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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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übrigens Grund anzunehmen, daß der Haupttheil der Besucher erst in den
nächsten Wochen eintreffen wird. -




Noch ein Zeugenverhör über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand
bei Saalfeld.
Nachtrag zur Erwiderung.

Auf die von mir in Ur. 42 der vorigjährigen Grenzboten veröffentlichte
Mittheilung über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen hat
die Beilage zu Ur. 77 der Norddeutschen Allgem. Zeitung eine von T. R.
unterzeichnete Entgegnung gebracht, die zwar dem Urtheile beipflichtet, wel¬
ches ich über das Verhalten des Prinzen bei der Saalfelder Affaire ausge¬
sprochen, dagegen die Darstellung bekämpft, die ich auf Grund einer Er¬
zählung des Justizraths Windorf, abweichend von allen bisherigen, von
dem Tode des Prinzen gegeben habe. Daran schließt sich in Ur. 87 dessel¬
ben Blattes ein Bericht des braunschweigischen Generallieutenants a. D.
von Erlassen, der den Prinzen ganz am Ende der Schlacht gesehen hat, nach¬
dem derselbe bereits zum Tode verwundet worden war. Während sich dieser
Bericht, der mir und meinem Gewährsmanne weder in directer Aussage
noch durch Schlußfolgerungen entgegentritt, dem von mir mitgetheilten als
eine willkommene Ergänzung einfach anschließen läßt, finde ich Veranlassung,
mich mit jener Entgegnung eingehend auseinanderzusetzen. Die wichtigste
Frage scheint jetzt zwar erledigt, nämlich die nach der geistigen Verfassung
des Prinzen bei Beginn des Feldzuges; aber es ist auch wünschenswert!),
endlich die so mannigfach variirten Details seines Todes völlig zweifellos fest¬
zustellen, nachdem eben von der Katastrophe aus so oft das ganze Gefecht
beurtheilt worden ist. Ueberdies wird jede neue Nachforschung immer die
eine und andere Notiz von allgemeinerem Bezüge zu Tage fördern.

So habe ich zunächst ein auf den Tag von Saalfeld bezügliches Blatt
aus den handschriftlichen Tableaux und Souvenirs der edlen patriotischen
Fürstin Caroline von Schwarzburg-Rudolstadt mitzutheilen, in deren Gesell¬
schaft der Prinz den Abend des 9. Oel. verlebte. Dasselbe zerstört völlig*
die Tradition, daß er die Nacht vor dem Gefechte auf einem Balle im Ru-
dolstädter Schlosse sorglos durchschwärmt habe; es bekundet vielmehr den
hohen Ernst, mit welchem er die Lage der Dinge betrachtete. "Es war
Herbst," schreibt die Fürstin, "Alles war in Angst und Bewegung -- Trup-


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übrigens Grund anzunehmen, daß der Haupttheil der Besucher erst in den
nächsten Wochen eintreffen wird. -




Noch ein Zeugenverhör über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand
bei Saalfeld.
Nachtrag zur Erwiderung.

Auf die von mir in Ur. 42 der vorigjährigen Grenzboten veröffentlichte
Mittheilung über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen hat
die Beilage zu Ur. 77 der Norddeutschen Allgem. Zeitung eine von T. R.
unterzeichnete Entgegnung gebracht, die zwar dem Urtheile beipflichtet, wel¬
ches ich über das Verhalten des Prinzen bei der Saalfelder Affaire ausge¬
sprochen, dagegen die Darstellung bekämpft, die ich auf Grund einer Er¬
zählung des Justizraths Windorf, abweichend von allen bisherigen, von
dem Tode des Prinzen gegeben habe. Daran schließt sich in Ur. 87 dessel¬
ben Blattes ein Bericht des braunschweigischen Generallieutenants a. D.
von Erlassen, der den Prinzen ganz am Ende der Schlacht gesehen hat, nach¬
dem derselbe bereits zum Tode verwundet worden war. Während sich dieser
Bericht, der mir und meinem Gewährsmanne weder in directer Aussage
noch durch Schlußfolgerungen entgegentritt, dem von mir mitgetheilten als
eine willkommene Ergänzung einfach anschließen läßt, finde ich Veranlassung,
mich mit jener Entgegnung eingehend auseinanderzusetzen. Die wichtigste
Frage scheint jetzt zwar erledigt, nämlich die nach der geistigen Verfassung
des Prinzen bei Beginn des Feldzuges; aber es ist auch wünschenswert!),
endlich die so mannigfach variirten Details seines Todes völlig zweifellos fest¬
zustellen, nachdem eben von der Katastrophe aus so oft das ganze Gefecht
beurtheilt worden ist. Ueberdies wird jede neue Nachforschung immer die
eine und andere Notiz von allgemeinerem Bezüge zu Tage fördern.

