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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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(Auf dem Briefe steht von der Hand des Geh. Res. Hofer: Den
18. April 1805 geantwortet, daß Sinn" Dlöetor Herrn Hofr. Voß jährt.
1000 si. gnädigst bewilligen.)


3.

Jena, 26. Apr. 1805.

Aus Ew. Hochwohlgeb. gütigem Schreiben habe ich mit der frohesten
Bestürzung ersehn, daß die Vorsehung mir dennoch den Weg zu dem her¬
lichen, durch weise Pflege sich verjüngenden Heidelberg bahnen will. Sr.
Kurfürstlichen Durchlaucht großmütiges Anerbieten hebt alle Hindernisse der
Versezung. Ich werde, obgleich mit schwerem Herzen, von meinen Gönnern
und Freunden in Weimar und hier, von meinem ländlichen Hause, von mei¬
nem behaglichen Studirstübchen, von meinen gepflanzten Bäumen und Blu¬
men mich loswinden, und folgen, wohin der edelste Kurfürst mit so ehrender
Freigebigkeit zum stillen Anbau der Wissenschaften mich einladet. Kaum
enthalte ich mich, meinen gerührtesten Dank und die Bezeugung des redlich¬
sten Eifers für die heilige Sache der Menschenbildung, welche auch ohne Amts¬
pflicht mich beseelen wird, geradezu an Se. Kurfürstliche Durchlaucht zurich¬
ten/ Durch Bescheidenheit gehemmt, bitte ich Sie, Trefflicher, dem erhabenen
Fürsorger Seines Landes, der auch mich Seines huldreichen Schutzes zu wür¬
digen gesucht, meine ehrfurchtsvolles^ Huldigung zu erklären.

Sr. Durchl. dem Herzog von Oldenburg, durch dessen Gnade für
20 jährige Dienste mir ein ruhiger Lebensabend gewährt wurde, gebe ich heute
die schuldige Anzeige der erfreulichen Einladung. Sie wird desto gefälliger
vernommen werden, da der gütige Fürst selber für meine Gesundheit das
paradiesische Heidelberg vorschlug. Dem durchl. Herzog von Weimar werde
ich am ersten heiteren Tag" persönlich für die zuvorkommende Begünstigung
meines hiesigen Aufenthaltes Dank abstatten; bis dahin wird mein Freund
Göthe mich vertreten. Gegen Johannis hoffe ich meine Angelegenheiten ge¬
ordnet zu haben, und mich in einem heiteren Hause, wo möglich mit einem
Garten, in oder vor Ihrem, nein unserem Heidelberg anzusiedeln.

Ihrem fortdauerndem Wohlwollen, Edelgesinnter Mann, empfehle ich
mich mit der reinsten Verehrung.


I. H. Voß.


(Auf dem Briefe steht von der Hand des Geh. Res. Hofer: Den
18. April 1805 geantwortet, daß Sinn» Dlöetor Herrn Hofr. Voß jährt.
1000 si. gnädigst bewilligen.)


3.

Jena, 26. Apr. 1805.

Aus Ew. Hochwohlgeb. gütigem Schreiben habe ich mit der frohesten
Bestürzung ersehn, daß die Vorsehung mir dennoch den Weg zu dem her¬
lichen, durch weise Pflege sich verjüngenden Heidelberg bahnen will. Sr.
Kurfürstlichen Durchlaucht großmütiges Anerbieten hebt alle Hindernisse der
Versezung. Ich werde, obgleich mit schwerem Herzen, von meinen Gönnern
und Freunden in Weimar und hier, von meinem ländlichen Hause, von mei¬
nem behaglichen Studirstübchen, von meinen gepflanzten Bäumen und Blu¬
men mich loswinden, und folgen, wohin der edelste Kurfürst mit so ehrender
Freigebigkeit zum stillen Anbau der Wissenschaften mich einladet. Kaum
enthalte ich mich, meinen gerührtesten Dank und die Bezeugung des redlich¬
sten Eifers für die heilige Sache der Menschenbildung, welche auch ohne Amts¬
pflicht mich beseelen wird, geradezu an Se. Kurfürstliche Durchlaucht zurich¬
ten/ Durch Bescheidenheit gehemmt, bitte ich Sie, Trefflicher, dem erhabenen
Fürsorger Seines Landes, der auch mich Seines huldreichen Schutzes zu wür¬
digen gesucht, meine ehrfurchtsvolles^ Huldigung zu erklären.

