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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Neue Kunstblätter und vermischte Literatur.

".sxöi'a aä Ästra" nennt sich eine Sammlung von 24 Lithographien zur
Erinnerung an die Siegesthaten der preußischen Armee im Jahre 186K, gezeichnet
von F. Kaiser, L. Nurger, H. Lüders und C. Koch (Verlag von W. Loeillvt,
ins. Anstalt und Kunstdruckerci in Berlin) -- ein Werk, das zu den trefflichsten
Leistungen seiner Gattung gezählt werden muß. Reden Episoden einzelner Kämpfe
aus der Schlacht von Königgrütz und China, den Tressen bei Tvbitschau, Aschaffen¬
burg, in Trautcnau und Würzburg, welche natürlich den Hauptbestand des Albums
ausmachen, - bieten andere Blätter Pvrträtdarstellungeu hervorragender Helden in
charakteristischer Staffage, und auch der Friedcnsdicnst im Felde, Lazarett)- und
Transportwesen :c. ist nicht vergessen, sodaß man wirtlich eine Gesammtvorstellung
von der erschütternden Masse und Wucht der Schicksale und Erscheinungen erhält,
welche die Silbe "Krieg" zusammenfaßt. -- Bald nach dem Frieden schon haben die
grünen Blätter auf die Fülle künstlerischer Arbeit hingewiesen, welche der vorige
Sommer im Gefolge hatte, und bereits damals konnten ungewöhnliche Erwartungen
mit bestimmten Namen verbunden werden. Begleitete die Illustration die Dinge auf
frischer That, so reifen freilich Darstellungen, welche auf die Würde historischer Kunst
Anspruch machen, erst langsam nach; hier haben wir eine Mittelstufe: mit Liebe aus¬
gearbeitete und zum anschaulichen Ganzen combinirte Skizzen, welche daraus aus¬
gehen, die volle Realität der einzelnen Vorgänge oft -- wie wir glauben -- bis
ins Porträtmäßige zu packen. Korrektheit der Zeichnung foule des militärischen
Details und ungeschminkte Wahrheit wird erstrebt, und wir zögern nicht mit der
Anerkennung, daß dies in hohem Maße erreicht ist. Allerdings sind die Blätter
von sehr ungleichem Werth, aber wo das innerhalb der Schranken der Reprvdut-
lionsweise und der speziellen Ausgabe Bestmögliche vorliegt, haben wir es mit muster¬
haften Leistungen zu thun. Namentlich gilt das von den überaus lebendigen, flott
hingeworfenen und doch skrupulös genauen Darstellungen der Gefechtsscenen. Das
Album, dem Kronprinzen von Preußen gewidmet, ist zum Besten der National-In-
validen-Stiftung herausgegeben, eine Bestimmung, die freudigsten Dank verdient. --

Im Anschluß an dieses Denkmal der Heldenthaten gedenken wir des kleinen
Votiv-Gedichtes "Ein Opfer von Königgrätz" von Heinrich August (Verl.
von Th. Lißner in Leipzig), welches das Schicksal des infolge eines Schusses erblin¬
deten Sergeanten Weber in Wittenberg in einer Reihe von Gesängen schildert, die
hübsches poetisches Geschick und wackere Empfindung zeigen. Als Benefiz eines Bra¬
ven von 1800 möge es in der diesjährigen Weihnachtszeit nicht vergessen sein.




Der Kunstverlag von William Kemkem in Weimar hat soeben eine"
stattliche Reihe von Fortsetzungen zu den im vorigen Jahre mit gebührender Aner-
mnung begrüßten photographischen Nachbildungen von Studienblättern Fried-


Neue Kunstblätter und vermischte Literatur.

».sxöi'a aä Ästra" nennt sich eine Sammlung von 24 Lithographien zur
Erinnerung an die Siegesthaten der preußischen Armee im Jahre 186K, gezeichnet
von F. Kaiser, L. Nurger, H. Lüders und C. Koch (Verlag von W. Loeillvt,
ins. Anstalt und Kunstdruckerci in Berlin) — ein Werk, das zu den trefflichsten
Leistungen seiner Gattung gezählt werden muß. Reden Episoden einzelner Kämpfe
aus der Schlacht von Königgrütz und China, den Tressen bei Tvbitschau, Aschaffen¬
burg, in Trautcnau und Würzburg, welche natürlich den Hauptbestand des Albums
ausmachen, - bieten andere Blätter Pvrträtdarstellungeu hervorragender Helden in
charakteristischer Staffage, und auch der Friedcnsdicnst im Felde, Lazarett)- und
Transportwesen :c. ist nicht vergessen, sodaß man wirtlich eine Gesammtvorstellung
von der erschütternden Masse und Wucht der Schicksale und Erscheinungen erhält,
welche die Silbe „Krieg" zusammenfaßt. — Bald nach dem Frieden schon haben die
grünen Blätter auf die Fülle künstlerischer Arbeit hingewiesen, welche der vorige
Sommer im Gefolge hatte, und bereits damals konnten ungewöhnliche Erwartungen
mit bestimmten Namen verbunden werden. Begleitete die Illustration die Dinge auf
frischer That, so reifen freilich Darstellungen, welche auf die Würde historischer Kunst
Anspruch machen, erst langsam nach; hier haben wir eine Mittelstufe: mit Liebe aus¬
gearbeitete und zum anschaulichen Ganzen combinirte Skizzen, welche daraus aus¬
gehen, die volle Realität der einzelnen Vorgänge oft — wie wir glauben — bis
ins Porträtmäßige zu packen. Korrektheit der Zeichnung foule des militärischen
Details und ungeschminkte Wahrheit wird erstrebt, und wir zögern nicht mit der
Anerkennung, daß dies in hohem Maße erreicht ist. Allerdings sind die Blätter
von sehr ungleichem Werth, aber wo das innerhalb der Schranken der Reprvdut-
lionsweise und der speziellen Ausgabe Bestmögliche vorliegt, haben wir es mit muster¬
haften Leistungen zu thun. Namentlich gilt das von den überaus lebendigen, flott
hingeworfenen und doch skrupulös genauen Darstellungen der Gefechtsscenen. Das
Album, dem Kronprinzen von Preußen gewidmet, ist zum Besten der National-In-
validen-Stiftung herausgegeben, eine Bestimmung, die freudigsten Dank verdient. —

