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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.

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der allgemeinen Meinung gebilligt wird, der Nachwelt den Antheil und die Rolle
eines Jeden bei dem Bombardement der Stadt verkünde.

Man wird da lesen von dem Heldenmut!) der Straßburger Bevölkerung, von
der unbezwinglichen Standhaftigkeit unserer Soldaten, von den seigen Grausamkeiten
des belagernden Heeres und von der ewigen Schmach, die sich an den Namen des
preußischen Generals heftet, einen Namen, mit dem sich von nun an die Erinne¬
rung an das widerwärtigste Attentat gegen Menschlichkeit und Gesittung verbindet.

Empfangen Sie u. s. w.


Der Minister des öffentlichen Unterrichts
I. Braine.

Herr Zeller hat sich mit seinen wirklich recht praktischen Vorschlägen an
die falsche Stelle gewendet. Die Wiedergabe der Correspondenz in d. Bl.,
so viele Ueberwindung sie dem deutschen Sinne kostet, wird beitragen, dem
Fehler abzuhelfen. "Zählen Sie auf Deutschland, Magnificenz!"




Wie französische Äricgssiotte.

Wie alle modernen Kriegsflotten besteht auch die französische aus vier
verschiedenen Kategorien von Fahrzeugen: aus Segelschiffen, aus Raddampfern,
aus ungepanzerten Schraubenschiffen und aus Panzerschiffen.

Von den Segelschiffen, soweit sie noch vorhanden und in Gebrauch
sind -- etwa ein Dutzend Linienschiffe, Fregatten, Corvetten -- stammen die
größeren sämmtlich aus der Zeit vor Einführung der Schraubenlinienschiffe,
und ihre Zahl nimmt sehr rasch ab, indem jährlich ein großer Theil als
dienstuntüchtig ausrangirt wird. Sie sind bei den heutigen Verhältnissen
des Seekrieges nur für den Hafendienst, als Kasernenschiffe, Kohlendepots,
Hospitalschiffe u. f. w. zu verwenden und werden in den nächsten Jahren
ganz verschwunden sein. Nur von den kleineren Segelschiffen erhalten sich
noch weiter die Briggs, welche als Schulschiffe für die Schiffsjungen ebenso
verwandt werden wie die Trainingbrigs in England, und wie "Rover"
und "Moskito" in unsrer Norddeutschen Flotte. Für den Krieg verwendbar
ist aber keins dieser Segelschiffe, da ihre Bewegungsfähigkeit zu sehr vom
Winde abhängt, und sie werden daher in Frankreich offiziell sammt'
lich zur "alten Flotte" gerechnet, die für den Krieg nicht in Betracht zu
ziehen ist.

Auch die zweite Klasse, die der Raddampfer, nimmt in ihrer Stärke
allmählich ab, obwohl nicht in dem Verhältniß wie die Segelflotte. Allerdings
sind größere Raddampfer schon seit längerer Zeit nicht mehr gebaut worden,


der allgemeinen Meinung gebilligt wird, der Nachwelt den Antheil und die Rolle
eines Jeden bei dem Bombardement der Stadt verkünde.

Man wird da lesen von dem Heldenmut!) der Straßburger Bevölkerung, von
der unbezwinglichen Standhaftigkeit unserer Soldaten, von den seigen Grausamkeiten
des belagernden Heeres und von der ewigen Schmach, die sich an den Namen des
preußischen Generals heftet, einen Namen, mit dem sich von nun an die Erinne¬
rung an das widerwärtigste Attentat gegen Menschlichkeit und Gesittung verbindet.

Empfangen Sie u. s. w.


Der Minister des öffentlichen Unterrichts
I. Braine.

Herr Zeller hat sich mit seinen wirklich recht praktischen Vorschlägen an
die falsche Stelle gewendet. Die Wiedergabe der Correspondenz in d. Bl.,
so viele Ueberwindung sie dem deutschen Sinne kostet, wird beitragen, dem
Fehler abzuhelfen. „Zählen Sie auf Deutschland, Magnificenz!"




Wie französische Äricgssiotte.

Wie alle modernen Kriegsflotten besteht auch die französische aus vier
verschiedenen Kategorien von Fahrzeugen: aus Segelschiffen, aus Raddampfern,
aus ungepanzerten Schraubenschiffen und aus Panzerschiffen.

Von den Segelschiffen, soweit sie noch vorhanden und in Gebrauch
sind — etwa ein Dutzend Linienschiffe, Fregatten, Corvetten — stammen die
größeren sämmtlich aus der Zeit vor Einführung der Schraubenlinienschiffe,
und ihre Zahl nimmt sehr rasch ab, indem jährlich ein großer Theil als
dienstuntüchtig ausrangirt wird. Sie sind bei den heutigen Verhältnissen
des Seekrieges nur für den Hafendienst, als Kasernenschiffe, Kohlendepots,
Hospitalschiffe u. f. w. zu verwenden und werden in den nächsten Jahren
ganz verschwunden sein. Nur von den kleineren Segelschiffen erhalten sich
noch weiter die Briggs, welche als Schulschiffe für die Schiffsjungen ebenso
verwandt werden wie die Trainingbrigs in England, und wie „Rover"
und „Moskito" in unsrer Norddeutschen Flotte. Für den Krieg verwendbar
ist aber keins dieser Segelschiffe, da ihre Bewegungsfähigkeit zu sehr vom
Winde abhängt, und sie werden daher in Frankreich offiziell sammt'
lich zur „alten Flotte" gerechnet, die für den Krieg nicht in Betracht zu
ziehen ist.

Auch die zweite Klasse, die der Raddampfer, nimmt in ihrer Stärke
allmählich ab, obwohl nicht in dem Verhältniß wie die Segelflotte. Allerdings
sind größere Raddampfer schon seit längerer Zeit nicht mehr gebaut worden,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124151/500>, abgerufen am 06.05.2024.