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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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Form der Unterwerfung kommt darum Alles an, sie ist eine
Hauptsache." (8i la SuMiou ac la, Lourlanäe est volnntg.ire et vierte
Sans conäition xar la Noblesse eile mLme, la cour ac ?russe ne pourra
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"Auf diese politische Erwägung war die Kaiserin vollständig eingegangen,
aber sie vermied es, öffentlich irgend welches Gewicht auf dieselbe zu legen.
Graf Subow war mit der Regelung dieser Angelegenheit betraut, die er durch
Markow betrieb, wahrend Pachter den Auftrag hatte, gleichzeitig mit Howen
zu verhandeln und diesen im Geheimen zu überwachen.

"Indessen wurde der Herzog von der Kaiserin mit vieler Auszeichnung
empfangen; ebenso verfuhr der Thronfolger Großfürst Paul, indem er den
Herzog zum Diner einlud und sich nach der Tafel eine Stunde lang mit ihm
insgeheim unterhielt. Als der Herzog nach Hause kam. war er sehr zufrieden,
ließ mich kommen, rief mich in sein Cabinet und sagte, daß er mir zu dem
günstigen Eindruck Glück wünschen könne, den ich auf S. K. H. gemacht.
"Ich gratulire Ihnen", hatte der Großfürst dem Herzog gesagt, "daß Sie
einen Mann wie den Baron H. um sich haben, und rathe Ihnen, in Allem
seinen Vorschlägen zu folgen. ' Er verbindet mit reinem Eifer die Umsicht,
mit welcher vorgegangen werden muß, damit Ew. Hoheit aus der schwierigen
Lage befreit werden, in welche Sie gerathen sind."




Literatur.

Ein bischen G eschichtc von einem Schleswig-Holsteincr. Leipzig, Ed. Schmidt. 1869.

"Dybbolpostcu", ein dänisches Organ im Herzogthum Schleswig, predigt heute
noch, als wäre nichts vorgefallen, das Evangelium des Eidcrdäncnthums und sucht
damit die Bewohner von Alsen und Sundcwitt für den Art. V. des Prager Friedens
zu entflammen. Der "Schleswig-Holsteiner", ein wackerer Pastor, wie es scheint,
erhebt sich daher, um seinerseits "von alten Dingen zu reden." Kurz und bündig
zerreißt er das bekannte cidcrdänische Lügengewebe und wendet sich gleich darauf zur
Gegenwart. Seine Pietät für das Andenken des verstorbenen Herzogs v. Augusten-
burg hindert ihn nicht, ein großes Deutschland einem nordalbingischen Kleinstaat vor¬
zuziehen. Er hat an gewissen Berliner Büreaukraten sehr wenig Gefallen und ist
vor der Hand nur mit dem Kopfe preußisch, aber dereinst hofft er es auch mit dem
Herzen zu werden, denn er "glaubt an Preußens Beruf und Perfectibilitcit." Den
Kopenhagener Agitatoren, die auf die Zerstückelung Schleswigs hinarbeiten, versetzt
er gar scharfe Kreuz- und Querhiebe und seinen Landsleuten an der Grenze zeigt
er, daß wer ihnen den Anschluß an Dänemark empfiehlt, ihnen die Thorheit zumuthe,
sich auf ein in jeder (auch in kirchlicher) Beziehung sinkendes Schiff zu retten. An
mehreren Stellen des wohlgemeinten Schriftchens bricht ein gesunder Humor durch.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Verlag von F. Herbig. -- Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

Form der Unterwerfung kommt darum Alles an, sie ist eine
Hauptsache." (8i la SuMiou ac la, Lourlanäe est volnntg.ire et vierte
Sans conäition xar la Noblesse eile mLme, la cour ac ?russe ne pourra
äeirmnäer auouu aecsuivalent a 1a Russie: uiusi ig. forme est loi essentielle.)

„Auf diese politische Erwägung war die Kaiserin vollständig eingegangen,
aber sie vermied es, öffentlich irgend welches Gewicht auf dieselbe zu legen.
Graf Subow war mit der Regelung dieser Angelegenheit betraut, die er durch
Markow betrieb, wahrend Pachter den Auftrag hatte, gleichzeitig mit Howen
zu verhandeln und diesen im Geheimen zu überwachen.

„Indessen wurde der Herzog von der Kaiserin mit vieler Auszeichnung
empfangen; ebenso verfuhr der Thronfolger Großfürst Paul, indem er den
Herzog zum Diner einlud und sich nach der Tafel eine Stunde lang mit ihm
insgeheim unterhielt. Als der Herzog nach Hause kam. war er sehr zufrieden,
ließ mich kommen, rief mich in sein Cabinet und sagte, daß er mir zu dem
günstigen Eindruck Glück wünschen könne, den ich auf S. K. H. gemacht.
„Ich gratulire Ihnen", hatte der Großfürst dem Herzog gesagt, „daß Sie
einen Mann wie den Baron H. um sich haben, und rathe Ihnen, in Allem
seinen Vorschlägen zu folgen. ' Er verbindet mit reinem Eifer die Umsicht,
mit welcher vorgegangen werden muß, damit Ew. Hoheit aus der schwierigen
Lage befreit werden, in welche Sie gerathen sind."




Literatur.

