Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Während es aber an Vollständigkeit beispielsweise dem andern Erzeugnis der neuern
deutschen Literatur dieses Gebietes, dem vortrefflichen Werke Heffters, nicht an die
Seite gestellt werden, also auch sür tieferes Studium nicht genügen kann, ist es andrer¬
seits -- da es juristische Bildung voraussetzt -- zur Popularisierung völkerrechtlichen
Wissens schwerlich besonders geeignet. Auch hat die Knappheit der Darstellung
der Klarheit zuweilen Eintrag gethan, besonders in dem geschichtlichen Theile. -->
Uebrigens haben fast alle zwischen der ersten und zweiten Ausgabe eingetretenen, in
das Gebiet der Disciplin einschlagenden Ereignisse Berücksichtigung gesunden. Da
indeß das Buch bereits vor dem vorjährigen Kriege gedruckt wurde, so wäre das
Urtheil über die Sachlage der Dinge in Schleswig-Holstein, also über eine gänzlich
unfertige Entwicklung, besser unterblieben.




N. Hocker, die Großindustrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo¬
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Leipzig, Quandt u. Händel. 1367.

Ein Werk, das man mit Freuden begrüßen muß. Der Verfasser -- um die
Culturgeschichte seines Heimatlandes bereits anderweit verdient -- hat seine Auf¬
gabe vollständig gelöst. Die überwältigend reiche Fülle von Material hat er ganz
und gar durchdrungen und mit Klarheit zu einem System gesichtet. Doch nicht,
daß sich das Interesse im trockenen Sande mechanisch aneinandergereihter Einzel¬
heiten vertiefe; er läßt es nicht fehlen an höheren Gesichtspunkten: seine Darstel¬
lungsweise ist anziehend und lebendig, von poetischer Literatur sogar weiß er ge¬
schmackvollen Gebrauch zu machen. Am umfassendsten ist der erste Abschnitt des
Wertes, "Land und Leute" betitelt. Er bildet die breite Unterlage des Ganzen,
enthält aber in seinem Reichthum auch manches, was nicht unbedingt zur Sache
gehört. Die bei jeder einzelnen Station angegebene Statistik der Güterbewegung,
des Personen- und Postverkehrs hätte unsers Erachtens besser in den besondern
Abschnitt über das Transportwesen gepaßt. -- Weit knapper ist der das Geschicht¬
liche behandelnde Theil ausgefallen. So gediegen und interessant indeß derselbe
gegeben ist, wir glauben doch, er hätte ganz wegbleiben können. Des Allgemeinen
war in diesen engen Grenzen zu wenig zu berichten, die Entwicklung eines einzelnen
Jndustriezweiges aber würde jedenfalls besser im Zusammenhang mit der Beschrei¬
bung von dessen gegenwärtiger Lage erzählt. So stellt es sich denn auch bei den
folgenden Abschnitten heraus, daß häufig in die Rechte des historischen Theils ein¬
gegriffen werden muß. -- Die Verlagshandlung bietet im Vorliegenden nur den
ersten Band eines die gesammte Großindustrie umfassenden Werkes. Man kann
diesem Unternehmen von Herzen Glück wünschen. Richtig durchgeführt, wird es
nicht allein sür die Industrie, sür die Gesetzgebung und Verwaltung, sondern auch
sür die Wissenschaft vom höchsten Nutzen sein. Es wird helfen, unsre Zeit begrei¬
fen zu lehren; für den Kampf gegen die Gefahren der heutigen Gesellschaft gibt
es keine geringe Waffe ab.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. JulitlS Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hiithel Legler in Leipzig.

Während es aber an Vollständigkeit beispielsweise dem andern Erzeugnis der neuern
deutschen Literatur dieses Gebietes, dem vortrefflichen Werke Heffters, nicht an die
Seite gestellt werden, also auch sür tieferes Studium nicht genügen kann, ist es andrer¬
seits — da es juristische Bildung voraussetzt — zur Popularisierung völkerrechtlichen
Wissens schwerlich besonders geeignet. Auch hat die Knappheit der Darstellung
der Klarheit zuweilen Eintrag gethan, besonders in dem geschichtlichen Theile. —>
Uebrigens haben fast alle zwischen der ersten und zweiten Ausgabe eingetretenen, in
das Gebiet der Disciplin einschlagenden Ereignisse Berücksichtigung gesunden. Da
indeß das Buch bereits vor dem vorjährigen Kriege gedruckt wurde, so wäre das
Urtheil über die Sachlage der Dinge in Schleswig-Holstein, also über eine gänzlich
unfertige Entwicklung, besser unterblieben.




N. Hocker, die Großindustrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo¬
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Leipzig, Quandt u. Händel. 1367.

