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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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3) Für weibliche Personen, welchen die Mittel zu einer gründlicheren
und umfassenderen Vorbildung für irgendwelchen künftigen Beruf zu Gebote
stehen, oder welche sich einem wissenschaftlichen Berufe zuwenden wollen,
müssen Gelehrtenschulen und Hochschulen begründet werden. Bei
der Einrichtung der ersteren ist als Zweck die formale und materiale Vor¬
bereitung für das selbständige wissenschaftliche Studium in's Auge zu fassen.
Die Letzteren brauchen vorerst nur für einzelne Zweige des Studiums ein¬
gerichtet zu sein. Wo die Errichtung selbständiger Hochschulen solcher Art
nicht zu ermöglichen wäre, muß die Einrichtung besonderer Frauencurse an
bestehenden Hochschulen angestrebt werden.

6) Mit den Anstalten sub. 4 und 5 empfiehlt es sich eonvi ktähnliche
Einrichtungen -- besonders für ortsfremde Schülerinnen -- zu verbinden,


A. Emminghaus.


Alexander von Humboldt in Nußland.

Im Ural und Altai. Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und
Graf Georg von Cancrin, aus den Jahren 1827--1832 (Leipzig, bei F. A.
Brockhaus 1869.)

Obgleich die Zahl der auf Humboldt bezüglichen Briefwechsel, welche
bisher der Oeffentlichkeit übergeben worden, schon ziemlich bedeutend ist, hat
jede auf das Leben des großen Forschers bezügliche neue Publication noch
Anspruch darauf, von der deutschen Lesewelt, und nicht nur von dieser, mit
Theilnahme aufgenommen zu werden.

Das vorliegende Buch hat auf diese Theilnahme ein besonderes Anrecht,
denn es behandelt eine Episode aus dem vielbewegten Leben des unermüd¬
lichen Reisenden, welche bisher wenig bekannt war --jene sibirische Reise, welche
der bereits sechszigjcihrige Humboldt auf Aufforderung der russischen Regierung
im I. 1829 unternahm, um den Ural und einen großen Theil der östlich
von diesem Grenzgebirge belegenen ungeheuren Länderstrecken wissenschaftlicher
Durchforschung zu unterziehen. Den Mittelsmann zwischen Humboldt und
dem Kaiser Nikolaus (der den berühmten Besteiger des Chimborasso am
preußischen Hofe kennen gelernt hatte) gab der bekannte Finanzminister Can¬
crin ab, ein Mann, der zu den wirklichen Größen des damaligen Rußland
gehörte und trotz der Irrthümer, in denen er Zeitlebens stecken blieb, diese


3) Für weibliche Personen, welchen die Mittel zu einer gründlicheren
und umfassenderen Vorbildung für irgendwelchen künftigen Beruf zu Gebote
stehen, oder welche sich einem wissenschaftlichen Berufe zuwenden wollen,
müssen Gelehrtenschulen und Hochschulen begründet werden. Bei
der Einrichtung der ersteren ist als Zweck die formale und materiale Vor¬
bereitung für das selbständige wissenschaftliche Studium in's Auge zu fassen.
Die Letzteren brauchen vorerst nur für einzelne Zweige des Studiums ein¬
gerichtet zu sein. Wo die Errichtung selbständiger Hochschulen solcher Art
nicht zu ermöglichen wäre, muß die Einrichtung besonderer Frauencurse an
bestehenden Hochschulen angestrebt werden.

6) Mit den Anstalten sub. 4 und 5 empfiehlt es sich eonvi ktähnliche
Einrichtungen — besonders für ortsfremde Schülerinnen — zu verbinden,


A. Emminghaus.


Alexander von Humboldt in Nußland.

Im Ural und Altai. Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und
Graf Georg von Cancrin, aus den Jahren 1827—1832 (Leipzig, bei F. A.
Brockhaus 1869.)

Obgleich die Zahl der auf Humboldt bezüglichen Briefwechsel, welche
bisher der Oeffentlichkeit übergeben worden, schon ziemlich bedeutend ist, hat
jede auf das Leben des großen Forschers bezügliche neue Publication noch
Anspruch darauf, von der deutschen Lesewelt, und nicht nur von dieser, mit
Theilnahme aufgenommen zu werden.

Das vorliegende Buch hat auf diese Theilnahme ein besonderes Anrecht,
denn es behandelt eine Episode aus dem vielbewegten Leben des unermüd¬
lichen Reisenden, welche bisher wenig bekannt war —jene sibirische Reise, welche
der bereits sechszigjcihrige Humboldt auf Aufforderung der russischen Regierung
im I. 1829 unternahm, um den Ural und einen großen Theil der östlich
von diesem Grenzgebirge belegenen ungeheuren Länderstrecken wissenschaftlicher
Durchforschung zu unterziehen. Den Mittelsmann zwischen Humboldt und
dem Kaiser Nikolaus (der den berühmten Besteiger des Chimborasso am
preußischen Hofe kennen gelernt hatte) gab der bekannte Finanzminister Can¬
crin ab, ein Mann, der zu den wirklichen Größen des damaligen Rußland
gehörte und trotz der Irrthümer, in denen er Zeitlebens stecken blieb, diese


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/234>, abgerufen am 27.04.2024.