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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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wiederholt Verbandtage der einzelnen Vereine gehalten worden, auf denen
dieser Mangel zur Sprache kam. In letzter Zeit sind vom Mittelrhein nach
Berlin, wo dies Bedürfniß auch längst empfunden worden ist, Anfragen ge¬
langt, ob man nicht mit der Gründung eines Organs vorgehen wolle, welches
einen Mittelpunkt für die gesammten Interessen des freiwilligen deutschen Bil¬
dungswesens böte. Und allerdings ist dasselbe soweit erstarkt, daß dieser Schritt
in die Oeffentlichkeit für das weitere Gedeihen der Sache unverzüglich geboten
ist. Nicht zu unterschätzen ist dabei die nationale Seite des Unternehmens.
Denn ein solches Blatt, richtig geleitet, konnte ein Band werden, welches auch
die in den fremden Erdtheilen ansässigen Deutschen, die in der letzten Zeit
ihre Anhänglichkeit an das Mutterland so thatkräftig bewährt haben, in
festem Zusammenhange mit der deutschen Cultur hielte, und ihnen auch dort
Einrichtungen herstellen helfen, durch welche sie sich an deutscher Bildung und
Wissenschaft nähren könnten. Es vermöchte ein Culturblatt zu werden, das
soweit als die deutsche Zunge reicht, segensreich wirken müßte.

Man hat uns oft in früheren Jahren auseinandergesetzt, welch'ein Segen
für die deutsche Bildung, in der politischen Zerrissenheit Deutschlands läge;
Wir haben sie überwunden, wir wissen, daß der hauptsächlichste Fluch der
Kleinstaaterei die verkümmerte Volksseele war, es kommt jetzt darauf an, sie
zu erheben und für das neue Leben geschickt und frisch zu machen. Der große
Friedrich verordnete in seinem General-Landschul-Reglement, das dem Huberts¬
burger Frieden auf dem Fuße folgte, daß der Schulmeister sonntäglich mit
allen unverheiratheten Personen des Dorfes eine Wiederholungsstunde in der
Schule halten solle (§ 6.). Was würde dieser Fürst nach dem Pariser Frieden
im Jahre 1871 für Vorkehrungen im Interesse der öffentlichen Volksbildung
treffen? --


Franz Leibing.


Z)le mosaicirte Warienflatue zu Aarienöurg und deren
Aestauration.

In der äußern Mauernische des Polygonen Ostabschlusses der Marien¬
kirche im Ordenshaupthause Marienburg in Preußen steht eine kolossale Statue
der Maria mit dem Christuskinde, durch Krone und Scepter als Himmels¬
königin bezeichnet, der Schutzheiligen des Deutschen Ordens, des nach ihr be¬
nannten Ordenshauses und speciell der schönen Kirche in demselben. Dieselbe
ist etwa 25 Fuß hoch, also wohl die größte Statue des ganzen Mittelal-


wiederholt Verbandtage der einzelnen Vereine gehalten worden, auf denen
dieser Mangel zur Sprache kam. In letzter Zeit sind vom Mittelrhein nach
Berlin, wo dies Bedürfniß auch längst empfunden worden ist, Anfragen ge¬
langt, ob man nicht mit der Gründung eines Organs vorgehen wolle, welches
einen Mittelpunkt für die gesammten Interessen des freiwilligen deutschen Bil¬
dungswesens böte. Und allerdings ist dasselbe soweit erstarkt, daß dieser Schritt
in die Oeffentlichkeit für das weitere Gedeihen der Sache unverzüglich geboten
ist. Nicht zu unterschätzen ist dabei die nationale Seite des Unternehmens.
Denn ein solches Blatt, richtig geleitet, konnte ein Band werden, welches auch
die in den fremden Erdtheilen ansässigen Deutschen, die in der letzten Zeit
ihre Anhänglichkeit an das Mutterland so thatkräftig bewährt haben, in
festem Zusammenhange mit der deutschen Cultur hielte, und ihnen auch dort
Einrichtungen herstellen helfen, durch welche sie sich an deutscher Bildung und
Wissenschaft nähren könnten. Es vermöchte ein Culturblatt zu werden, das
soweit als die deutsche Zunge reicht, segensreich wirken müßte.

