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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Vorrede zeigt. Und so hat er seine Absicht, das vielfach zerstreute Matertal
für alles, was Sicilien betrifft, zusammenzufassen und dadurch eine Grund¬
lage für weitere Studien zu schaffen, wohl erreicht, ja so zu sagen einen
tdssaurus oirmium auticiuitatum Lieiliae gesammelt. Hieran anknüpfend er¬
lauben wir uns die Bemerkung, daß vielleicht die Anordnung lichtvoller
hätte sein können, damit die Darstellung der Entwickelung, auf welche der
Titel: Geschichte Siciliens, uns anweist, auch äußerlich mehr zur Geltung ge¬
kommen wäre. Es hätte sich empfohlen, besonders durch die griechische Zeit
hindurch, die speciell geschichtliche Reihe der Ereignisse hintereinander zu neh¬
men, anstatt diesen Fluß dreimal durch die Besprechung von Kunst und
Literatur, Religion und Philosophie zu unterbrechen, so sehr auch gerade bei
den Griechen Alles zusammenhängt und von einem Geiste getragen wird.
Auch war es z. B. nicht nöthig, daß in dem fünften Capitel Religions-
Philosophie zuerst so weitläufig von Pythagoras gesprochen wurde, über
dessen Einfluß auf Sicilien nichts feststeht, und daß dann noch in diese
Episode eine andere über die großgriechische Geographie eingeschoben wurde.
Doch soll dieses Uebermaß von Fleiß, das schon durch eine Aenderung des
Titels entschuldigt würde, wahrlich nicht den Werth des Buches beeinträch¬
tigen, wir wünschen vielmehr mit dem Verfasser, daß das größere PublicuM
ein sehr berechtigtes Interesse daran nehme und daß, wer die schöne Insel
zu besuchen denkt, das Buch zum Reisebegleiter erwähle.


I. Sg.


Angedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen.

Das öffentliche Interesse ist in den letzten Monaten vielfach, sogar von
der Tribüne des Reichstages auf die geschäftlichen Beziehungen zwischen
Schriftsteller und Verleger gelenkt worden. Dies Bl. nimmt daraus Ver¬
anlassung, bisher ungedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen
mitzutheilen und dabei an den Verkehr unserer großen Dichter mit ihren
Buchhändlern zu erinnern. Die folgenden Briefe enthalten meist geschäft¬
liche Notizen, aber sie geben darin ein deutliches Bild von der Enge des
damaligen Bücherverkehrs und den Bedrängnissen eines deutschen Schrift¬
stellers. Es ist nicht die glänzende Seite eines Dichterlebens, welche dadurch
ans Licht gestellt wird, doch gehört auch sie zum Bilde. -- Seit den letzten
Regierungsjahren Friedrich des Großen regte sich in der Nation erhöhte
Unternehmungslust, eine Menge Geschäfte wurden neu gegründet, in den


Vorrede zeigt. Und so hat er seine Absicht, das vielfach zerstreute Matertal
für alles, was Sicilien betrifft, zusammenzufassen und dadurch eine Grund¬
lage für weitere Studien zu schaffen, wohl erreicht, ja so zu sagen einen
tdssaurus oirmium auticiuitatum Lieiliae gesammelt. Hieran anknüpfend er¬
lauben wir uns die Bemerkung, daß vielleicht die Anordnung lichtvoller
hätte sein können, damit die Darstellung der Entwickelung, auf welche der
Titel: Geschichte Siciliens, uns anweist, auch äußerlich mehr zur Geltung ge¬
kommen wäre. Es hätte sich empfohlen, besonders durch die griechische Zeit
hindurch, die speciell geschichtliche Reihe der Ereignisse hintereinander zu neh¬
men, anstatt diesen Fluß dreimal durch die Besprechung von Kunst und
Literatur, Religion und Philosophie zu unterbrechen, so sehr auch gerade bei
den Griechen Alles zusammenhängt und von einem Geiste getragen wird.
Auch war es z. B. nicht nöthig, daß in dem fünften Capitel Religions-
Philosophie zuerst so weitläufig von Pythagoras gesprochen wurde, über
dessen Einfluß auf Sicilien nichts feststeht, und daß dann noch in diese
Episode eine andere über die großgriechische Geographie eingeschoben wurde.
Doch soll dieses Uebermaß von Fleiß, das schon durch eine Aenderung des
Titels entschuldigt würde, wahrlich nicht den Werth des Buches beeinträch¬
tigen, wir wünschen vielmehr mit dem Verfasser, daß das größere PublicuM
ein sehr berechtigtes Interesse daran nehme und daß, wer die schöne Insel
zu besuchen denkt, das Buch zum Reisebegleiter erwähle.


