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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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absolute Schwere des Geschützes, als vielmehr der gewaltige Rückprall und die
Rücksicht auf die Stabilität, was die Schwierigkeit bei Führung großer Kaliber
auf Schiffen bildet. Und dieser Rückstoß erfordert mehr eine starke locale Sub-
struction als eine im allgemeinen viel größere Tragfähigkeit. Aus eine gewisse
Distanz also, und dies ist vor allem festzuhalten, wird das Panzerschiff immer
unverwundbar sein, und diese kann es sich selbst wählen; von der Fähigkeit,
Distanz zu halten, hängt dann natürlich der Werth des Panzerschiffs vorzugs¬
weise ab. Deshalb empfehlen wir unseren Lesern bei allen Notizen über Schie߬
versuche gegen Panzerplatten, die ihnen zu Gesicht kommen, vor allem auf
diesen Punkt zu achten. Aus jenen Gründen aber glauben wir entschieden an
den endlichen Sieg der Panzerschiffe über die Artillerie. -- Eingehende Schilde¬
rung des norddeutschen Panzergcschwaders lassen wir im nächsten Hefte folgen.




Das Mausoleum zu Halikarmss.

Mehr als 2000 Jahre sind verflossen, seit König Maussollos von Karien
starb und seine Gattin Artemisia über seinem Grabe jenes prachtvolle Denkmal
errichten ließ, welches als Maussolleion zu den sieben Wundern der Welt ge¬
zählt wurde. Der König Maussollos war längst vergessen, aber das Wort
Mausoleum hatte sich hindurch gerettet durch die Jahrtausende. Wer von allen
denen, die jährlich zu dem stillen Grabtempel der Königin Louise in Charlotten¬
burg pilgern, denkt wohl daran, daß auch dieses Denkmal seinen Namen von
dem Könige altheidnischer Vorzeit entlehnt hat.

Und doch hat das alte Mausoleum selber den Untergang der antiken Welt
um viele Jahrhunderte überdauert. Als der olympische Zeus längst in Staub
zerfallen, die hängenden Gärten der Semiramis verschüttet, die Trümmer des
Koloß von Rhodos eingeschmolzen, als Rom bereits ein Steinhaufen und Grie¬
chenland eine Einöde, als Kleinasien und mit ihm Halikarnass bereits seit Jahr¬
hunderten in den Händen der Moslemin war, noch im 11. Jahrhundert stand
das Mausoleum unversehrt in alter Pracht, und erst im Anfang des 15. Jahr¬
hunderts war es die Hand christlicher Johanniter, welche sich an diesem Wun¬
derwerk vergriff, um es als Steinbruch für ihre Festungsbauten auszunutzen.

Als in neuerer Zeit der Orient sich wieder den europäischen Reisenden
öffnete, war keine Spur des Baues wiederaufzusinden. Die Neconstruction nach


absolute Schwere des Geschützes, als vielmehr der gewaltige Rückprall und die
Rücksicht auf die Stabilität, was die Schwierigkeit bei Führung großer Kaliber
auf Schiffen bildet. Und dieser Rückstoß erfordert mehr eine starke locale Sub-
struction als eine im allgemeinen viel größere Tragfähigkeit. Aus eine gewisse
Distanz also, und dies ist vor allem festzuhalten, wird das Panzerschiff immer
unverwundbar sein, und diese kann es sich selbst wählen; von der Fähigkeit,
Distanz zu halten, hängt dann natürlich der Werth des Panzerschiffs vorzugs¬
weise ab. Deshalb empfehlen wir unseren Lesern bei allen Notizen über Schie߬
versuche gegen Panzerplatten, die ihnen zu Gesicht kommen, vor allem auf
diesen Punkt zu achten. Aus jenen Gründen aber glauben wir entschieden an
den endlichen Sieg der Panzerschiffe über die Artillerie. — Eingehende Schilde¬
rung des norddeutschen Panzergcschwaders lassen wir im nächsten Hefte folgen.




Das Mausoleum zu Halikarmss.

Mehr als 2000 Jahre sind verflossen, seit König Maussollos von Karien
starb und seine Gattin Artemisia über seinem Grabe jenes prachtvolle Denkmal
errichten ließ, welches als Maussolleion zu den sieben Wundern der Welt ge¬
zählt wurde. Der König Maussollos war längst vergessen, aber das Wort
Mausoleum hatte sich hindurch gerettet durch die Jahrtausende. Wer von allen
denen, die jährlich zu dem stillen Grabtempel der Königin Louise in Charlotten¬
burg pilgern, denkt wohl daran, daß auch dieses Denkmal seinen Namen von
dem Könige altheidnischer Vorzeit entlehnt hat.

Und doch hat das alte Mausoleum selber den Untergang der antiken Welt
um viele Jahrhunderte überdauert. Als der olympische Zeus längst in Staub
zerfallen, die hängenden Gärten der Semiramis verschüttet, die Trümmer des
Koloß von Rhodos eingeschmolzen, als Rom bereits ein Steinhaufen und Grie¬
chenland eine Einöde, als Kleinasien und mit ihm Halikarnass bereits seit Jahr¬
hunderten in den Händen der Moslemin war, noch im 11. Jahrhundert stand
das Mausoleum unversehrt in alter Pracht, und erst im Anfang des 15. Jahr¬
hunderts war es die Hand christlicher Johanniter, welche sich an diesem Wun¬
derwerk vergriff, um es als Steinbruch für ihre Festungsbauten auszunutzen.

Als in neuerer Zeit der Orient sich wieder den europäischen Reisenden
öffnete, war keine Spur des Baues wiederaufzusinden. Die Neconstruction nach


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/258>, abgerufen am 26.04.2024.