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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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Feldzüge unseres Jahrhunderts der Welt dieselbe Goldfrucht zeitigen wie
einst die drei Siegeszuge der sächsischen Kaiser: einen halbtausendjäh¬
rigen Frieden mit Frankreich!




Ueber Karl Warm von Weber's Aper "Hberon".
Von Fr. Will). Jähns. (Schluß.)
Aufführungen.

Singende Personen der Oper sind: 1. Rezia, 2. Meermädchen: Soprane;
3. Fatime: Mezzo-Sopran; 4. Puck: Alt; S. Huon, 6. Oberon: Tenore; 7.
Scherasmin: Baryton; Chor: 2 Soprane, 2 Alte, 2 Tenore, 2 Bässe. --
Die erste aller Aufführungen fand statt am 12. April 1826 zu London auf
dem Coventgarden-Theater daselbst. Bei derselben wurden gesungen 1.
und 2. von Miß Paton und Miß Gownell; 3. von Mad. Vestris; 4. von
Miß Cawse; S. und 6. von Mr. Braham und Mr. Bland; 7. von Mr.
Fawcett.--W. war dazu am 16. Februar von Dresden über Paris
nach London gereist. Schon lange vor seiner dortigen Ankunft wurde diese,
als bevorstehend, durch die Presse verkündet. In Dover sah er sich von Sei¬
ten des Directors des Paßbureaus mit größter Auszeichnung bewillkommnet
und aller sonst persönlich zu beobachtenden Formalitäten überhoben. Am
S. März in London angekommen, wurde ihm schon Tags darauf ein glän¬
zender Empfang von Seiten des Publicums zu Theil. Bühne und Sänger,
für die er seinen Oberon schrieb, kennen zu lernen, besuchte er am Abend das
Theater. Am 7. meldet er darüber der Gattin: "-- Um 7 Uhr fuhren wir
nach Coventgarden, wo Robroy, eine Art Oper nach Walter Scott, gegeben
wurde. Ein prachtvoll decorirtes, nicht übermäßig großes Haus. Wie ich
so an den Logenrand trete, um es ordentlich zu besehen, ruft auf einmal
eine Stimme: ""Weber! Weber ist hier!""'und obgleich ich mich schnell
zurückzog, brach doch ein solches Jubeln, Applaudiren, Vivatrusen aus, das
gar kein Ende nehmen wollte, so, daß ich mich mehrere Male zeigen und
unterschiedliche Buckerle machen mußte. Nun wollten sie durchaus die Ouver¬
türe zum Freischütz haben :c. und jedesmal, wenn ich mich sehen ließ, ging
der Sturm los. Zum Glück begann die Ouvertüre des Robroy, und es
wurde nach und nach wieder Ruhe :c."--"Nun kann ich Dir auch freu¬
dig versichern, daß Du wegen Sänger und Orchester ruhig sein kannst. Miß


Feldzüge unseres Jahrhunderts der Welt dieselbe Goldfrucht zeitigen wie
einst die drei Siegeszuge der sächsischen Kaiser: einen halbtausendjäh¬
rigen Frieden mit Frankreich!




Ueber Karl Warm von Weber's Aper „Hberon".
Von Fr. Will). Jähns. (Schluß.)
Aufführungen.

