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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Was aber die Sclavenfrage betrifft, so kommt diese erst in Wendung,
wenn eine der beiden Parteien gesiegt hat; dann aber ist eine ruhige Lösung
möglich, ja wahrscheinlich, denn an Sclavenaufstände denkt in Cuba kein
Mensch, solche Aufstände wären nur zu befürchten, wenn die Revolution
siegte, und die Spanier die Sclaven aus Rache gegen die Creolen aufsetzten,
und selbst dann wäre der Erfolg zweifelhaft. In den Südstaaten der Union
sind keine Negeraufstände während des Kriegs ausgebrochen, und in Cuba
steht das Zahlenverhältniß zwischen Weißen und Schwarzen noch günstiger
für Erstere als in Louisiana, Südcarolina und Alabama.

Die Sclavenfrage findet ihre Erledigung sicher in wenigen Jahren. Wer
aber Cuba Gutes wünscht, der kann sich nur freuen, wenn es baldmöglichst
unter die Fittige der großen Republik kommt. Unter spanischer Herrschaft
und bei liberaler Verwaltung kann Cuba möglicherweise gedeihen, in der
Unabhängigkeit sicher nicht, wenigstens nicht ohne eine langjährige Erziehung
zum Selfgovernement.




Ein neues Reisehandbuch für Frankreich.

or. Gsell-Fels und Berlepsch, Südfrankreich und seine Kurorte. Mit 18 Karten
und 21 Stadtplänen v. L. Ravenstein, 5 Panoramen und 25 Ansichten von Plato
Ahrens. Hildburghausen, Bibliogr. Just. 1869. 8. XVII. u. 6 S. u. 747 Spalten.

Es gibt zwar noch Menschen, auch unter den Gebildeten, welche Cours¬
buch und Reiseführer gründlich verachten, und wenn sie einmal eine Reise
anzutreten genöthigt sind, planlos in die unbekannte Welt hinausfahren,
Im Ganzen aber kann man leicht beobachten, daß neuerdings mit der Reise,
lust auch die Reisekunst an Verbreitung gewonnen hat, und daß immer mehr
Menschen das Bedürfniß empfinden, über die auf einer Reise ihnen ent¬
gegentretenden Orte, Menschen und Verhältnisse Kenntniß mitzubringen und
zu gewinnen, sich für die Reise und auf derselben zu orientiren. Die neuere
Reiseliteratur hat es in meist vortrefflicher Weise verstanden, diesem Be-
dürfniß entgegen- und nachzukommen. Wer eine richtige Würdigung ihres
Werthes gewinnen will, vergleiche z. B. Ebels vielbändiges Werk: "An¬
leitung.....die Schweiz zu bereisen". 2. Aufl. 1804--1803, 3. Aufl. 1811 (?)
-- mit den jetzigen Reisehandbüchern für die Schweiz, oder auch das erst


Was aber die Sclavenfrage betrifft, so kommt diese erst in Wendung,
wenn eine der beiden Parteien gesiegt hat; dann aber ist eine ruhige Lösung
möglich, ja wahrscheinlich, denn an Sclavenaufstände denkt in Cuba kein
Mensch, solche Aufstände wären nur zu befürchten, wenn die Revolution
siegte, und die Spanier die Sclaven aus Rache gegen die Creolen aufsetzten,
und selbst dann wäre der Erfolg zweifelhaft. In den Südstaaten der Union
sind keine Negeraufstände während des Kriegs ausgebrochen, und in Cuba
steht das Zahlenverhältniß zwischen Weißen und Schwarzen noch günstiger
für Erstere als in Louisiana, Südcarolina und Alabama.

Die Sclavenfrage findet ihre Erledigung sicher in wenigen Jahren. Wer
aber Cuba Gutes wünscht, der kann sich nur freuen, wenn es baldmöglichst
unter die Fittige der großen Republik kommt. Unter spanischer Herrschaft
und bei liberaler Verwaltung kann Cuba möglicherweise gedeihen, in der
Unabhängigkeit sicher nicht, wenigstens nicht ohne eine langjährige Erziehung
zum Selfgovernement.




