Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schilderung des Bilderkreises in AM. theilweise dem seraphischen
Helden gewidmet, regt die angedeuteten historischen Gesichtspunkte in an¬
ziehender Weise an; sie hat das weitere Verdienst, die Meister der Fresken
in der Oberkirche schärfer bestimmt zu haben. wenn auch natürlich die zwischen
Cimabue und Giotto eingeschobenen Rusutti und Gaddo Gaddi vorläufig auf
einer bloßen Vermuthung beruhen. Bei Giotto schließlich angelangt geben die
Verfasser entsprechend seiner Bedeutung -- er steht für seine Zeit auf gleicher
Höhe wie Domenic. Ghirlandajo und Rafael für die späteren Perioden des
15. und, 16. Jahrhunderts -- die genaueste Analyse seiner Werke, wie die
eingehendste Kritik der überlieferten Lebensverhältnisse. -- Es kann nicht aus¬
bleiben, daß in manchen Punkten die Tradition umgestoßen, an den her¬
gebrachten Zeitangaben und Künstlernamen gerüttelt wird. Ueber das Eine
und das Andere ist die Controverse noch nicht geschlossen, die Schwierigkeit
z. B. daß Giotto gleichzeitig in Rom (Lateran) und Florenz (Capelle im
Bargello) malte, nicht ganz beseitigt. Stets wird aber die durchgehends be¬
gründete, wohlerwogene Ansicht der Verfasser die größte Beachtung verdienen,
selten nur eine Widerlegung derselben gelingen. Wir wiederholen gern, daß
wir in der gemeinsamen Arbeit des genialen italienischen Kunstforschers und
des fein und umfassend gebildeten englischen Kunstkenners ein mustergültiges
Werk besitzen, das sich einen hervorragenden Platz in der kunsthistorischen Literatur
bereits gesichert hat. Ueber dem Preise der englischen Verfasser wollen wir
aber das Lob des deutschen Herausgebers nicht vergessen. Liebe zum Werke
und Kenntniß der Sache gehen bei ihm Hand in Hand. Alle guten Eigen¬
schaften des Originals hat er treu bewahrt, durch einzelne redactionelle
Aenderungen der deutschen Ausgabe noch neue Vorzüge verliehen. Und so
hoffen wir denn zuversichtlich, daß sich Crowe und Cavalcaselle's Geschichte
der italienischen Malerei, überdies reich und gut illustrirt, auch bei uns rasch
einbürgern werde.


Anton Springer.


Geschichte des Zollvereins.

Geschichte des Zollvereins mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Entwickelung
Deutschlands von E. v. Festenberg-Packisch. Leipzig, Brockhaus. 1869.

Ausgangspunkt des Zollvereins ist bekanntlich der Vertrag zwischen
Preußen und Hessen-Darmstadt von 1828. Grundlage des preußischen Zoll-
systems, welches 1828 zuerst auf einen anderen deutschen Staat ausgedehnt


