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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Michaelis 800 Thlr. zu schicken oder zu asstgniren. Soviel habe ich nach ge¬
haltener Berechnung nöthig, mich leidlich zu arrangiren. Ich weiß wohl, daß
mir von dem diesjährigen Calenderhonorar kaum die Hälfte gebührt und
daß ich durch diese vielen Vorschüsse sehr tief bei Ihnen in die Kreide komme, aber
Sie erlaubten mir, mich ohne Umstände an Sie zu wenden und Sie werden
mir's eben so aufrichtig sagen, wenn diese Summe Ihnen zu groß ist.
Vielleicht helfen mir der neue Carlos, der Geisterseher und die neuen Thalias.
doch vor Ostern mit Ihnen quitt zu werden.

Die herzlichsten Grüße von meiner Frau, die sich mit Freuden an die
Zeit unseres Beysammenseyns erinnert. Ob wir sobald Leipzig und Dresden
sehen werden, weiß ich jetzt noch nicht, sowie überhaupt die nächste Zukunft
wir noch ganz ein Geheimniß ist. Noch ists unentschieden, wo ich diesen
Winter zubringen werde, aber es kann sein, daß mich die Umstände begün-
Agen. mein Schicksal nächstens auf einen bestimmten und dauerhaftern Fuß
zu setzen. Viele Grüße von uns beiden an Ihre liebe Jelde.


Schiller. Ewig der Ihrige
17.

Erfurt, den 22. September 91. -- Ich habe Sie lange warten lassen
liebster Freund, aber ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schwer mir eine
zusammenhängende Arbeit geworden ist. Gegen diese 10 oder 12 Blatt und
die 10 die ich Ihnen noch liefere ist der vorige Calender ein Kinderspiel ge¬
wesen. Auf den Sonntag schicke ich wieder 6 Blatt ab. und alsdann mit
der nächsten Post den Rest. In allem werden Sie nicht über 20 oder
22 Blatt von mir erhalten können. Schreiben Sie mir doch wie's mit
Wieland, Körnern und Huber ist. und ob diese die Setzer in Arbeit ge-
setzt haben.

Künftige Woche gehe ich nach Jena zurück und werde Ihnen von da
aus weiter schreiben. Meine Lotte empfiehlt sich Ihnen und Ihrer lieben
Frau aufs beßte. Der Ihrige von ganzem Herzen


Schiller.
18.

lOhne OrtZ d. 29. September 91. -- Liebster Freund. -- Hier wieder einige
Hefte, daß der Setzer nicht ohne Athen ist. Sechs Blatt erhalten Sie Montag
früh. Schreiben Sie mir nur in ein paar Worten, ob ich noch einige Post-
tage so fortmachen darf, oder ob Ihnen daran ligt, daß ich schließe? Leidet
es meine Gesundheit, so setze ich diese Arbeit noch 8 Tage lang fort, und
Sie erhalten 2--3 gedruckte Bogen mehr; die Materialien liegen mir längst
da und ich brauche blos sie in Ordnung zu bringen. Sie hätten dann
8 Bogen, und ich könnte die Geschichte bey einem interessanten Vorfall, beym


Michaelis 800 Thlr. zu schicken oder zu asstgniren. Soviel habe ich nach ge¬
haltener Berechnung nöthig, mich leidlich zu arrangiren. Ich weiß wohl, daß
mir von dem diesjährigen Calenderhonorar kaum die Hälfte gebührt und
daß ich durch diese vielen Vorschüsse sehr tief bei Ihnen in die Kreide komme, aber
Sie erlaubten mir, mich ohne Umstände an Sie zu wenden und Sie werden
mir's eben so aufrichtig sagen, wenn diese Summe Ihnen zu groß ist.
Vielleicht helfen mir der neue Carlos, der Geisterseher und die neuen Thalias.
doch vor Ostern mit Ihnen quitt zu werden.

Die herzlichsten Grüße von meiner Frau, die sich mit Freuden an die
Zeit unseres Beysammenseyns erinnert. Ob wir sobald Leipzig und Dresden
sehen werden, weiß ich jetzt noch nicht, sowie überhaupt die nächste Zukunft
wir noch ganz ein Geheimniß ist. Noch ists unentschieden, wo ich diesen
Winter zubringen werde, aber es kann sein, daß mich die Umstände begün-
Agen. mein Schicksal nächstens auf einen bestimmten und dauerhaftern Fuß
zu setzen. Viele Grüße von uns beiden an Ihre liebe Jelde.


Schiller. Ewig der Ihrige
17.

Erfurt, den 22. September 91. — Ich habe Sie lange warten lassen
liebster Freund, aber ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schwer mir eine
zusammenhängende Arbeit geworden ist. Gegen diese 10 oder 12 Blatt und
die 10 die ich Ihnen noch liefere ist der vorige Calender ein Kinderspiel ge¬
wesen. Auf den Sonntag schicke ich wieder 6 Blatt ab. und alsdann mit
der nächsten Post den Rest. In allem werden Sie nicht über 20 oder
22 Blatt von mir erhalten können. Schreiben Sie mir doch wie's mit
Wieland, Körnern und Huber ist. und ob diese die Setzer in Arbeit ge-
setzt haben.

Künftige Woche gehe ich nach Jena zurück und werde Ihnen von da
aus weiter schreiben. Meine Lotte empfiehlt sich Ihnen und Ihrer lieben
Frau aufs beßte. Der Ihrige von ganzem Herzen


Schiller.
18.

lOhne OrtZ d. 29. September 91. — Liebster Freund. — Hier wieder einige
Hefte, daß der Setzer nicht ohne Athen ist. Sechs Blatt erhalten Sie Montag
früh. Schreiben Sie mir nur in ein paar Worten, ob ich noch einige Post-
tage so fortmachen darf, oder ob Ihnen daran ligt, daß ich schließe? Leidet
es meine Gesundheit, so setze ich diese Arbeit noch 8 Tage lang fort, und
Sie erhalten 2—3 gedruckte Bogen mehr; die Materialien liegen mir längst
da und ich brauche blos sie in Ordnung zu bringen. Sie hätten dann
8 Bogen, und ich könnte die Geschichte bey einem interessanten Vorfall, beym


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/387>, abgerufen am 03.05.2024.