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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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lands, den preußischen Staat der Hohenzollern erwachse das neue Reich zum
bleibenden Segen unseres deutschen Volkes.

Möge es dem Gründer des Reiches vergönnt sein, die reiche Entfaltung
der gepflanzten Keime noch zu schauen! Möge es dem Reiche vergönnt sein,
noch eine lange Zeit unter der schirmenden Pflege seines ersten Gründers
zu leben!

Gott erhalte, Gott schütze, Gott segne unseren Kaiser!


Wilhelm Maurenbrecher.


Deutsche Ausgaben in Mes-Lothringen.
(Fortsetzung.)

So einstimmig günstig das Urtheil von deutschen wie von französischen
Augenzeugen über die Landwirthschaft des Elsaß ist, ebenso einstimmig ungün¬
stig lautet es auch über diejenige Lothringens, also auch des deutschen
Theiles davon. Thatsächliche Anerkennung findet von französischer Seite nur
die dortige Pferdezucht, indem die Regierung dort einen großen Theil
ihres Bedarfs an Militärpferden einkauft. Folgende amtliche Tabelle von
dem Werthe der Pferde giebt dafür auch wenigstens bei den zum Reiten be¬
stimmten einen statistischen Beleg, wogegen der hohe Preis derselben Thier¬
gattung im Dey. des Ober-Rheins durch anderweitige Nachrichten nicht erklärt
wird und ebenso die niedrige Werthangabe der Zugpferde im Nieder-Rhein
und Murte.





Als Gründe für das Zurückstehen der Landwirthschaft in Lothringen
werden von den Berichterstattern das rauhe Klima der Hochebene, aus welcher
das Land größtenteils besteht, und die große Zerstückelung des Bodens an¬
gegeben. Die letztere kann jedoch als solcher nicht gelten, denn sie findet in
gleichem Maaße auch im Elsaß und ebenso in Rheinpreußen, Baden und
Rheinpfalz statt, mit welchen Provinzen u. a. die "Annalen der Landwirth¬
schaft" Lothringen zum Nachtheil des Letzteren in Vergleich stellen. Wohl aber
wird der dritte Grund des Zurückbleibens zutreffen, nämlich der niedrigere
Bildungsstand der Bauern. Schon hier ist darauf aufmerksam zu machen,
daß in ganz Lothringen, also auch im deutschen Theile, besonders auf dem
Lande, keine Protestanten wohnen, daß also der Protestantismus dort seinen
belebenden Einfluß auch auf die Gewerbethätigkeit des Volkes nicht ausüben
kann. Zu diesem Zwecke ist nämlich gar nicht einmal nöthig, daß der Pro-


Grmzbotm I. 187>. ^

lands, den preußischen Staat der Hohenzollern erwachse das neue Reich zum
bleibenden Segen unseres deutschen Volkes.

Möge es dem Gründer des Reiches vergönnt sein, die reiche Entfaltung
der gepflanzten Keime noch zu schauen! Möge es dem Reiche vergönnt sein,
noch eine lange Zeit unter der schirmenden Pflege seines ersten Gründers
zu leben!

Gott erhalte, Gott schütze, Gott segne unseren Kaiser!


Wilhelm Maurenbrecher.


Deutsche Ausgaben in Mes-Lothringen.
(Fortsetzung.)

So einstimmig günstig das Urtheil von deutschen wie von französischen
Augenzeugen über die Landwirthschaft des Elsaß ist, ebenso einstimmig ungün¬
stig lautet es auch über diejenige Lothringens, also auch des deutschen
Theiles davon. Thatsächliche Anerkennung findet von französischer Seite nur
die dortige Pferdezucht, indem die Regierung dort einen großen Theil
ihres Bedarfs an Militärpferden einkauft. Folgende amtliche Tabelle von
dem Werthe der Pferde giebt dafür auch wenigstens bei den zum Reiten be¬
stimmten einen statistischen Beleg, wogegen der hohe Preis derselben Thier¬
gattung im Dey. des Ober-Rheins durch anderweitige Nachrichten nicht erklärt
wird und ebenso die niedrige Werthangabe der Zugpferde im Nieder-Rhein
und Murte.





Als Gründe für das Zurückstehen der Landwirthschaft in Lothringen
werden von den Berichterstattern das rauhe Klima der Hochebene, aus welcher
das Land größtenteils besteht, und die große Zerstückelung des Bodens an¬
gegeben. Die letztere kann jedoch als solcher nicht gelten, denn sie findet in
gleichem Maaße auch im Elsaß und ebenso in Rheinpreußen, Baden und
Rheinpfalz statt, mit welchen Provinzen u. a. die „Annalen der Landwirth¬
schaft" Lothringen zum Nachtheil des Letzteren in Vergleich stellen. Wohl aber
wird der dritte Grund des Zurückbleibens zutreffen, nämlich der niedrigere
Bildungsstand der Bauern. Schon hier ist darauf aufmerksam zu machen,
daß in ganz Lothringen, also auch im deutschen Theile, besonders auf dem
Lande, keine Protestanten wohnen, daß also der Protestantismus dort seinen
belebenden Einfluß auch auf die Gewerbethätigkeit des Volkes nicht ausüben
kann. Zu diesem Zwecke ist nämlich gar nicht einmal nöthig, daß der Pro-


Grmzbotm I. 187>. ^
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/105>, abgerufen am 30.04.2024.