Ein neues Reisehandbuch für Frankreich.

or. Gsell-Fels und Berlepsch, Südfrankreich und seine Kurorte. Mit 18 Karten
und 21 Stadtplänen v. L. Ravenstein, 5 Panoramen und 25 Ansichten von Plato
Ahrens. Hildburghausen, Bibliogr. Just. 1869. 8. XVII. u. 6 S. u. 747 Spalten.

Es gibt zwar noch Menschen, auch unter den Gebildeten, welche Cours¬
buch und Reiseführer gründlich verachten, und wenn sie einmal eine Reise
anzutreten genöthigt sind, planlos in die unbekannte Welt hinausfahren,
Im Ganzen aber kann man leicht beobachten, daß neuerdings mit der Reise,
lust auch die Reisekunst an Verbreitung gewonnen hat, und daß immer mehr
Menschen das Bedürfniß empfinden, über die auf einer Reise ihnen ent¬
gegentretenden Orte, Menschen und Verhältnisse Kenntniß mitzubringen und
zu gewinnen, sich für die Reise und auf derselben zu orientiren. Die neuere
Reiseliteratur hat es in meist vortrefflicher Weise verstanden, diesem Be-
dürfniß entgegen- und nachzukommen. Wer eine richtige Würdigung ihres
Werthes gewinnen will, vergleiche z. B. Ebels vielbändiges Werk: „An¬
leitung.....die Schweiz zu bereisen". 2. Aufl. 1804—1803, 3. Aufl. 1811 (?)
— mit den jetzigen Reisehandbüchern für die Schweiz, oder auch das erst


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[0369] Was aber die Sclavenfrage betrifft, so kommt diese erst in Wendung, wenn eine der beiden Parteien gesiegt hat; dann aber ist eine ruhige Lösung möglich, ja wahrscheinlich, denn an Sclavenaufstände denkt in Cuba kein Mensch, solche Aufstände wären nur zu befürchten, wenn die Revolution siegte, und die Spanier die Sclaven aus Rache gegen die Creolen aufsetzten, und selbst dann wäre der Erfolg zweifelhaft. In den Südstaaten der Union sind keine Negeraufstände während des Kriegs ausgebrochen, und in Cuba steht das Zahlenverhältniß zwischen Weißen und Schwarzen noch günstiger für Erstere als in Louisiana, Südcarolina und Alabama. Die Sclavenfrage findet ihre Erledigung sicher in wenigen Jahren. Wer aber Cuba Gutes wünscht, der kann sich nur freuen, wenn es baldmöglichst unter die Fittige der großen Republik kommt. Unter spanischer Herrschaft und bei liberaler Verwaltung kann Cuba möglicherweise gedeihen, in der Unabhängigkeit sicher nicht, wenigstens nicht ohne eine langjährige Erziehung zum Selfgovernement. Ein neues Reisehandbuch für Frankreich. or. Gsell-Fels und Berlepsch, Südfrankreich und seine Kurorte. Mit 18 Karten und 21 Stadtplänen v. L. Ravenstein, 5 Panoramen und 25 Ansichten von Plato Ahrens. Hildburghausen, Bibliogr. Just. 1869. 8. XVII. u. 6 S. u. 747 Spalten. Es gibt zwar noch Menschen, auch unter den Gebildeten, welche Cours¬ buch und Reiseführer gründlich verachten, und wenn sie einmal eine Reise anzutreten genöthigt sind, planlos in die unbekannte Welt hinausfahren, Im Ganzen aber kann man leicht beobachten, daß neuerdings mit der Reise, lust auch die Reisekunst an Verbreitung gewonnen hat, und daß immer mehr Menschen das Bedürfniß empfinden, über die auf einer Reise ihnen ent¬ gegentretenden Orte, Menschen und Verhältnisse Kenntniß mitzubringen und zu gewinnen, sich für die Reise und auf derselben zu orientiren. Die neuere Reiseliteratur hat es in meist vortrefflicher Weise verstanden, diesem Be- dürfniß entgegen- und nachzukommen. Wer eine richtige Würdigung ihres Werthes gewinnen will, vergleiche z. B. Ebels vielbändiges Werk: „An¬ leitung.....die Schweiz zu bereisen". 2. Aufl. 1804—1803, 3. Aufl. 1811 (?) — mit den jetzigen Reisehandbüchern für die Schweiz, oder auch das erst

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/369>, abgerufen am 03.05.2024.