Ein Werk, das man mit Freuden begrüßen muß. Der Verfasser — um die
Culturgeschichte seines Heimatlandes bereits anderweit verdient — hat seine Auf¬
gabe vollständig gelöst. Die überwältigend reiche Fülle von Material hat er ganz
und gar durchdrungen und mit Klarheit zu einem System gesichtet. Doch nicht,
daß sich das Interesse im trockenen Sande mechanisch aneinandergereihter Einzel¬
heiten vertiefe; er läßt es nicht fehlen an höheren Gesichtspunkten: seine Darstel¬
lungsweise ist anziehend und lebendig, von poetischer Literatur sogar weiß er ge¬
schmackvollen Gebrauch zu machen. Am umfassendsten ist der erste Abschnitt des
Wertes, „Land und Leute" betitelt. Er bildet die breite Unterlage des Ganzen,
enthält aber in seinem Reichthum auch manches, was nicht unbedingt zur Sache
gehört. Die bei jeder einzelnen Station angegebene Statistik der Güterbewegung,
des Personen- und Postverkehrs hätte unsers Erachtens besser in den besondern
Abschnitt über das Transportwesen gepaßt. — Weit knapper ist der das Geschicht¬
liche behandelnde Theil ausgefallen. So gediegen und interessant indeß derselbe
gegeben ist, wir glauben doch, er hätte ganz wegbleiben können. Des Allgemeinen
war in diesen engen Grenzen zu wenig zu berichten, die Entwicklung eines einzelnen
Jndustriezweiges aber würde jedenfalls besser im Zusammenhang mit der Beschrei¬
bung von dessen gegenwärtiger Lage erzählt. So stellt es sich denn auch bei den
folgenden Abschnitten heraus, daß häufig in die Rechte des historischen Theils ein¬
gegriffen werden muß. — Die Verlagshandlung bietet im Vorliegenden nur den
ersten Band eines die gesammte Großindustrie umfassenden Werkes. Man kann
diesem Unternehmen von Herzen Glück wünschen. Richtig durchgeführt, wird es
nicht allein sür die Industrie, sür die Gesetzgebung und Verwaltung, sondern auch
sür die Wissenschaft vom höchsten Nutzen sein. Es wird helfen, unsre Zeit begrei¬
fen zu lehren; für den Kampf gegen die Gefahren der heutigen Gesellschaft gibt
es keine geringe Waffe ab.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. JulitlS Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hiithel Legler in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192209"/>
            <p xml:id="ID_1260" prev="#ID_1259"> Während es aber an Vollständigkeit beispielsweise dem andern Erzeugnis der neuern<lb/>
deutschen Literatur dieses Gebietes, dem vortrefflichen Werke Heffters, nicht an die<lb/>
Seite gestellt werden, also auch sür tieferes Studium nicht genügen kann, ist es andrer¬<lb/>
seits &#x2014; da es juristische Bildung voraussetzt &#x2014; zur Popularisierung völkerrechtlichen<lb/>
Wissens schwerlich besonders geeignet. Auch hat die Knappheit der Darstellung<lb/>
der Klarheit zuweilen Eintrag gethan, besonders in dem geschichtlichen Theile. &#x2014;&gt;<lb/>
Uebrigens haben fast alle zwischen der ersten und zweiten Ausgabe eingetretenen, in<lb/>
das Gebiet der Disciplin einschlagenden Ereignisse Berücksichtigung gesunden. Da<lb/>
indeß das Buch bereits vor dem vorjährigen Kriege gedruckt wurde, so wäre das<lb/>
Urtheil über die Sachlage der Dinge in Schleswig-Holstein, also über eine gänzlich<lb/>
unfertige Entwicklung, besser unterblieben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> N. Hocker, die Großindustrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo¬<lb/>
graphie, Geschichte, Production und Statistik. Leipzig, Quandt u. Händel. 1367.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1261"> Ein Werk, das man mit Freuden begrüßen muß. Der Verfasser &#x2014; um die<lb/>
Culturgeschichte seines Heimatlandes bereits anderweit verdient &#x2014; hat seine Auf¬<lb/>
gabe vollständig gelöst. Die überwältigend reiche Fülle von Material hat er ganz<lb/>
und gar durchdrungen und mit Klarheit zu einem System gesichtet. Doch nicht,<lb/>
daß sich das Interesse im trockenen Sande mechanisch aneinandergereihter Einzel¬<lb/>
heiten vertiefe; er läßt es nicht fehlen an höheren Gesichtspunkten: seine Darstel¬<lb/>
lungsweise ist anziehend und lebendig, von poetischer Literatur sogar weiß er ge¬<lb/>
schmackvollen Gebrauch zu machen. Am umfassendsten ist der erste Abschnitt des<lb/>
Wertes, &#x201E;Land und Leute" betitelt. Er bildet die breite Unterlage des Ganzen,<lb/>
enthält aber in seinem Reichthum auch manches, was nicht unbedingt zur Sache<lb/>
gehört. Die bei jeder einzelnen Station angegebene Statistik der Güterbewegung,<lb/>
des Personen- und Postverkehrs hätte unsers Erachtens besser in den besondern<lb/>
Abschnitt über das Transportwesen gepaßt. &#x2014; Weit knapper ist der das Geschicht¬<lb/>
