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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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11.

Jena, den 12. Jenner 91. --Mine Reise, dieM) während der Weih¬
nachtsferien nach Erfurt gemacht habe und ein Catarrhfieber, das mich dort
befiel und einige Tage bettlägerig gemacht hat, ist Schuld liebster Freund,
daß Sie meinen und meiner Lotte Dank für Ihr schönes schönes Geschenk
erst so spät erhalten. Eine unbeschreibliche Freude haben Sie meiner Frau
und mir damit gemacht; meine Lotte ist voll Ungeduld, es Ihnen mündlich
Zu sagen. Der Termin ist jetzt um. liebster Freund, und Sie können alle
Tage kommen. Mich verlangt sehnlich Sie zu sehen. Vielleicht geht's bey
diesem gelinden Wetter an, daß ihre Jelde ankommt. Eine Zerstreuung
find Sie sich schuldig. Schieben Sie es nicht länger hinaus.

Ich schreibe nichts von Geschäften, weil ich darauf zähle, Ihnen mit
nächstem alles mündlich sagen zu können. Nur noch das einzige: wenn Sie
für diese Ostern ein Heft der Thalia wollen, so geben Sie mir und Mäuler
Nachricht. Ich kann Manuskript in Druck geben.


Adieu mein theurer Freund. Ihr ewig ergebener
Schiller. .
12.

Jena, den 28. Jenner 91. -- Sie waren vorige Ostern so gütig liebster
Freund mir auf den historischen Calender Vorschuß zu thun. -- Werden Sie
dieses Jahr die nehmliche Gefälligkeit für mich haben? Im Vertrauen auf
Ihre Güte habe ich einen Wechsel von 60 Seel. Louisdors auf Sie gezogen,
den man Ihnen dieser Tage präsentiren wird. Er ist aus die Ostermesse 1791
Zahlbar, seyen Sie so gütig ihn zu acceptiren und nehmen mir meine Frei¬
heit nicht übel. Die Zahlung geschieht wie bisher an Gabriel Ulmann aus
Weimar.

Für heute sonst nichts liebster Freund. Das sind nach 17 Tagen die
ersten Zeilen von meiner Hand, denn erst langsam fange ich an, mich von
einer hitzigen Brustkrankheit zu erhöhten, die mich dem Tode nahegeführt hat.
Im nächsten Posttag hoffe ich Ihnen das Weitere schreiben zu können. Leben
Sie recht wohl.

Ewig Ihr Schiller.
13.

Rudolstadt, den 19. Juni 1791. -- Schiller wünscht, daß ich Ihnen
werther Freund, diesen Brief mittheilen soll. Schon mehrere seiner Freunde
äußerten den Wunsch den auch Wieland hat. Und nun da es sich mit sei¬
ner Krankheit nicht so schnell ändern will als er hofft, und als wir alle so
herzlich es wünschen; da sie so hartnäckig zu sein scheint, und wenn er zu¬
weilen ganz frey davon ist die Zufälle so schnell wiederkommen, so glaubt
er nicht, daß es wahrscheinlich ist. daß er so viel von der Geschichte des


Grenzboten it. 1870, 48
11.

Jena, den 12. Jenner 91. —Mine Reise, dieM) während der Weih¬
nachtsferien nach Erfurt gemacht habe und ein Catarrhfieber, das mich dort
befiel und einige Tage bettlägerig gemacht hat, ist Schuld liebster Freund,
daß Sie meinen und meiner Lotte Dank für Ihr schönes schönes Geschenk
erst so spät erhalten. Eine unbeschreibliche Freude haben Sie meiner Frau
und mir damit gemacht; meine Lotte ist voll Ungeduld, es Ihnen mündlich
Zu sagen. Der Termin ist jetzt um. liebster Freund, und Sie können alle
Tage kommen. Mich verlangt sehnlich Sie zu sehen. Vielleicht geht's bey
diesem gelinden Wetter an, daß ihre Jelde ankommt. Eine Zerstreuung
find Sie sich schuldig. Schieben Sie es nicht länger hinaus.

Ich schreibe nichts von Geschäften, weil ich darauf zähle, Ihnen mit
nächstem alles mündlich sagen zu können. Nur noch das einzige: wenn Sie
für diese Ostern ein Heft der Thalia wollen, so geben Sie mir und Mäuler
Nachricht. Ich kann Manuskript in Druck geben.


Adieu mein theurer Freund. Ihr ewig ergebener
Schiller. .
12.

Jena, den 28. Jenner 91. — Sie waren vorige Ostern so gütig liebster
Freund mir auf den historischen Calender Vorschuß zu thun. — Werden Sie
dieses Jahr die nehmliche Gefälligkeit für mich haben? Im Vertrauen auf
Ihre Güte habe ich einen Wechsel von 60 Seel. Louisdors auf Sie gezogen,
den man Ihnen dieser Tage präsentiren wird. Er ist aus die Ostermesse 1791
Zahlbar, seyen Sie so gütig ihn zu acceptiren und nehmen mir meine Frei¬
heit nicht übel. Die Zahlung geschieht wie bisher an Gabriel Ulmann aus
Weimar.

Für heute sonst nichts liebster Freund. Das sind nach 17 Tagen die
ersten Zeilen von meiner Hand, denn erst langsam fange ich an, mich von
einer hitzigen Brustkrankheit zu erhöhten, die mich dem Tode nahegeführt hat.
Im nächsten Posttag hoffe ich Ihnen das Weitere schreiben zu können. Leben
Sie recht wohl.

Ewig Ihr Schiller.
13.

Rudolstadt, den 19. Juni 1791. — Schiller wünscht, daß ich Ihnen
werther Freund, diesen Brief mittheilen soll. Schon mehrere seiner Freunde
äußerten den Wunsch den auch Wieland hat. Und nun da es sich mit sei¬
ner Krankheit nicht so schnell ändern will als er hofft, und als wir alle so
herzlich es wünschen; da sie so hartnäckig zu sein scheint, und wenn er zu¬
weilen ganz frey davon ist die Zufälle so schnell wiederkommen, so glaubt
er nicht, daß es wahrscheinlich ist. daß er so viel von der Geschichte des


Grenzboten it. 1870, 48
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/383>, abgerufen am 04.05.2024.