Im Anschluß an dieses Denkmal der Heldenthaten gedenken wir des kleinen
Votiv-Gedichtes „Ein Opfer von Königgrätz" von Heinrich August (Verl.
von Th. Lißner in Leipzig), welches das Schicksal des infolge eines Schusses erblin¬
deten Sergeanten Weber in Wittenberg in einer Reihe von Gesängen schildert, die
hübsches poetisches Geschick und wackere Empfindung zeigen. Als Benefiz eines Bra¬
ven von 1800 möge es in der diesjährigen Weihnachtszeit nicht vergessen sein.




Der Kunstverlag von William Kemkem in Weimar hat soeben eine"
stattliche Reihe von Fortsetzungen zu den im vorigen Jahre mit gebührender Aner-
mnung begrüßten photographischen Nachbildungen von Studienblättern Fried-


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[0404] Neue Kunstblätter und vermischte Literatur. ».sxöi'a aä Ästra" nennt sich eine Sammlung von 24 Lithographien zur Erinnerung an die Siegesthaten der preußischen Armee im Jahre 186K, gezeichnet von F. Kaiser, L. Nurger, H. Lüders und C. Koch (Verlag von W. Loeillvt, ins. Anstalt und Kunstdruckerci in Berlin) — ein Werk, das zu den trefflichsten Leistungen seiner Gattung gezählt werden muß. Reden Episoden einzelner Kämpfe aus der Schlacht von Königgrütz und China, den Tressen bei Tvbitschau, Aschaffen¬ burg, in Trautcnau und Würzburg, welche natürlich den Hauptbestand des Albums ausmachen, - bieten andere Blätter Pvrträtdarstellungeu hervorragender Helden in charakteristischer Staffage, und auch der Friedcnsdicnst im Felde, Lazarett)- und Transportwesen :c. ist nicht vergessen, sodaß man wirtlich eine Gesammtvorstellung von der erschütternden Masse und Wucht der Schicksale und Erscheinungen erhält, welche die Silbe „Krieg" zusammenfaßt. — Bald nach dem Frieden schon haben die grünen Blätter auf die Fülle künstlerischer Arbeit hingewiesen, welche der vorige Sommer im Gefolge hatte, und bereits damals konnten ungewöhnliche Erwartungen mit bestimmten Namen verbunden werden. Begleitete die Illustration die Dinge auf frischer That, so reifen freilich Darstellungen, welche auf die Würde historischer Kunst Anspruch machen, erst langsam nach; hier haben wir eine Mittelstufe: mit Liebe aus¬ gearbeitete und zum anschaulichen Ganzen combinirte Skizzen, welche daraus aus¬ gehen, die volle Realität der einzelnen Vorgänge oft — wie wir glauben — bis ins Porträtmäßige zu packen. Korrektheit der Zeichnung foule des militärischen Details und ungeschminkte Wahrheit wird erstrebt, und wir zögern nicht mit der Anerkennung, daß dies in hohem Maße erreicht ist. Allerdings sind die Blätter von sehr ungleichem Werth, aber wo das innerhalb der Schranken der Reprvdut- lionsweise und der speziellen Ausgabe Bestmögliche vorliegt, haben wir es mit muster¬ haften Leistungen zu thun. Namentlich gilt das von den überaus lebendigen, flott hingeworfenen und doch skrupulös genauen Darstellungen der Gefechtsscenen. Das Album, dem Kronprinzen von Preußen gewidmet, ist zum Besten der National-In- validen-Stiftung herausgegeben, eine Bestimmung, die freudigsten Dank verdient. — Im Anschluß an dieses Denkmal der Heldenthaten gedenken wir des kleinen Votiv-Gedichtes „Ein Opfer von Königgrätz" von Heinrich August (Verl. von Th. Lißner in Leipzig), welches das Schicksal des infolge eines Schusses erblin¬ deten Sergeanten Weber in Wittenberg in einer Reihe von Gesängen schildert, die hübsches poetisches Geschick und wackere Empfindung zeigen. Als Benefiz eines Bra¬ ven von 1800 möge es in der diesjährigen Weihnachtszeit nicht vergessen sein. Der Kunstverlag von William Kemkem in Weimar hat soeben eine" stattliche Reihe von Fortsetzungen zu den im vorigen Jahre mit gebührender Aner- mnung begrüßten photographischen Nachbildungen von Studienblättern Fried-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/404>, abgerufen am 18.04.2024.