Sr. Durchl. dem Herzog von Oldenburg, durch dessen Gnade für
20 jährige Dienste mir ein ruhiger Lebensabend gewährt wurde, gebe ich heute
die schuldige Anzeige der erfreulichen Einladung. Sie wird desto gefälliger
vernommen werden, da der gütige Fürst selber für meine Gesundheit das
paradiesische Heidelberg vorschlug. Dem durchl. Herzog von Weimar werde
ich am ersten heiteren Tag« persönlich für die zuvorkommende Begünstigung
meines hiesigen Aufenthaltes Dank abstatten; bis dahin wird mein Freund
Göthe mich vertreten. Gegen Johannis hoffe ich meine Angelegenheiten ge¬
ordnet zu haben, und mich in einem heiteren Hause, wo möglich mit einem
Garten, in oder vor Ihrem, nein unserem Heidelberg anzusiedeln.

Ihrem fortdauerndem Wohlwollen, Edelgesinnter Mann, empfehle ich
mich mit der reinsten Verehrung.


I. H. Voß.


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[0120] (Auf dem Briefe steht von der Hand des Geh. Res. Hofer: Den 18. April 1805 geantwortet, daß Sinn» Dlöetor Herrn Hofr. Voß jährt. 1000 si. gnädigst bewilligen.) 3. Jena, 26. Apr. 1805. Aus Ew. Hochwohlgeb. gütigem Schreiben habe ich mit der frohesten Bestürzung ersehn, daß die Vorsehung mir dennoch den Weg zu dem her¬ lichen, durch weise Pflege sich verjüngenden Heidelberg bahnen will. Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht großmütiges Anerbieten hebt alle Hindernisse der Versezung. Ich werde, obgleich mit schwerem Herzen, von meinen Gönnern und Freunden in Weimar und hier, von meinem ländlichen Hause, von mei¬ nem behaglichen Studirstübchen, von meinen gepflanzten Bäumen und Blu¬ men mich loswinden, und folgen, wohin der edelste Kurfürst mit so ehrender Freigebigkeit zum stillen Anbau der Wissenschaften mich einladet. Kaum enthalte ich mich, meinen gerührtesten Dank und die Bezeugung des redlich¬ sten Eifers für die heilige Sache der Menschenbildung, welche auch ohne Amts¬ pflicht mich beseelen wird, geradezu an Se. Kurfürstliche Durchlaucht zurich¬ ten/ Durch Bescheidenheit gehemmt, bitte ich Sie, Trefflicher, dem erhabenen Fürsorger Seines Landes, der auch mich Seines huldreichen Schutzes zu wür¬ digen gesucht, meine ehrfurchtsvolles^ Huldigung zu erklären. Sr. Durchl. dem Herzog von Oldenburg, durch dessen Gnade für 20 jährige Dienste mir ein ruhiger Lebensabend gewährt wurde, gebe ich heute die schuldige Anzeige der erfreulichen Einladung. Sie wird desto gefälliger vernommen werden, da der gütige Fürst selber für meine Gesundheit das paradiesische Heidelberg vorschlug. Dem durchl. Herzog von Weimar werde ich am ersten heiteren Tag« persönlich für die zuvorkommende Begünstigung meines hiesigen Aufenthaltes Dank abstatten; bis dahin wird mein Freund Göthe mich vertreten. Gegen Johannis hoffe ich meine Angelegenheiten ge¬ ordnet zu haben, und mich in einem heiteren Hause, wo möglich mit einem Garten, in oder vor Ihrem, nein unserem Heidelberg anzusiedeln. Ihrem fortdauerndem Wohlwollen, Edelgesinnter Mann, empfehle ich mich mit der reinsten Verehrung. I. H. Voß.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/120>, abgerufen am 28.04.2024.