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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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ten stärker nehmen müssen, und vielleicht nicht von Draht, sondern von Hanf.
Dann empfiehlt es sich wohl, die Warten zum Theil durch Colessche tripvds
zu ersetzen, d. h. durch eine stützende Eisenröhre statt des mittleren Wand¬
taues für jeden Untermast, die also sowohl stützend als ziehend in Lee und
in Luv zu halten geeignet ist; doch bleibt dabei eine Anzahl dünnerer War¬
ten als Strickleitern für die Mannschaft wünschenswerth, da Coles' eine
Strickleiter hinter dem Mast nicht genügt, und außerdem für den Fall ge¬
sorgt sein muß, daß eine tripocl-Stütze weggeschossen wird.

Endlich wird man die Takelage im Ganzen etwas höher machen müssen
als bisher, um bei gutem Wetter das Schiff durch den Segeldruck ruhiger
zu halten; zugleich aber richte man sie nach dem Muster der östreichischen
Panzersregatten zum Streichen der Stengen ein und dämpfe im Gefecht mit
gestrichenen Stengen und Raaen, damit diese nicht über Bord fallen und die
Schraube unklar machen können. Damit aber bei schlechtem Wetter und ge¬
strichenen Stengen die Gewichtsvertheilung besser wird, mache man die
Untermasten niedriger, als früher -- dieselben sind schon bei unserer "Augusta"
verhältnißmäßig sehr hoch -- und dafür die Stengen verhältnißmäßig
höher*).

Der Hauptgrund der Beschädigung aber wird wahrscheinlich von selbst
wegfallen, sobald die Fregatte ihre Geschütze erhält, den Hilfsballast los wird
und dadurch zu der Gewichtsvertheilung kommt, für welche sie berechnet ist.
Die Reparatur der Eisenbemastung ist schwerer als eine andere herzustellen,
und kann bis zum Frühjahr aushalten.




Brei Tage in Würtemberg.

Die öffentlichen Zustände in Würtemberg bewegen sich nicht vorwärts
und am wenigsten in einer geraden Linie vorwärts. Vielmehr herrscht der
Stillstand und nur der gouvernementale Pendel schwingt, stets an der näm¬
lichen Stelle, manchmal nach rechts und manchmal nach links. Als es sich
um Genehmigung der Zollvereins- und Allianzverträge handelte, da schwang
er links nach der Seite der politisch-militärischen Einheit und der wirthschaft-



') Nach einer Kritik in der Seezeitung "Hansa" vom 8. Dec. 18K7 wäre das französi.
sche Drahltanwcrk überhaupt selten gut; in diesem Fall wäre es zu schwach gewesen; auch hätte
man sich zu viel auf die Stärke der Masten verlassen, eben weit sie von Eisen waren. Außer¬
dem stützten die Warten nicht genug, weil sie keine Rüster, also nicht genug Spreiz hatten,
ein Uebelstand, für dessen Abhilfe in d. Bl. bei Besprechung des "Arminius" Borschläge ge¬
macht worden sind.

ten stärker nehmen müssen, und vielleicht nicht von Draht, sondern von Hanf.
Dann empfiehlt es sich wohl, die Warten zum Theil durch Colessche tripvds
zu ersetzen, d. h. durch eine stützende Eisenröhre statt des mittleren Wand¬
taues für jeden Untermast, die also sowohl stützend als ziehend in Lee und
in Luv zu halten geeignet ist; doch bleibt dabei eine Anzahl dünnerer War¬
ten als Strickleitern für die Mannschaft wünschenswerth, da Coles' eine
Strickleiter hinter dem Mast nicht genügt, und außerdem für den Fall ge¬
sorgt sein muß, daß eine tripocl-Stütze weggeschossen wird.

Endlich wird man die Takelage im Ganzen etwas höher machen müssen
als bisher, um bei gutem Wetter das Schiff durch den Segeldruck ruhiger
zu halten; zugleich aber richte man sie nach dem Muster der östreichischen
Panzersregatten zum Streichen der Stengen ein und dämpfe im Gefecht mit
gestrichenen Stengen und Raaen, damit diese nicht über Bord fallen und die
Schraube unklar machen können. Damit aber bei schlechtem Wetter und ge¬
strichenen Stengen die Gewichtsvertheilung besser wird, mache man die
Untermasten niedriger, als früher — dieselben sind schon bei unserer „Augusta"
verhältnißmäßig sehr hoch — und dafür die Stengen verhältnißmäßig
höher*).

Der Hauptgrund der Beschädigung aber wird wahrscheinlich von selbst
wegfallen, sobald die Fregatte ihre Geschütze erhält, den Hilfsballast los wird
und dadurch zu der Gewichtsvertheilung kommt, für welche sie berechnet ist.
Die Reparatur der Eisenbemastung ist schwerer als eine andere herzustellen,
und kann bis zum Frühjahr aushalten.




Brei Tage in Würtemberg.

Die öffentlichen Zustände in Würtemberg bewegen sich nicht vorwärts
und am wenigsten in einer geraden Linie vorwärts. Vielmehr herrscht der
Stillstand und nur der gouvernementale Pendel schwingt, stets an der näm¬
lichen Stelle, manchmal nach rechts und manchmal nach links. Als es sich
um Genehmigung der Zollvereins- und Allianzverträge handelte, da schwang
er links nach der Seite der politisch-militärischen Einheit und der wirthschaft-



') Nach einer Kritik in der Seezeitung „Hansa" vom 8. Dec. 18K7 wäre das französi.
sche Drahltanwcrk überhaupt selten gut; in diesem Fall wäre es zu schwach gewesen; auch hätte
man sich zu viel auf die Stärke der Masten verlassen, eben weit sie von Eisen waren. Außer¬
dem stützten die Warten nicht genug, weil sie keine Rüster, also nicht genug Spreiz hatten,
ein Uebelstand, für dessen Abhilfe in d. Bl. bei Besprechung des „Arminius" Borschläge ge¬
macht worden sind.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/64>, abgerufen am 05.05.2024.