Die Schilderung des Bilderkreises in AM. theilweise dem seraphischen
Helden gewidmet, regt die angedeuteten historischen Gesichtspunkte in an¬
ziehender Weise an; sie hat das weitere Verdienst, die Meister der Fresken
in der Oberkirche schärfer bestimmt zu haben. wenn auch natürlich die zwischen
Cimabue und Giotto eingeschobenen Rusutti und Gaddo Gaddi vorläufig auf
einer bloßen Vermuthung beruhen. Bei Giotto schließlich angelangt geben die
Verfasser entsprechend seiner Bedeutung — er steht für seine Zeit auf gleicher
Höhe wie Domenic. Ghirlandajo und Rafael für die späteren Perioden des
15. und, 16. Jahrhunderts — die genaueste Analyse seiner Werke, wie die
eingehendste Kritik der überlieferten Lebensverhältnisse. — Es kann nicht aus¬
bleiben, daß in manchen Punkten die Tradition umgestoßen, an den her¬
gebrachten Zeitangaben und Künstlernamen gerüttelt wird. Ueber das Eine
und das Andere ist die Controverse noch nicht geschlossen, die Schwierigkeit
z. B. daß Giotto gleichzeitig in Rom (Lateran) und Florenz (Capelle im
Bargello) malte, nicht ganz beseitigt. Stets wird aber die durchgehends be¬
gründete, wohlerwogene Ansicht der Verfasser die größte Beachtung verdienen,
selten nur eine Widerlegung derselben gelingen. Wir wiederholen gern, daß
wir in der gemeinsamen Arbeit des genialen italienischen Kunstforschers und
des fein und umfassend gebildeten englischen Kunstkenners ein mustergültiges
Werk besitzen, das sich einen hervorragenden Platz in der kunsthistorischen Literatur
bereits gesichert hat. Ueber dem Preise der englischen Verfasser wollen wir
aber das Lob des deutschen Herausgebers nicht vergessen. Liebe zum Werke
und Kenntniß der Sache gehen bei ihm Hand in Hand. Alle guten Eigen¬
schaften des Originals hat er treu bewahrt, durch einzelne redactionelle
Aenderungen der deutschen Ausgabe noch neue Vorzüge verliehen. Und so
hoffen wir denn zuversichtlich, daß sich Crowe und Cavalcaselle's Geschichte
der italienischen Malerei, überdies reich und gut illustrirt, auch bei uns rasch
einbürgern werde.


Anton Springer.


Geschichte des Zollvereins.

Geschichte des Zollvereins mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Entwickelung
Deutschlands von E. v. Festenberg-Packisch. Leipzig, Brockhaus. 1869.

Ausgangspunkt des Zollvereins ist bekanntlich der Vertrag zwischen
Preußen und Hessen-Darmstadt von 1828. Grundlage des preußischen Zoll-
systems, welches 1828 zuerst auf einen anderen deutschen Staat ausgedehnt