liche behandelnde Theil ausgefallen. So gediegen und interessant indeß derselbe<lb/>
gegeben ist, wir glauben doch, er hätte ganz wegbleiben können. Des Allgemeinen<lb/>
war in diesen engen Grenzen zu wenig zu berichten, die Entwicklung eines einzelnen<lb/>
Jndustriezweiges aber würde jedenfalls besser im Zusammenhang mit der Beschrei¬<lb/>
bung von dessen gegenwärtiger Lage erzählt. So stellt es sich denn auch bei den<lb/>
folgenden Abschnitten heraus, daß häufig in die Rechte des historischen Theils ein¬<lb/>
gegriffen werden muß. &#x2014; Die Verlagshandlung bietet im Vorliegenden nur den<lb/>
ersten Band eines die gesammte Großindustrie umfassenden Werkes. Man kann<lb/>
diesem Unternehmen von Herzen Glück wünschen. Richtig durchgeführt, wird es<lb/>
nicht allein sür die Industrie, sür die Gesetzgebung und Verwaltung, sondern auch<lb/>
sür die Wissenschaft vom höchsten Nutzen sein. Es wird helfen, unsre Zeit begrei¬<lb/>
fen zu lehren; für den Kampf gegen die Gefahren der heutigen Gesellschaft gibt<lb/>
es keine geringe Waffe ab.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. JulitlS Eckardt.<lb/>
Verlag von F. L. Herbig. &#x2014; Druck von Hiithel  Legler in Leipzig.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0448] Während es aber an Vollständigkeit beispielsweise dem andern Erzeugnis der neuern deutschen Literatur dieses Gebietes, dem vortrefflichen Werke Heffters, nicht an die Seite gestellt werden, also auch sür tieferes Studium nicht genügen kann, ist es andrer¬ seits — da es juristische Bildung voraussetzt — zur Popularisierung völkerrechtlichen Wissens schwerlich besonders geeignet. Auch hat die Knappheit der Darstellung der Klarheit zuweilen Eintrag gethan, besonders in dem geschichtlichen Theile. —> Uebrigens haben fast alle zwischen der ersten und zweiten Ausgabe eingetretenen, in das Gebiet der Disciplin einschlagenden Ereignisse Berücksichtigung gesunden. Da indeß das Buch bereits vor dem vorjährigen Kriege gedruckt wurde, so wäre das Urtheil über die Sachlage der Dinge in Schleswig-Holstein, also über eine gänzlich unfertige Entwicklung, besser unterblieben. N. Hocker, die Großindustrie Rheinlands und Westfalens, ihre Geo¬ graphie, Geschichte, Production und Statistik. Leipzig, Quandt u. Händel. 1367. Ein Werk, das man mit Freuden begrüßen muß. Der Verfasser — um die Culturgeschichte seines Heimatlandes bereits anderweit verdient — hat seine Auf¬ gabe vollständig gelöst. Die überwältigend reiche Fülle von Material hat er ganz und gar durchdrungen und mit Klarheit zu einem System gesichtet. Doch nicht, daß sich das Interesse im trockenen Sande mechanisch aneinandergereihter Einzel¬ heiten vertiefe; er läßt es nicht fehlen an höheren Gesichtspunkten: seine Darstel¬ lungsweise ist anziehend und lebendig, von poetischer Literatur sogar weiß er ge¬ schmackvollen Gebrauch zu machen. Am umfassendsten ist der erste Abschnitt des Wertes, „Land und Leute" betitelt. Er bildet die breite Unterlage des Ganzen, enthält aber in seinem Reichthum auch manches, was nicht unbedingt zur Sache gehört. Die bei jeder einzelnen Station angegebene Statistik der Güterbewegung, des Personen- und Postverkehrs hätte unsers Erachtens besser in den besondern Abschnitt über das Transportwesen gepaßt. — Weit knapper ist der das Geschicht¬ liche behandelnde Theil ausgefallen. So gediegen und interessant indeß derselbe gegeben ist, wir glauben doch, er hätte ganz wegbleiben können. Des Allgemeinen war in diesen engen Grenzen zu wenig zu berichten, die Entwicklung eines einzelnen Jndustriezweiges aber würde jedenfalls besser im Zusammenhang mit der Beschrei¬ bung von dessen gegenwärtiger Lage erzählt. So stellt es sich denn auch bei den folgenden Abschnitten heraus, daß häufig in die Rechte des historischen Theils ein¬ gegriffen werden muß. — Die Verlagshandlung bietet im Vorliegenden nur den ersten Band eines die gesammte Großindustrie umfassenden Werkes. Man kann diesem Unternehmen von Herzen Glück wünschen. Richtig durchgeführt, wird es nicht allein sür die Industrie, sür die Gesetzgebung und Verwaltung, sondern auch sür die Wissenschaft vom höchsten Nutzen sein. Es wird helfen, unsre Zeit begrei¬ fen zu lehren; für den Kampf gegen die Gefahren der heutigen Gesellschaft gibt es keine geringe Waffe ab. Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. JulitlS Eckardt. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hiithel Legler in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/448
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/448>, abgerufen am 25.04.2024.