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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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gegen den ich die übrigen bey mir verdunckeln kan. Mein Schatz! Sie sind
derselbe Freund. Ich schreibe sehr verwegen. Sie werden mir aber vergönnen,
mich und zugleich auch Sie zuzubereiten, ehe Sie einen neuen Freund um sich
wählen. Ich bin schon Moux auf meinen Berendis. Vielleicht aber steche ich
ihn aus.

Das Menschen Kind hat mir fast gar nichts von Nöthenizianis geschri"
den u.") Nur eine baldige Antwort, wornach mich sehr verlanget. Ich ersterbe


Allerliebster FreundIhr ewig getreuer
Winckelmann.

Schöneberg, den 3. Januar 1761.





Literatur.
H. B. Oppenheim, System des Völkerrechts. Zweite vermehrte und ver¬
besserte Ausg. Stuttgart und Leipzig, A. Kröner.

Die ungünstige Beurtheilung, welche Mo si in seiner berühmten Geschichte
und Literatur der Staatswissenschaften über die erste 1845 erschienene Ausgabe
des vorliegenden Werkes ausgesprochen, möchten wir der zweiten gegenüber nicht
wiederholen. Der Geist des Liberalismus, welcher sich durch das Ganze hinzieht,
scheint uns nicht ein Fehler, sondern ein Vorzug des Buches. Freilich ist nicht zu
leugnen, daß der Verfasser durch diese Haltung hin und wieder in eine bei wissen¬
schaftlichen Arbeiten durchaus nicht zu billigende Sprechweise verfällt, auch in der
Unbefangenheit historischer Auffassung beeinträchtigt wird. Als lobenswertheste
Eigenschaft des Buches dürfte hervorzuheben sein, daß es eine mit Geschick geord¬
nete, in kurze Züge zusammengedrängte Uebersicht über die ganze Materie gewährt.


Den Schluß des Briefes, dessen Mittheilung wir der Güte des Herrn W. Künzcl i"
Leipzig verdanken, bilden literarische u. a. Bestellungen Bülows und Grüße an Sichlers,
Schöttgen, Kreißig und andre Freunde. -- Der Adressat bemerkt darunter: "Vorstehender Brief ist von meinem Freunde, dem nachmahls berühmten ^ddo MneKel-
mimll, aus Schöneberg, einem in der alten Mark Brandenburg, ohnweit Scehausen gelegnen
Guthe, an mich geschrieben, wohin er sich von Nöllnitz aus, zu einem Freunde, dem Herrn
von Bülow, begeben, um, nach seinem damahl. Vorsatz, bey demselben, einige Zeitlang,
auch wohl Zeitlebens, zu bleiben. Nachdem ihm aber daselbst die unthätige Lebens-Art, und
die Entfernung von der schonen Bünauischen vidliotlroo, allwo er seine Lernbegierde so reicht,
sättigen konte, nicht gefallen mochte, faßte er den Entschluß wieder nach Nottnijz zu kom¬
men und in seine vorige l^unetion zu treten, welches er auch bald darauf bewerkstelligte." Francke
Libliotlreear. ZZIset. vrssct.

gegen den ich die übrigen bey mir verdunckeln kan. Mein Schatz! Sie sind
derselbe Freund. Ich schreibe sehr verwegen. Sie werden mir aber vergönnen,
mich und zugleich auch Sie zuzubereiten, ehe Sie einen neuen Freund um sich
wählen. Ich bin schon Moux auf meinen Berendis. Vielleicht aber steche ich
ihn aus.

Das Menschen Kind hat mir fast gar nichts von Nöthenizianis geschri»
den u.") Nur eine baldige Antwort, wornach mich sehr verlanget. Ich ersterbe


Allerliebster FreundIhr ewig getreuer
Winckelmann.

Schöneberg, den 3. Januar 1761.





Literatur.
H. B. Oppenheim, System des Völkerrechts. Zweite vermehrte und ver¬
besserte Ausg. Stuttgart und Leipzig, A. Kröner.

Die ungünstige Beurtheilung, welche Mo si in seiner berühmten Geschichte
und Literatur der Staatswissenschaften über die erste 1845 erschienene Ausgabe
des vorliegenden Werkes ausgesprochen, möchten wir der zweiten gegenüber nicht
wiederholen. Der Geist des Liberalismus, welcher sich durch das Ganze hinzieht,
scheint uns nicht ein Fehler, sondern ein Vorzug des Buches. Freilich ist nicht zu
leugnen, daß der Verfasser durch diese Haltung hin und wieder in eine bei wissen¬
schaftlichen Arbeiten durchaus nicht zu billigende Sprechweise verfällt, auch in der
Unbefangenheit historischer Auffassung beeinträchtigt wird. Als lobenswertheste
Eigenschaft des Buches dürfte hervorzuheben sein, daß es eine mit Geschick geord¬
nete, in kurze Züge zusammengedrängte Uebersicht über die ganze Materie gewährt.


Den Schluß des Briefes, dessen Mittheilung wir der Güte des Herrn W. Künzcl i»
Leipzig verdanken, bilden literarische u. a. Bestellungen Bülows und Grüße an Sichlers,
Schöttgen, Kreißig und andre Freunde. — Der Adressat bemerkt darunter: „Vorstehender Brief ist von meinem Freunde, dem nachmahls berühmten ^ddo MneKel-
mimll, aus Schöneberg, einem in der alten Mark Brandenburg, ohnweit Scehausen gelegnen
Guthe, an mich geschrieben, wohin er sich von Nöllnitz aus, zu einem Freunde, dem Herrn
von Bülow, begeben, um, nach seinem damahl. Vorsatz, bey demselben, einige Zeitlang,
auch wohl Zeitlebens, zu bleiben. Nachdem ihm aber daselbst die unthätige Lebens-Art, und
die Entfernung von der schonen Bünauischen vidliotlroo, allwo er seine Lernbegierde so reicht,
sättigen konte, nicht gefallen mochte, faßte er den Entschluß wieder nach Nottnijz zu kom¬
men und in seine vorige l^unetion zu treten, welches er auch bald darauf bewerkstelligte." Francke
Libliotlreear. ZZIset. vrssct.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/447>, abgerufen am 25.04.2024.