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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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Wenn alle Parteien im Staate von diesen Grundsätzen sich leiten lassen
-- und es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln -- so können Meinungs¬
verschiedenheiten über die Anwendung auf den gerade vorliegenden Fall --
beispielsweise die immerhin untergeordnete Frage über den hannoverschen
Provinzialsonds -- die Entwicklung des Fortschrittes unseres Staates zu
dem Ziele, wie es bei aller Abweichung in Einzelheiten -- mit Ausnahme
der Polen -- uns allen vorschwebt, nicht hemmen; sie werden auch die Par¬
teien untereinander so wenig, als die Meinungsgenossen jeder einzelnen Frak¬
tion in Hader von der gemeinsamen Aufgabe ablenken, am wenigsten den
Grafen Bismarck in den großen Conceptionen beirren, welche er zum Heile
des Vaterlandes auf seine Fahne geschrieben hat.*)

Das walte Gott!


Georg Vincke.


Vereine unter dem Protectorate der Kronprinzessin von Preußen.
Die Veredelung des Handwerks durch unsere Kunstbildung.

Ur. 11 d. Bl. enthielt eine kurze Darstellung der Fortschritte, welche
unser Gewerbemuseum in dem letzten Jahre gemacht hat. Vorläufig eine
Anlage von bescheidenem Umfang, aber auf guten Grundlagen begonnen,
gibt sie Hoffnung für eine reiche Entwickelung. Die Leser werden aus der
Schilderung gesehen haben, daß wir Berliner nach dieser Richtung zur Zeit
kaum so viel für künstlerische Hebung des Handwerks gethan haben, als z- B.
Carlsruhe und Stuttgart und auf anderen Wegen Wien. Ueberhaupt ziemt
uns das Bekenntniß, daß wir nicht nur in diesem Kreise unserer Cultur¬
arbeit, sondern fast auf jedem Gebiete, auf welchem Kunst und Wissen¬
schaft in das Leben des Volkes geleitet wird, manches nachzuholen haben. Un¬
leugbar ist während der letzten Decennien darin bei uns Preußen eine
Stockung eingetreten, welche eine neue reformatorische Thätigkeit nöthig
macht. Der Staat mußte seine Mittel fast ausschließlich verwenden, um sich
aus der politischen Depression herauszuheben; für die menschlichen Thätigkeiten,



Der Verfasser des Artikels in Ur. 7 dieser Zeitschrift behält sich vor demnächst auf
,Die Red. seine abweichende Anschauung zurückzukommen.

Wenn alle Parteien im Staate von diesen Grundsätzen sich leiten lassen
— und es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln — so können Meinungs¬
verschiedenheiten über die Anwendung auf den gerade vorliegenden Fall —
beispielsweise die immerhin untergeordnete Frage über den hannoverschen
Provinzialsonds — die Entwicklung des Fortschrittes unseres Staates zu
dem Ziele, wie es bei aller Abweichung in Einzelheiten — mit Ausnahme
der Polen — uns allen vorschwebt, nicht hemmen; sie werden auch die Par¬
teien untereinander so wenig, als die Meinungsgenossen jeder einzelnen Frak¬
tion in Hader von der gemeinsamen Aufgabe ablenken, am wenigsten den
Grafen Bismarck in den großen Conceptionen beirren, welche er zum Heile
des Vaterlandes auf seine Fahne geschrieben hat.*)

Das walte Gott!


Georg Vincke.


Vereine unter dem Protectorate der Kronprinzessin von Preußen.
Die Veredelung des Handwerks durch unsere Kunstbildung.

Ur. 11 d. Bl. enthielt eine kurze Darstellung der Fortschritte, welche
unser Gewerbemuseum in dem letzten Jahre gemacht hat. Vorläufig eine
Anlage von bescheidenem Umfang, aber auf guten Grundlagen begonnen,
gibt sie Hoffnung für eine reiche Entwickelung. Die Leser werden aus der
Schilderung gesehen haben, daß wir Berliner nach dieser Richtung zur Zeit
kaum so viel für künstlerische Hebung des Handwerks gethan haben, als z- B.
Carlsruhe und Stuttgart und auf anderen Wegen Wien. Ueberhaupt ziemt
uns das Bekenntniß, daß wir nicht nur in diesem Kreise unserer Cultur¬
arbeit, sondern fast auf jedem Gebiete, auf welchem Kunst und Wissen¬
schaft in das Leben des Volkes geleitet wird, manches nachzuholen haben. Un¬
leugbar ist während der letzten Decennien darin bei uns Preußen eine
Stockung eingetreten, welche eine neue reformatorische Thätigkeit nöthig
macht. Der Staat mußte seine Mittel fast ausschließlich verwenden, um sich
aus der politischen Depression herauszuheben; für die menschlichen Thätigkeiten,



Der Verfasser des Artikels in Ur. 7 dieser Zeitschrift behält sich vor demnächst auf
,Die Red. seine abweichende Anschauung zurückzukommen.
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[0520] Wenn alle Parteien im Staate von diesen Grundsätzen sich leiten lassen — und es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln — so können Meinungs¬ verschiedenheiten über die Anwendung auf den gerade vorliegenden Fall — beispielsweise die immerhin untergeordnete Frage über den hannoverschen Provinzialsonds — die Entwicklung des Fortschrittes unseres Staates zu dem Ziele, wie es bei aller Abweichung in Einzelheiten — mit Ausnahme der Polen — uns allen vorschwebt, nicht hemmen; sie werden auch die Par¬ teien untereinander so wenig, als die Meinungsgenossen jeder einzelnen Frak¬ tion in Hader von der gemeinsamen Aufgabe ablenken, am wenigsten den Grafen Bismarck in den großen Conceptionen beirren, welche er zum Heile des Vaterlandes auf seine Fahne geschrieben hat.*) Das walte Gott! Georg Vincke. Vereine unter dem Protectorate der Kronprinzessin von Preußen. Die Veredelung des Handwerks durch unsere Kunstbildung. Ur. 11 d. Bl. enthielt eine kurze Darstellung der Fortschritte, welche unser Gewerbemuseum in dem letzten Jahre gemacht hat. Vorläufig eine Anlage von bescheidenem Umfang, aber auf guten Grundlagen begonnen, gibt sie Hoffnung für eine reiche Entwickelung. Die Leser werden aus der Schilderung gesehen haben, daß wir Berliner nach dieser Richtung zur Zeit kaum so viel für künstlerische Hebung des Handwerks gethan haben, als z- B. Carlsruhe und Stuttgart und auf anderen Wegen Wien. Ueberhaupt ziemt uns das Bekenntniß, daß wir nicht nur in diesem Kreise unserer Cultur¬ arbeit, sondern fast auf jedem Gebiete, auf welchem Kunst und Wissen¬ schaft in das Leben des Volkes geleitet wird, manches nachzuholen haben. Un¬ leugbar ist während der letzten Decennien darin bei uns Preußen eine Stockung eingetreten, welche eine neue reformatorische Thätigkeit nöthig macht. Der Staat mußte seine Mittel fast ausschließlich verwenden, um sich aus der politischen Depression herauszuheben; für die menschlichen Thätigkeiten, Der Verfasser des Artikels in Ur. 7 dieser Zeitschrift behält sich vor demnächst auf ,Die Red. seine abweichende Anschauung zurückzukommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/520>, abgerufen am 05.05.2024.