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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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welche sich qualificiren eine große Gesammt-Anstalt am Rhein wahrhaft zu
beleben, wobey doch mancher in verschiedene Fächer eingreifen und durch ein
mehrfaches Talent nützen könnte. Zu vertheilten Anstalten aber ist ein weit
größeres Personal, das zugleich mehr Fähigkeit, Tüchtigkeit und guten Willen
hat, erforderlich. Anderer ernsteren und anhaltenden Bemühungen der Vor"
gesetzten nicht zu gedenken, welche nöthig seyn werden, um die schon an und
für sich getrennten und nun auch durch Ortsentfernung geschiedenen Ele¬
mente, in einer wechselseitigen, wohlwollend verbundenen Thätigkeit zu
erhalten.

Daß dieses kräftigen, energischen, erfahrenen und geprüften und mit hin¬
länglicher Autorität versehenen Männern, die sich zum Mittelpunkt consti-
tuiren zu leisten möglich sey, will ich nicht in Zweifel ziehen; auch spreche ich
hier nur als einer der sich einen Augenblick anmaßt, über das Wie seine
Bedenklichkeiten zu eröffnen.

Sobald mein Aufsatz oder wenigstens dessen erstes Heft gedruckt ist,
nehme mir die Freyheit solches zu übersenden. Es kann nichts die königl.
Provinzen betreffendes enthalten, was Ew." Hochwohlgeboren nicht schon be¬
kannt wäre. Wie man aber die Städte weiter aufwärts zu einem Verein ein¬
laden und sie dafür interessiren könne, hierüber werden vielleicht einige
brauchbare Notizen hervorgehen.

Der ich, mit nochmaliger aufrichtiger Anerkennung des Werthes eines
so schätzbaren Zutrauens, um Verzeihung bitte, der flüchtig geäußerten Ge¬
danken. Dero Schreiben ist mir erst am zwölften Tage zugekommen, deshalb
ich gegenwärtiges beeile. Sollte mir etwas weiteres beygehen, das ich der Mit¬
theilung werth achten dürfte, so wird mir die Erlaubniß solches nachzubrin¬
gen gefällig gestattet seyn. Wie ich denn mit vollkommenster Hochachtung
die Ehre habe mich fortdauerndem Zutrauen angelegentlichst zu empfehlen


Ew. Hochwohlgeb.gehorsamster Diener
I. W. Goethe.

Weimar, den 15. Januar 1816.




Ein Brief Schillers/)

Volkstätt, den 7. Jul. 1788.

Haben Sie Dank, liebster Freund, für Ihre Bemühungen um die Thalia.
Es hat mich nachher geärgert, daß ich Sie überhaupt nur mit dem Ein-



") Gerichtet an Kammerrath Riedel, den Erzieher des Erbprinzen in Weimar.

welche sich qualificiren eine große Gesammt-Anstalt am Rhein wahrhaft zu
beleben, wobey doch mancher in verschiedene Fächer eingreifen und durch ein
mehrfaches Talent nützen könnte. Zu vertheilten Anstalten aber ist ein weit
größeres Personal, das zugleich mehr Fähigkeit, Tüchtigkeit und guten Willen
hat, erforderlich. Anderer ernsteren und anhaltenden Bemühungen der Vor»
gesetzten nicht zu gedenken, welche nöthig seyn werden, um die schon an und
für sich getrennten und nun auch durch Ortsentfernung geschiedenen Ele¬
mente, in einer wechselseitigen, wohlwollend verbundenen Thätigkeit zu
erhalten.

Daß dieses kräftigen, energischen, erfahrenen und geprüften und mit hin¬
länglicher Autorität versehenen Männern, die sich zum Mittelpunkt consti-
tuiren zu leisten möglich sey, will ich nicht in Zweifel ziehen; auch spreche ich
hier nur als einer der sich einen Augenblick anmaßt, über das Wie seine
Bedenklichkeiten zu eröffnen.

Sobald mein Aufsatz oder wenigstens dessen erstes Heft gedruckt ist,
nehme mir die Freyheit solches zu übersenden. Es kann nichts die königl.
Provinzen betreffendes enthalten, was Ew." Hochwohlgeboren nicht schon be¬
kannt wäre. Wie man aber die Städte weiter aufwärts zu einem Verein ein¬
laden und sie dafür interessiren könne, hierüber werden vielleicht einige
brauchbare Notizen hervorgehen.

Der ich, mit nochmaliger aufrichtiger Anerkennung des Werthes eines
so schätzbaren Zutrauens, um Verzeihung bitte, der flüchtig geäußerten Ge¬
danken. Dero Schreiben ist mir erst am zwölften Tage zugekommen, deshalb
ich gegenwärtiges beeile. Sollte mir etwas weiteres beygehen, das ich der Mit¬
theilung werth achten dürfte, so wird mir die Erlaubniß solches nachzubrin¬
gen gefällig gestattet seyn. Wie ich denn mit vollkommenster Hochachtung
die Ehre habe mich fortdauerndem Zutrauen angelegentlichst zu empfehlen


Ew. Hochwohlgeb.gehorsamster Diener
I. W. Goethe.

Weimar, den 15. Januar 1816.




Ein Brief Schillers/)

Volkstätt, den 7. Jul. 1788.

Haben Sie Dank, liebster Freund, für Ihre Bemühungen um die Thalia.
Es hat mich nachher geärgert, daß ich Sie überhaupt nur mit dem Ein-



") Gerichtet an Kammerrath Riedel, den Erzieher des Erbprinzen in Weimar.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/476>, abgerufen am 02.05.2024.