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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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ganzen, daß das eine die Werke italienischer Kunst, niederländische Kleinmeister u. A.
enthält, während das zweite ausschließlich dem Rembrandt gewidmet ist, haben wir es
mit photographirten Kreidezeichnungen zu thun. Die erste Serie führt eine gute Zu¬
sammenstellung von Bildern Tizian's, Reni's, Ribera's, A, Cnrracci's, Molinari's,
Trevisani's, Terburg's, Mctsu's, Jan Steen's, Hals', Anton und Philipp van Dyck's
vor. Die Künstler, welchen die Kreidecopien anvertraut waren (namentlich E. Nitschky
und PH. Witze) haben ihre Aufgabe recht wacker gelöst, und wenn auch dann und
wann die Neigung zur Eleganz des Vortrags überwiegt, so geben die kleinen Photo¬
graphien doch einen sehr hübschen Begriff von den Originalen. Noch mehr darf dies
von dem schwierigeren Unternehmen der Copien nach Rembrandt gerühmt werden, bei
denen namentlich Victor Müller und C. Glinzer mit offenbarer Liebe und tüchtiger
Kraft thätig gewesen find. Der wundervolle Meister des Helldunkels, der in seiner
Farbenmystik ebenso schwer durch das Schwarz auf Weiß des Griffels wie der Feder
zu erschöpfen ist, tritt uns in einer Reihe feiner Charakterköpfe vor's Auge, deren
physiognomischen und technischen Nüancirungen man mit hohem Genusse folgt. Er
führt uns als echter Poet bei Leuten oder in Gegenden ein, die zwar fremde Röcke
tragen und seltsame Stimmungen anklingen, aber stets das Gemüth durch den Umgang
mit wahrhaften Menschen, ganzen Persönlichkeiten, echter ungeschminkter Natur er¬
quicken und befreien. -- Wir wünschen, daß diese Nachbildungen in dem Maße, in
dem sie können, dazu beitragen mögen, daß Rembrandt's Gemälde, die noch viel zu
sehr für eine Specialität der Kenner gelten, auch auf weite Kreise ihren Zauber
üben, und daß die Casseler Gallerie der Nation, der sie nunmehr, Dank dem Schwarz
auf Weiß des neuen Regimentes, zurückerobert ist, ein fleißig besuchter Tummelplatz
des Kunstgenusses werden möge. -- Ueber die Schicksale der Gallerie, die geschichtliche
Stellung der Meister und die Charakteristik der einzelnen Werke, welche die Albums
kielen, gibt der beigefügte Text erwünschten Aufschluß. --




Die Grenzboten beginnen am 1. Januar 1870 ihren 29. Jahrgang.
Die seitherigen wie die neu eintretenden Abonnenten ersuche ich, ihre Be¬
stellungenaus den nächsten Jahrgang bis spätestens zum 1ö. Decbr.
bei den betreffenden Buchhandlungen oder Postämtern anzumelden, damit
die Zusendung rechtzeitig erfolgen kann.
Leipzig, im Decbr. 1869.Fr. Ludw. Herbig.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Berlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel H Segler in Leipzig.

ganzen, daß das eine die Werke italienischer Kunst, niederländische Kleinmeister u. A.
enthält, während das zweite ausschließlich dem Rembrandt gewidmet ist, haben wir es
mit photographirten Kreidezeichnungen zu thun. Die erste Serie führt eine gute Zu¬
sammenstellung von Bildern Tizian's, Reni's, Ribera's, A, Cnrracci's, Molinari's,
Trevisani's, Terburg's, Mctsu's, Jan Steen's, Hals', Anton und Philipp van Dyck's
vor. Die Künstler, welchen die Kreidecopien anvertraut waren (namentlich E. Nitschky
und PH. Witze) haben ihre Aufgabe recht wacker gelöst, und wenn auch dann und
wann die Neigung zur Eleganz des Vortrags überwiegt, so geben die kleinen Photo¬
graphien doch einen sehr hübschen Begriff von den Originalen. Noch mehr darf dies
von dem schwierigeren Unternehmen der Copien nach Rembrandt gerühmt werden, bei
denen namentlich Victor Müller und C. Glinzer mit offenbarer Liebe und tüchtiger
Kraft thätig gewesen find. Der wundervolle Meister des Helldunkels, der in seiner
Farbenmystik ebenso schwer durch das Schwarz auf Weiß des Griffels wie der Feder
zu erschöpfen ist, tritt uns in einer Reihe feiner Charakterköpfe vor's Auge, deren
physiognomischen und technischen Nüancirungen man mit hohem Genusse folgt. Er
führt uns als echter Poet bei Leuten oder in Gegenden ein, die zwar fremde Röcke
tragen und seltsame Stimmungen anklingen, aber stets das Gemüth durch den Umgang
mit wahrhaften Menschen, ganzen Persönlichkeiten, echter ungeschminkter Natur er¬
quicken und befreien. — Wir wünschen, daß diese Nachbildungen in dem Maße, in
dem sie können, dazu beitragen mögen, daß Rembrandt's Gemälde, die noch viel zu
sehr für eine Specialität der Kenner gelten, auch auf weite Kreise ihren Zauber
üben, und daß die Casseler Gallerie der Nation, der sie nunmehr, Dank dem Schwarz
auf Weiß des neuen Regimentes, zurückerobert ist, ein fleißig besuchter Tummelplatz
des Kunstgenusses werden möge. — Ueber die Schicksale der Gallerie, die geschichtliche
Stellung der Meister und die Charakteristik der einzelnen Werke, welche die Albums
kielen, gibt der beigefügte Text erwünschten Aufschluß. —




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stellungenaus den nächsten Jahrgang bis spätestens zum 1ö. Decbr.
bei den betreffenden Buchhandlungen oder Postämtern anzumelden, damit
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Leipzig, im Decbr. 1869.Fr. Ludw. Herbig.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Berlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel H Segler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/448>, abgerufen am 28.04.2024.