So habe ich zunächst ein auf den Tag von Saalfeld bezügliches Blatt
aus den handschriftlichen Tableaux und Souvenirs der edlen patriotischen
Fürstin Caroline von Schwarzburg-Rudolstadt mitzutheilen, in deren Gesell¬
schaft der Prinz den Abend des 9. Oel. verlebte. Dasselbe zerstört völlig*
die Tradition, daß er die Nacht vor dem Gefechte auf einem Balle im Ru-
dolstädter Schlosse sorglos durchschwärmt habe; es bekundet vielmehr den
hohen Ernst, mit welchem er die Lage der Dinge betrachtete. „Es war
Herbst," schreibt die Fürstin, „Alles war in Angst und Bewegung — Trup-


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[0295] übrigens Grund anzunehmen, daß der Haupttheil der Besucher erst in den nächsten Wochen eintreffen wird. - Noch ein Zeugenverhör über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld. Nachtrag zur Erwiderung. Auf die von mir in Ur. 42 der vorigjährigen Grenzboten veröffentlichte Mittheilung über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen hat die Beilage zu Ur. 77 der Norddeutschen Allgem. Zeitung eine von T. R. unterzeichnete Entgegnung gebracht, die zwar dem Urtheile beipflichtet, wel¬ ches ich über das Verhalten des Prinzen bei der Saalfelder Affaire ausge¬ sprochen, dagegen die Darstellung bekämpft, die ich auf Grund einer Er¬ zählung des Justizraths Windorf, abweichend von allen bisherigen, von dem Tode des Prinzen gegeben habe. Daran schließt sich in Ur. 87 dessel¬ ben Blattes ein Bericht des braunschweigischen Generallieutenants a. D. von Erlassen, der den Prinzen ganz am Ende der Schlacht gesehen hat, nach¬ dem derselbe bereits zum Tode verwundet worden war. Während sich dieser Bericht, der mir und meinem Gewährsmanne weder in directer Aussage noch durch Schlußfolgerungen entgegentritt, dem von mir mitgetheilten als eine willkommene Ergänzung einfach anschließen läßt, finde ich Veranlassung, mich mit jener Entgegnung eingehend auseinanderzusetzen. Die wichtigste Frage scheint jetzt zwar erledigt, nämlich die nach der geistigen Verfassung des Prinzen bei Beginn des Feldzuges; aber es ist auch wünschenswert!), endlich die so mannigfach variirten Details seines Todes völlig zweifellos fest¬ zustellen, nachdem eben von der Katastrophe aus so oft das ganze Gefecht beurtheilt worden ist. Ueberdies wird jede neue Nachforschung immer die eine und andere Notiz von allgemeinerem Bezüge zu Tage fördern. So habe ich zunächst ein auf den Tag von Saalfeld bezügliches Blatt aus den handschriftlichen Tableaux und Souvenirs der edlen patriotischen Fürstin Caroline von Schwarzburg-Rudolstadt mitzutheilen, in deren Gesell¬ schaft der Prinz den Abend des 9. Oel. verlebte. Dasselbe zerstört völlig* die Tradition, daß er die Nacht vor dem Gefechte auf einem Balle im Ru- dolstädter Schlosse sorglos durchschwärmt habe; es bekundet vielmehr den hohen Ernst, mit welchem er die Lage der Dinge betrachtete. „Es war Herbst," schreibt die Fürstin, „Alles war in Angst und Bewegung — Trup- Grenzb' 18K8. 35

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/295>, abgerufen am 05.05.2024.