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120782"/>
          <p xml:id="ID_237"> Die Schilderung des Bilderkreises in AM. theilweise dem seraphischen<lb/>
Helden gewidmet, regt die angedeuteten historischen Gesichtspunkte in an¬<lb/>
ziehender Weise an; sie hat das weitere Verdienst, die Meister der Fresken<lb/>
in der Oberkirche schärfer bestimmt zu haben. wenn auch natürlich die zwischen<lb/>
Cimabue und Giotto eingeschobenen Rusutti und Gaddo Gaddi vorläufig auf<lb/>
einer bloßen Vermuthung beruhen. Bei Giotto schließlich angelangt geben die<lb/>
Verfasser entsprechend seiner Bedeutung &#x2014; er steht für seine Zeit auf gleicher<lb/>
Höhe wie Domenic. Ghirlandajo und Rafael für die späteren Perioden des<lb/>
15. und, 16. Jahrhunderts &#x2014; die genaueste Analyse seiner Werke, wie die<lb/>
eingehendste Kritik der überlieferten Lebensverhältnisse. &#x2014; Es kann nicht aus¬<lb/>
bleiben, daß in manchen Punkten die Tradition umgestoßen, an den her¬<lb/>
gebrachten Zeitangaben und Künstlernamen gerüttelt wird. Ueber das Eine<lb/>
und das Andere ist die Controverse noch nicht geschlossen, die Schwierigkeit<lb/>
z. B. daß Giotto gleichzeitig in Rom (Lateran) und Florenz (Capelle im<lb/>
Bargello) malte, nicht ganz beseitigt. Stets wird aber die durchgehends be¬<lb/>
gründete, wohlerwogene Ansicht der Verfasser die größte Beachtung verdienen,<lb/>
selten nur eine Widerlegung derselben gelingen. Wir wiederholen gern, daß<lb/>
wir in der gemeinsamen Arbeit des genialen italienischen Kunstforschers und<lb/>
des fein und umfassend gebildeten englischen Kunstkenners ein mustergültiges<lb/>
Werk besitzen, das sich einen hervorragenden Platz in der kunsthistorischen Literatur<lb/>
bereits gesichert hat. Ueber dem Preise der englischen Verfasser wollen wir<lb/>
aber das Lob des deutschen Herausgebers nicht vergessen. Liebe zum Werke<lb/>
und Kenntniß der Sache gehen bei ihm Hand in Hand. Alle guten Eigen¬<lb/>
schaften des Originals hat er treu bewahrt, durch einzelne redactionelle<lb/>
Aenderungen der deutschen Ausgabe noch neue Vorzüge verliehen. Und so<lb/>
hoffen wir denn zuversichtlich, daß sich Crowe und Cavalcaselle's Geschichte<lb/>
der italienischen Malerei, überdies reich und gut illustrirt, auch bei uns rasch<lb/>
einbürgern werde.</p><lb/>
          <note type="byline"> Anton Springer.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Geschichte des Zollvereins.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_238"> Geschichte des Zollvereins mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Entwickelung<lb/>
Deutschlands von E. v. Festenberg-Packisch. Leipzig, Brockhaus. 1869.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_239" next="#ID_240"> Ausgangspunkt des Zollvereins ist bekanntlich der Vertrag zwischen<lb/>
Preußen und Hessen-Darmstadt von 1828. Grundlage des preußischen Zoll-<lb/>
systems, welches 1828 zuerst auf einen anderen deutschen Staat ausgedehnt</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0095] Die Schilderung des Bilderkreises in AM. theilweise dem seraphischen Helden gewidmet, regt die angedeuteten historischen Gesichtspunkte in an¬ ziehender Weise an; sie hat das weitere Verdienst, die Meister der Fresken in der Oberkirche schärfer bestimmt zu haben. wenn auch natürlich die zwischen Cimabue und Giotto eingeschobenen Rusutti und Gaddo Gaddi vorläufig auf einer bloßen Vermuthung beruhen. Bei Giotto schließlich angelangt geben die Verfasser entsprechend seiner Bedeutung — er steht für seine Zeit auf gleicher Höhe wie Domenic. Ghirlandajo und Rafael für die späteren Perioden des 15. und, 16. Jahrhunderts — die genaueste Analyse seiner Werke, wie die eingehendste Kritik der überlieferten Lebensverhältnisse. — Es kann nicht aus¬ bleiben, daß in manchen Punkten die Tradition umgestoßen, an den her¬ gebrachten Zeitangaben und Künstlernamen gerüttelt wird. Ueber das Eine und das Andere ist die Controverse noch nicht geschlossen, die Schwierigkeit z. B. daß Giotto gleichzeitig in Rom (Lateran) und Florenz (Capelle im Bargello) malte, nicht ganz beseitigt. Stets wird aber die durchgehends be¬ gründete, wohlerwogene Ansicht der Verfasser die größte Beachtung verdienen, selten nur eine Widerlegung derselben gelingen. Wir wiederholen gern, daß wir in der gemeinsamen Arbeit des genialen italienischen Kunstforschers und des fein und umfassend gebildeten englischen Kunstkenners ein mustergültiges Werk besitzen, das sich einen hervorragenden Platz in der kunsthistorischen Literatur bereits gesichert hat. Ueber dem Preise der englischen Verfasser wollen wir aber das Lob des deutschen Herausgebers nicht vergessen. Liebe zum Werke und Kenntniß der Sache gehen bei ihm Hand in Hand. Alle guten Eigen¬ schaften des Originals hat er treu bewahrt, durch einzelne redactionelle Aenderungen der deutschen Ausgabe noch neue Vorzüge verliehen. Und so hoffen wir denn zuversichtlich, daß sich Crowe und Cavalcaselle's Geschichte der italienischen Malerei, überdies reich und gut illustrirt, auch bei uns rasch einbürgern werde. Anton Springer. Geschichte des Zollvereins. Geschichte des Zollvereins mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Entwickelung Deutschlands von E. v. Festenberg-Packisch. Leipzig, Brockhaus. 1869. Ausgangspunkt des Zollvereins ist bekanntlich der Vertrag zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt von 1828. Grundlage des preußischen Zoll- systems, welches 1828 zuerst auf einen anderen deutschen Staat ausgedehnt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/95
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/95>, abgerufen am 04.05.2024.