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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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ten wir aber zugleich einen Anhalt für Bestimmung der meisten anderen
sehr ähnlichen. Ein Grabmal an der Via I^tius, z. B. wird in derselben Zeit,
der oft genannte lemxio ack vio Reäieulo und ein Grabmal an Ports Pia,
(die sogenannte Leäig, Ael ala.volo) werden aber früher, wahrscheinlich noch im
ersten Jahrhundert erbaut worden sein. --

Datirte Ziegelstempel habe ich trotz eifrigster Nachforschungen bei keinem
dieser Bauten auffinden können. Einige andere Arbeiten über römische Archi¬
tekturwerke in Ziegelrohbau hoffe ich binnen kurzem publiciren zu können. --


R. Bergan.


Zur deutschen Sittengeschichte des sechzehnten Jahrhunderts.
Aus archivalischen Quellen von Dr. K. G. Helbig.

Im Juni des Jahres 1590 berichtete der dresdener Stadtrath an den
Kurfürsten Christian den Ersten, daß ein sich Hans Frank nennender Handels¬
mann aus Magdeburg, der im goldenen Löwen herbergend von Leitmeritz auf
der Elbe Wein erwartet habe, verhaftet worden sei, da ein junger Mann Rudolf
Blank aus Gral) ihn als einen Schwindler erkannt und angezeigt hatte, daß
er sich als Graf von Schwarzburg mit steiermärkischen Edelleuten herum¬
getrieben und, nachdem er viele Schulden gemacht, verschwunden sei. Die vom
Kanzler Dr. Nikolaus Crell angeordnete Untersuchung klärte durch die Geständ¬
nisse des gütlich vernommenen aber mit der Schärfe bedrohten Inculpaten
sowie durch einen schriftlich aufgesetzten Bericht desselben über eine zur Sprache
gekommene Schwindclgeschichte in Spandau, einige Partien seines Lebens in so
eigenthümlicher Weise auf, daß eine gedrängte Mittheilung seiner Erlebnisse, soweit
sie actenkundig wurden, für die Culturgeschichte des sechzehnten Jahrhunderts
ganz beachtenswert!) ist. Man lernt aus derselben neben der Slarkgläubigkeit
jener Zeit eine naive Rohheit und Gemeinheit der Sitten auch in den höheren


eine Ansicht, die ich früher auch hatte, weil die Kunstformen in gebranntem Thon vielfach
abweichen von den Formen in Marmor, roher, willkürlicher, daher jünger erscheinen. Durch
genaueres Studium aller antiken Backsteinbauten Roms bin ich aber davon zurückgekommen.
Möchte" jene Gelehrten die Gründe für ihre Ansicht im Interesse der Forschung doch öffent-
lich aussprechen.

ten wir aber zugleich einen Anhalt für Bestimmung der meisten anderen
sehr ähnlichen. Ein Grabmal an der Via I^tius, z. B. wird in derselben Zeit,
der oft genannte lemxio ack vio Reäieulo und ein Grabmal an Ports Pia,
(die sogenannte Leäig, Ael ala.volo) werden aber früher, wahrscheinlich noch im
ersten Jahrhundert erbaut worden sein. —

Datirte Ziegelstempel habe ich trotz eifrigster Nachforschungen bei keinem
dieser Bauten auffinden können. Einige andere Arbeiten über römische Archi¬
tekturwerke in Ziegelrohbau hoffe ich binnen kurzem publiciren zu können. —


R. Bergan.


Zur deutschen Sittengeschichte des sechzehnten Jahrhunderts.
Aus archivalischen Quellen von Dr. K. G. Helbig.

Im Juni des Jahres 1590 berichtete der dresdener Stadtrath an den
Kurfürsten Christian den Ersten, daß ein sich Hans Frank nennender Handels¬
mann aus Magdeburg, der im goldenen Löwen herbergend von Leitmeritz auf
der Elbe Wein erwartet habe, verhaftet worden sei, da ein junger Mann Rudolf
Blank aus Gral) ihn als einen Schwindler erkannt und angezeigt hatte, daß
er sich als Graf von Schwarzburg mit steiermärkischen Edelleuten herum¬
getrieben und, nachdem er viele Schulden gemacht, verschwunden sei. Die vom
Kanzler Dr. Nikolaus Crell angeordnete Untersuchung klärte durch die Geständ¬
nisse des gütlich vernommenen aber mit der Schärfe bedrohten Inculpaten
sowie durch einen schriftlich aufgesetzten Bericht desselben über eine zur Sprache
gekommene Schwindclgeschichte in Spandau, einige Partien seines Lebens in so
eigenthümlicher Weise auf, daß eine gedrängte Mittheilung seiner Erlebnisse, soweit
sie actenkundig wurden, für die Culturgeschichte des sechzehnten Jahrhunderts
ganz beachtenswert!) ist. Man lernt aus derselben neben der Slarkgläubigkeit
jener Zeit eine naive Rohheit und Gemeinheit der Sitten auch in den höheren


eine Ansicht, die ich früher auch hatte, weil die Kunstformen in gebranntem Thon vielfach
abweichen von den Formen in Marmor, roher, willkürlicher, daher jünger erscheinen. Durch
genaueres Studium aller antiken Backsteinbauten Roms bin ich aber davon zurückgekommen.
Möchte» jene Gelehrten die Gründe für ihre Ansicht im Interesse der Forschung doch öffent-
lich aussprechen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/25>, abgerufen am 29.03.2024.