Man hat uns oft in früheren Jahren auseinandergesetzt, welch'ein Segen
für die deutsche Bildung, in der politischen Zerrissenheit Deutschlands läge;
Wir haben sie überwunden, wir wissen, daß der hauptsächlichste Fluch der
Kleinstaaterei die verkümmerte Volksseele war, es kommt jetzt darauf an, sie
zu erheben und für das neue Leben geschickt und frisch zu machen. Der große
Friedrich verordnete in seinem General-Landschul-Reglement, das dem Huberts¬
burger Frieden auf dem Fuße folgte, daß der Schulmeister sonntäglich mit
allen unverheiratheten Personen des Dorfes eine Wiederholungsstunde in der
Schule halten solle (§ 6.). Was würde dieser Fürst nach dem Pariser Frieden
im Jahre 1871 für Vorkehrungen im Interesse der öffentlichen Volksbildung
treffen? —


Franz Leibing.


Z)le mosaicirte Warienflatue zu Aarienöurg und deren
Aestauration.

In der äußern Mauernische des Polygonen Ostabschlusses der Marien¬
kirche im Ordenshaupthause Marienburg in Preußen steht eine kolossale Statue
der Maria mit dem Christuskinde, durch Krone und Scepter als Himmels¬
königin bezeichnet, der Schutzheiligen des Deutschen Ordens, des nach ihr be¬
nannten Ordenshauses und speciell der schönen Kirche in demselben. Dieselbe
ist etwa 25 Fuß hoch, also wohl die größte Statue des ganzen Mittelal-


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[0039] wiederholt Verbandtage der einzelnen Vereine gehalten worden, auf denen dieser Mangel zur Sprache kam. In letzter Zeit sind vom Mittelrhein nach Berlin, wo dies Bedürfniß auch längst empfunden worden ist, Anfragen ge¬ langt, ob man nicht mit der Gründung eines Organs vorgehen wolle, welches einen Mittelpunkt für die gesammten Interessen des freiwilligen deutschen Bil¬ dungswesens böte. Und allerdings ist dasselbe soweit erstarkt, daß dieser Schritt in die Oeffentlichkeit für das weitere Gedeihen der Sache unverzüglich geboten ist. Nicht zu unterschätzen ist dabei die nationale Seite des Unternehmens. Denn ein solches Blatt, richtig geleitet, konnte ein Band werden, welches auch die in den fremden Erdtheilen ansässigen Deutschen, die in der letzten Zeit ihre Anhänglichkeit an das Mutterland so thatkräftig bewährt haben, in festem Zusammenhange mit der deutschen Cultur hielte, und ihnen auch dort Einrichtungen herstellen helfen, durch welche sie sich an deutscher Bildung und Wissenschaft nähren könnten. Es vermöchte ein Culturblatt zu werden, das soweit als die deutsche Zunge reicht, segensreich wirken müßte. Man hat uns oft in früheren Jahren auseinandergesetzt, welch'ein Segen für die deutsche Bildung, in der politischen Zerrissenheit Deutschlands läge; Wir haben sie überwunden, wir wissen, daß der hauptsächlichste Fluch der Kleinstaaterei die verkümmerte Volksseele war, es kommt jetzt darauf an, sie zu erheben und für das neue Leben geschickt und frisch zu machen. Der große Friedrich verordnete in seinem General-Landschul-Reglement, das dem Huberts¬ burger Frieden auf dem Fuße folgte, daß der Schulmeister sonntäglich mit allen unverheiratheten Personen des Dorfes eine Wiederholungsstunde in der Schule halten solle (§ 6.). Was würde dieser Fürst nach dem Pariser Frieden im Jahre 1871 für Vorkehrungen im Interesse der öffentlichen Volksbildung treffen? — Franz Leibing. Z)le mosaicirte Warienflatue zu Aarienöurg und deren Aestauration. In der äußern Mauernische des Polygonen Ostabschlusses der Marien¬ kirche im Ordenshaupthause Marienburg in Preußen steht eine kolossale Statue der Maria mit dem Christuskinde, durch Krone und Scepter als Himmels¬ königin bezeichnet, der Schutzheiligen des Deutschen Ordens, des nach ihr be¬ nannten Ordenshauses und speciell der schönen Kirche in demselben. Dieselbe ist etwa 25 Fuß hoch, also wohl die größte Statue des ganzen Mittelal-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/39>, abgerufen am 05.05.2024.