I. Sg.


Angedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen.

Das öffentliche Interesse ist in den letzten Monaten vielfach, sogar von
der Tribüne des Reichstages auf die geschäftlichen Beziehungen zwischen
Schriftsteller und Verleger gelenkt worden. Dies Bl. nimmt daraus Ver¬
anlassung, bisher ungedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen
mitzutheilen und dabei an den Verkehr unserer großen Dichter mit ihren
Buchhändlern zu erinnern. Die folgenden Briefe enthalten meist geschäft¬
liche Notizen, aber sie geben darin ein deutliches Bild von der Enge des
damaligen Bücherverkehrs und den Bedrängnissen eines deutschen Schrift¬
stellers. Es ist nicht die glänzende Seite eines Dichterlebens, welche dadurch
ans Licht gestellt wird, doch gehört auch sie zum Bilde. — Seit den letzten
Regierungsjahren Friedrich des Großen regte sich in der Nation erhöhte
Unternehmungslust, eine Menge Geschäfte wurden neu gegründet, in den


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[0376] Vorrede zeigt. Und so hat er seine Absicht, das vielfach zerstreute Matertal für alles, was Sicilien betrifft, zusammenzufassen und dadurch eine Grund¬ lage für weitere Studien zu schaffen, wohl erreicht, ja so zu sagen einen tdssaurus oirmium auticiuitatum Lieiliae gesammelt. Hieran anknüpfend er¬ lauben wir uns die Bemerkung, daß vielleicht die Anordnung lichtvoller hätte sein können, damit die Darstellung der Entwickelung, auf welche der Titel: Geschichte Siciliens, uns anweist, auch äußerlich mehr zur Geltung ge¬ kommen wäre. Es hätte sich empfohlen, besonders durch die griechische Zeit hindurch, die speciell geschichtliche Reihe der Ereignisse hintereinander zu neh¬ men, anstatt diesen Fluß dreimal durch die Besprechung von Kunst und Literatur, Religion und Philosophie zu unterbrechen, so sehr auch gerade bei den Griechen Alles zusammenhängt und von einem Geiste getragen wird. Auch war es z. B. nicht nöthig, daß in dem fünften Capitel Religions- Philosophie zuerst so weitläufig von Pythagoras gesprochen wurde, über dessen Einfluß auf Sicilien nichts feststeht, und daß dann noch in diese Episode eine andere über die großgriechische Geographie eingeschoben wurde. Doch soll dieses Uebermaß von Fleiß, das schon durch eine Aenderung des Titels entschuldigt würde, wahrlich nicht den Werth des Buches beeinträch¬ tigen, wir wünschen vielmehr mit dem Verfasser, daß das größere PublicuM ein sehr berechtigtes Interesse daran nehme und daß, wer die schöne Insel zu besuchen denkt, das Buch zum Reisebegleiter erwähle. I. Sg. Angedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen. Das öffentliche Interesse ist in den letzten Monaten vielfach, sogar von der Tribüne des Reichstages auf die geschäftlichen Beziehungen zwischen Schriftsteller und Verleger gelenkt worden. Dies Bl. nimmt daraus Ver¬ anlassung, bisher ungedruckte Briefe Schiller's an seinen Verleger Göschen mitzutheilen und dabei an den Verkehr unserer großen Dichter mit ihren Buchhändlern zu erinnern. Die folgenden Briefe enthalten meist geschäft¬ liche Notizen, aber sie geben darin ein deutliches Bild von der Enge des damaligen Bücherverkehrs und den Bedrängnissen eines deutschen Schrift¬ stellers. Es ist nicht die glänzende Seite eines Dichterlebens, welche dadurch ans Licht gestellt wird, doch gehört auch sie zum Bilde. — Seit den letzten Regierungsjahren Friedrich des Großen regte sich in der Nation erhöhte Unternehmungslust, eine Menge Geschäfte wurden neu gegründet, in den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/376>, abgerufen am 04.05.2024.