzerung gekommen sei. um
die Schiffe gegen Schüsse schlechthin zu sichern. Das Werfen von Bomben
oder Granaten aus Mörsern oder Haubitzen hat Schiffen gegenüber zu wenig


Grenzboten IV. 1807. 32
norddeutsche Kriegsmarine.
Die Panzerschiffe: technischer Wettkampf der Panzer und der Artillerie.

Eine Beschreibung der jetzt unter norddeutscher Flagge fahrenden und der
neuerlich unter ihr vom Stapel gelaufenen preußischen Panzerschiffe, welche den
Leser nicht blos über Aeußerlichkeiten, sondern über Bedeutung und Werth
dieser Fahrzeuge hinreichend orientiren soll, läßt sich, wie wir schon in einem
frühern Artikel bemerkten, eigentlich nur in der Weise geben, daß zuerst die
Panzerfrage überhaupt betrachtet wird und daß außerdem die Stärke der
Panzerflotten andrer Seemächte, welche möglicher Weise der unsrigen entgegen¬
treten oder mit ihr zusammen operiren würden, ebenfalls geschildert wird.
Letzteres behalten wir einer spätern Abhandlung vor und erörtern heute zu¬
nächst die Entstehungs« und Entwickelungsgeschichte des Schiffbausystems, welches
eine so jähe Revolution im gesammten Marinewesen hervorgerufen hat.

Wie die Einführung der gezogenen Geschütze, so haben wir auch die der
Panzerschiffe bekanntlich auf den gegenwärtigen Kaiser der Franzosen zurück¬
zuführen, der die Idee des Obersten Paixhans, eines durch Erfindung der
Bombenkanonen berühmt gewordenen Artilleristen, zuerst zur praktischen Aus¬
führung brachte. Zwar kommen einzelne Beispiele von Bekleidung der Schiffe
mit Metallplatten schon in früherer Zeit vor — so kannte das Mittelalter eine
blcigevanzerte Galeere, und auch die schwimmenden Batterien, welche bei der
berühmten Belagerung gegen Gibraltar gebraucht wurden, sollen nach einigen
Quellen zum Theil durch Metall geschützt gewesen sein. Aber die allgemeine
Einführung des Eiscnpanzers für die gewöhnlichen Kriegsfahrzeuge und zwar
nicht blos für schwimmende Batterien, sondern auch für seefähige Schiffe
(sea-MinA sluxs) ist neuesten Datums.

Das Bedürfniß, Kriegsschiffe zu panzern, hat sich überhaupt erst im zweiten
Drittel dieses Jahrhunderts geltend gemacht. Es würde nämlich ein Irrthum
sein, zu glauben, daß man auf die Idee der Panzerung gekommen sei. um
die Schiffe gegen Schüsse schlechthin zu sichern. Das Werfen von Bomben
oder Granaten aus Mörsern oder Haubitzen hat Schiffen gegenüber zu wenig


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[0249] norddeutsche Kriegsmarine. Die Panzerschiffe: technischer Wettkampf der Panzer und der Artillerie. Eine Beschreibung der jetzt unter norddeutscher Flagge fahrenden und der neuerlich unter ihr vom Stapel gelaufenen preußischen Panzerschiffe, welche den Leser nicht blos über Aeußerlichkeiten, sondern über Bedeutung und Werth dieser Fahrzeuge hinreichend orientiren soll, läßt sich, wie wir schon in einem frühern Artikel bemerkten, eigentlich nur in der Weise geben, daß zuerst die Panzerfrage überhaupt betrachtet wird und daß außerdem die Stärke der Panzerflotten andrer Seemächte, welche möglicher Weise der unsrigen entgegen¬ treten oder mit ihr zusammen operiren würden, ebenfalls geschildert wird. Letzteres behalten wir einer spätern Abhandlung vor und erörtern heute zu¬ nächst die Entstehungs« und Entwickelungsgeschichte des Schiffbausystems, welches eine so jähe Revolution im gesammten Marinewesen hervorgerufen hat. Wie die Einführung der gezogenen Geschütze, so haben wir auch die der Panzerschiffe bekanntlich auf den gegenwärtigen Kaiser der Franzosen zurück¬ zuführen, der die Idee des Obersten Paixhans, eines durch Erfindung der Bombenkanonen berühmt gewordenen Artilleristen, zuerst zur praktischen Aus¬ führung brachte. Zwar kommen einzelne Beispiele von Bekleidung der Schiffe mit Metallplatten schon in früherer Zeit vor — so kannte das Mittelalter eine blcigevanzerte Galeere, und auch die schwimmenden Batterien, welche bei der berühmten Belagerung gegen Gibraltar gebraucht wurden, sollen nach einigen Quellen zum Theil durch Metall geschützt gewesen sein. Aber die allgemeine Einführung des Eiscnpanzers für die gewöhnlichen Kriegsfahrzeuge und zwar nicht blos für schwimmende Batterien, sondern auch für seefähige Schiffe (sea-MinA sluxs) ist neuesten Datums. Das Bedürfniß, Kriegsschiffe zu panzern, hat sich überhaupt erst im zweiten Drittel dieses Jahrhunderts geltend gemacht. Es würde nämlich ein Irrthum sein, zu glauben, daß man auf die Idee der Panzerung gekommen sei. um die Schiffe gegen Schüsse schlechthin zu sichern. Das Werfen von Bomben oder Granaten aus Mörsern oder Haubitzen hat Schiffen gegenüber zu wenig Grenzboten IV. 1807. 32

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/249>, abgerufen am 25.04.2024.