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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Die baltischen Provinzen Rußlands.
in.
Bürgerthum und Städteleben.

Unter den 43 Städten und Flecken, welche das dem russischen Scepter
unterworfene Ostseeland zählt"), ragen nur zwei Orte hervor, welche die Na¬
men "großer Städte" verdienen: Riga, der Vorort der baltischen Provinzen
mit 103,000 Einwohnern, und Neval, die alte Hauptstadt Estlands mit etwa
32000 Bewohnern. An diese reihen sich vier mittlere Hafenorte: Narva,
Pernau, Libau und Windau, zwei größere Landstädte: Mitau, die Hauptstadt
Kurlands mit 24,000 Einwohnern, und die Universitätsstadt Dorpat mit 20,000
Bewohnern, den Nest bilden Landstädte mit 1000 bis höchstens S000 Be-
wohnern. -- Die landschaftliche Verschiedenheit der einzelnen Provinzen spiegelt
sich auch in den Städten wieder: in den Städten Livlnnds herrscht das auf
hamburgischer Grundlage ruhende rigasche Stadtrecht, in den Städten Estlands
wird nach der revaler Bearbeitung Mischen Rechts gerichtet, die Mehrzahl
der Städte Kurlands ist dagegen dem kurländischen Landrecht unterworfen, nur
Mitau. Friedrichsstadt und Bauske besitzen eigene Rechtsinstitute, deren zahl-
reiche Lücken übrigens gleichfalls aus dem örtlichen Landrecht ergänzt werden.
Die ungünstigen klimatischen Verhältnisse Estlands, die Armuth des Grund und
Bodens und die gefährliche Rivalität der mächtigen Nachbarin Se. Petersburg
hat einen günstigen Ausschwung des Städtelebens dieser Provinz niedergehalten.



-) In Livland giebt es zehn Städte: Riga. Dorpat. Pernau
in°r. Wall. Wcrro, Lemsal und Arensburg ("uf der Insel Oese" "ut s-ass ? cet n -L°
d°raa. Nujcu. Schlock. Rappiu. Oberpahl-n und die F-seu"g'D""einen-de " ^sechs Städte Reval. Narva. Val.isch-Port. Hapsal. Wesenberg rend W^W zwei F.-nten- Leal und Huugerburg. In Kurland b-stelM elf SW e- M. u L. an
Windau. Goldingen .^asenpot. Jacobstadt. Friedrichsstadt. Bauske. Puter Tuckum und
G-obin. sowie zehn Flecken: Durben. schö.'berg. Alt und Neu-Subbat. Kattunen. Zabeln.
Kandau, T^ism, Polangen und Dohlen.
">renjboten IV. 18L7.
Die baltischen Provinzen Rußlands.
in.
Bürgerthum und Städteleben.

Unter den 43 Städten und Flecken, welche das dem russischen Scepter
unterworfene Ostseeland zählt"), ragen nur zwei Orte hervor, welche die Na¬
men „großer Städte" verdienen: Riga, der Vorort der baltischen Provinzen
mit 103,000 Einwohnern, und Neval, die alte Hauptstadt Estlands mit etwa
32000 Bewohnern. An diese reihen sich vier mittlere Hafenorte: Narva,
Pernau, Libau und Windau, zwei größere Landstädte: Mitau, die Hauptstadt
Kurlands mit 24,000 Einwohnern, und die Universitätsstadt Dorpat mit 20,000
Bewohnern, den Nest bilden Landstädte mit 1000 bis höchstens S000 Be-
wohnern. — Die landschaftliche Verschiedenheit der einzelnen Provinzen spiegelt
sich auch in den Städten wieder: in den Städten Livlnnds herrscht das auf
hamburgischer Grundlage ruhende rigasche Stadtrecht, in den Städten Estlands
wird nach der revaler Bearbeitung Mischen Rechts gerichtet, die Mehrzahl
der Städte Kurlands ist dagegen dem kurländischen Landrecht unterworfen, nur
Mitau. Friedrichsstadt und Bauske besitzen eigene Rechtsinstitute, deren zahl-
reiche Lücken übrigens gleichfalls aus dem örtlichen Landrecht ergänzt werden.
Die ungünstigen klimatischen Verhältnisse Estlands, die Armuth des Grund und
Bodens und die gefährliche Rivalität der mächtigen Nachbarin Se. Petersburg
hat einen günstigen Ausschwung des Städtelebens dieser Provinz niedergehalten.