Ein bischen G eschichtc von einem Schleswig-Holsteincr. Leipzig, Ed. Schmidt. 1869.

„Dybbolpostcu", ein dänisches Organ im Herzogthum Schleswig, predigt heute
noch, als wäre nichts vorgefallen, das Evangelium des Eidcrdäncnthums und sucht
damit die Bewohner von Alsen und Sundcwitt für den Art. V. des Prager Friedens
zu entflammen. Der „Schleswig-Holsteiner", ein wackerer Pastor, wie es scheint,
erhebt sich daher, um seinerseits „von alten Dingen zu reden." Kurz und bündig
zerreißt er das bekannte cidcrdänische Lügengewebe und wendet sich gleich darauf zur
Gegenwart. Seine Pietät für das Andenken des verstorbenen Herzogs v. Augusten-
burg hindert ihn nicht, ein großes Deutschland einem nordalbingischen Kleinstaat vor¬
zuziehen. Er hat an gewissen Berliner Büreaukraten sehr wenig Gefallen und ist
vor der Hand nur mit dem Kopfe preußisch, aber dereinst hofft er es auch mit dem
Herzen zu werden, denn er „glaubt an Preußens Beruf und Perfectibilitcit." Den
Kopenhagener Agitatoren, die auf die Zerstückelung Schleswigs hinarbeiten, versetzt
er gar scharfe Kreuz- und Querhiebe und seinen Landsleuten an der Grenze zeigt
er, daß wer ihnen den Anschluß an Dänemark empfiehlt, ihnen die Thorheit zumuthe,
sich auf ein in jeder (auch in kirchlicher) Beziehung sinkendes Schiff zu retten. An
mehreren Stellen des wohlgemeinten Schriftchens bricht ein gesunder Humor durch.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Verlag von F. Herbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.
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[0048] Form der Unterwerfung kommt darum Alles an, sie ist eine Hauptsache." (8i la SuMiou ac la, Lourlanäe est volnntg.ire et vierte Sans conäition xar la Noblesse eile mLme, la cour ac ?russe ne pourra äeirmnäer auouu aecsuivalent a 1a Russie: uiusi ig. forme est loi essentielle.) „Auf diese politische Erwägung war die Kaiserin vollständig eingegangen, aber sie vermied es, öffentlich irgend welches Gewicht auf dieselbe zu legen. Graf Subow war mit der Regelung dieser Angelegenheit betraut, die er durch Markow betrieb, wahrend Pachter den Auftrag hatte, gleichzeitig mit Howen zu verhandeln und diesen im Geheimen zu überwachen. „Indessen wurde der Herzog von der Kaiserin mit vieler Auszeichnung empfangen; ebenso verfuhr der Thronfolger Großfürst Paul, indem er den Herzog zum Diner einlud und sich nach der Tafel eine Stunde lang mit ihm insgeheim unterhielt. Als der Herzog nach Hause kam. war er sehr zufrieden, ließ mich kommen, rief mich in sein Cabinet und sagte, daß er mir zu dem günstigen Eindruck Glück wünschen könne, den ich auf S. K. H. gemacht. „Ich gratulire Ihnen", hatte der Großfürst dem Herzog gesagt, „daß Sie einen Mann wie den Baron H. um sich haben, und rathe Ihnen, in Allem seinen Vorschlägen zu folgen. ' Er verbindet mit reinem Eifer die Umsicht, mit welcher vorgegangen werden muß, damit Ew. Hoheit aus der schwierigen Lage befreit werden, in welche Sie gerathen sind." Literatur. Ein bischen G eschichtc von einem Schleswig-Holsteincr. Leipzig, Ed. Schmidt. 1869. „Dybbolpostcu", ein dänisches Organ im Herzogthum Schleswig, predigt heute noch, als wäre nichts vorgefallen, das Evangelium des Eidcrdäncnthums und sucht damit die Bewohner von Alsen und Sundcwitt für den Art. V. des Prager Friedens zu entflammen. Der „Schleswig-Holsteiner", ein wackerer Pastor, wie es scheint, erhebt sich daher, um seinerseits „von alten Dingen zu reden." Kurz und bündig zerreißt er das bekannte cidcrdänische Lügengewebe und wendet sich gleich darauf zur Gegenwart. Seine Pietät für das Andenken des verstorbenen Herzogs v. Augusten- burg hindert ihn nicht, ein großes Deutschland einem nordalbingischen Kleinstaat vor¬ zuziehen. Er hat an gewissen Berliner Büreaukraten sehr wenig Gefallen und ist vor der Hand nur mit dem Kopfe preußisch, aber dereinst hofft er es auch mit dem Herzen zu werden, denn er „glaubt an Preußens Beruf und Perfectibilitcit." Den Kopenhagener Agitatoren, die auf die Zerstückelung Schleswigs hinarbeiten, versetzt er gar scharfe Kreuz- und Querhiebe und seinen Landsleuten an der Grenze zeigt er, daß wer ihnen den Anschluß an Dänemark empfiehlt, ihnen die Thorheit zumuthe, sich auf ein in jeder (auch in kirchlicher) Beziehung sinkendes Schiff zu retten. An mehreren Stellen des wohlgemeinten Schriftchens bricht ein gesunder Humor durch. Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt. Verlag von F. Herbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/48>, abgerufen am 28.04.2024.