Singende Personen der Oper sind: 1. Rezia, 2. Meermädchen: Soprane;
3. Fatime: Mezzo-Sopran; 4. Puck: Alt; S. Huon, 6. Oberon: Tenore; 7.
Scherasmin: Baryton; Chor: 2 Soprane, 2 Alte, 2 Tenore, 2 Bässe. —
Die erste aller Aufführungen fand statt am 12. April 1826 zu London auf
dem Coventgarden-Theater daselbst. Bei derselben wurden gesungen 1.
und 2. von Miß Paton und Miß Gownell; 3. von Mad. Vestris; 4. von
Miß Cawse; S. und 6. von Mr. Braham und Mr. Bland; 7. von Mr.
Fawcett.--W. war dazu am 16. Februar von Dresden über Paris
nach London gereist. Schon lange vor seiner dortigen Ankunft wurde diese,
als bevorstehend, durch die Presse verkündet. In Dover sah er sich von Sei¬
ten des Directors des Paßbureaus mit größter Auszeichnung bewillkommnet
und aller sonst persönlich zu beobachtenden Formalitäten überhoben. Am
S. März in London angekommen, wurde ihm schon Tags darauf ein glän¬
zender Empfang von Seiten des Publicums zu Theil. Bühne und Sänger,
für die er seinen Oberon schrieb, kennen zu lernen, besuchte er am Abend das
Theater. Am 7. meldet er darüber der Gattin: „— Um 7 Uhr fuhren wir
nach Coventgarden, wo Robroy, eine Art Oper nach Walter Scott, gegeben
wurde. Ein prachtvoll decorirtes, nicht übermäßig großes Haus. Wie ich
so an den Logenrand trete, um es ordentlich zu besehen, ruft auf einmal
eine Stimme: „„Weber! Weber ist hier!""'und obgleich ich mich schnell
zurückzog, brach doch ein solches Jubeln, Applaudiren, Vivatrusen aus, das
gar kein Ende nehmen wollte, so, daß ich mich mehrere Male zeigen und
unterschiedliche Buckerle machen mußte. Nun wollten sie durchaus die Ouver¬
türe zum Freischütz haben :c. und jedesmal, wenn ich mich sehen ließ, ging
der Sturm los. Zum Glück begann die Ouvertüre des Robroy, und es
wurde nach und nach wieder Ruhe :c."--„Nun kann ich Dir auch freu¬
dig versichern, daß Du wegen Sänger und Orchester ruhig sein kannst. Miß


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[0506] Feldzüge unseres Jahrhunderts der Welt dieselbe Goldfrucht zeitigen wie einst die drei Siegeszuge der sächsischen Kaiser: einen halbtausendjäh¬ rigen Frieden mit Frankreich! Ueber Karl Warm von Weber's Aper „Hberon". Von Fr. Will). Jähns. (Schluß.) Aufführungen. Singende Personen der Oper sind: 1. Rezia, 2. Meermädchen: Soprane; 3. Fatime: Mezzo-Sopran; 4. Puck: Alt; S. Huon, 6. Oberon: Tenore; 7. Scherasmin: Baryton; Chor: 2 Soprane, 2 Alte, 2 Tenore, 2 Bässe. — Die erste aller Aufführungen fand statt am 12. April 1826 zu London auf dem Coventgarden-Theater daselbst. Bei derselben wurden gesungen 1. und 2. von Miß Paton und Miß Gownell; 3. von Mad. Vestris; 4. von Miß Cawse; S. und 6. von Mr. Braham und Mr. Bland; 7. von Mr. Fawcett.--W. war dazu am 16. Februar von Dresden über Paris nach London gereist. Schon lange vor seiner dortigen Ankunft wurde diese, als bevorstehend, durch die Presse verkündet. In Dover sah er sich von Sei¬ ten des Directors des Paßbureaus mit größter Auszeichnung bewillkommnet und aller sonst persönlich zu beobachtenden Formalitäten überhoben. Am S. März in London angekommen, wurde ihm schon Tags darauf ein glän¬ zender Empfang von Seiten des Publicums zu Theil. Bühne und Sänger, für die er seinen Oberon schrieb, kennen zu lernen, besuchte er am Abend das Theater. Am 7. meldet er darüber der Gattin: „— Um 7 Uhr fuhren wir nach Coventgarden, wo Robroy, eine Art Oper nach Walter Scott, gegeben wurde. Ein prachtvoll decorirtes, nicht übermäßig großes Haus. Wie ich so an den Logenrand trete, um es ordentlich zu besehen, ruft auf einmal eine Stimme: „„Weber! Weber ist hier!""'und obgleich ich mich schnell zurückzog, brach doch ein solches Jubeln, Applaudiren, Vivatrusen aus, das gar kein Ende nehmen wollte, so, daß ich mich mehrere Male zeigen und unterschiedliche Buckerle machen mußte. Nun wollten sie durchaus die Ouver¬ türe zum Freischütz haben :c. und jedesmal, wenn ich mich sehen ließ, ging der Sturm los. Zum Glück begann die Ouvertüre des Robroy, und es wurde nach und nach wieder Ruhe :c."--„Nun kann ich Dir auch freu¬ dig versichern, daß Du wegen Sänger und Orchester ruhig sein kannst. Miß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/506>, abgerufen am 04.05.2024.