-) In Livland giebt es zehn Städte: Riga. Dorpat. Pernau
in°r. Wall. Wcrro, Lemsal und Arensburg («uf der Insel Oese» »ut s-ass ? cet n -L°
d°raa. Nujcu. Schlock. Rappiu. Oberpahl-n und die F-seu"g'D""einen-de " ^sechs Städte Reval. Narva. Val.isch-Port. Hapsal. Wesenberg rend W^W zwei F.-nten- Leal und Huugerburg. In Kurland b-stelM elf SW e- M. u L. an
Windau. Goldingen .^asenpot. Jacobstadt. Friedrichsstadt. Bauske. Puter Tuckum und
G-obin. sowie zehn Flecken: Durben. schö.'berg. Alt und Neu-Subbat. Kattunen. Zabeln.
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[0329] Die baltischen Provinzen Rußlands. in. Bürgerthum und Städteleben. Unter den 43 Städten und Flecken, welche das dem russischen Scepter unterworfene Ostseeland zählt"), ragen nur zwei Orte hervor, welche die Na¬ men „großer Städte" verdienen: Riga, der Vorort der baltischen Provinzen mit 103,000 Einwohnern, und Neval, die alte Hauptstadt Estlands mit etwa 32000 Bewohnern. An diese reihen sich vier mittlere Hafenorte: Narva, Pernau, Libau und Windau, zwei größere Landstädte: Mitau, die Hauptstadt Kurlands mit 24,000 Einwohnern, und die Universitätsstadt Dorpat mit 20,000 Bewohnern, den Nest bilden Landstädte mit 1000 bis höchstens S000 Be- wohnern. — Die landschaftliche Verschiedenheit der einzelnen Provinzen spiegelt sich auch in den Städten wieder: in den Städten Livlnnds herrscht das auf hamburgischer Grundlage ruhende rigasche Stadtrecht, in den Städten Estlands wird nach der revaler Bearbeitung Mischen Rechts gerichtet, die Mehrzahl der Städte Kurlands ist dagegen dem kurländischen Landrecht unterworfen, nur Mitau. Friedrichsstadt und Bauske besitzen eigene Rechtsinstitute, deren zahl- reiche Lücken übrigens gleichfalls aus dem örtlichen Landrecht ergänzt werden. Die ungünstigen klimatischen Verhältnisse Estlands, die Armuth des Grund und Bodens und die gefährliche Rivalität der mächtigen Nachbarin Se. Petersburg hat einen günstigen Ausschwung des Städtelebens dieser Provinz niedergehalten. -) In Livland giebt es zehn Städte: Riga. Dorpat. Pernau in°r. Wall. Wcrro, Lemsal und Arensburg («uf der Insel Oese» »ut s-ass ? cet n -L° d°raa. Nujcu. Schlock. Rappiu. Oberpahl-n und die F-seu"g'D""einen-de " ^sechs Städte Reval. Narva. Val.isch-Port. Hapsal. Wesenberg rend W^W zwei F.-nten- Leal und Huugerburg. In Kurland b-stelM elf SW e- M. u L. an Windau. Goldingen .^asenpot. Jacobstadt. Friedrichsstadt. Bauske. Puter Tuckum und G-obin. sowie zehn Flecken: Durben. schö.'berg. Alt und Neu-Subbat. Kattunen. Zabeln. Kandau, T^ism, Polangen und Dohlen. «>renjboten IV. 18L7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/329>, abgerufen am 20.04.2024.