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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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Deutsche Aufgaben in Ltsch-Lothringen.
(Fortsetzung.)

Ehe wir uns mit der Handelspolitik beschäftigen, haben wir noch die
Verkehrsmittel zu besprechen. Auch hierin ist in der neuen Provinz
wenig nachzuholen; die kaiserliche Regierung hat seit anderthalb Jahrzehnten,
wie in ganz Frankreich, so auch in seinen Ostprovinzen, mit einem solchen
Kraftaufwand für Herstellung von Straßen aller Art gesorgt, daß deren Zu¬
stand hier wahrhaft musterhaft zu nennen ist, und daß namentlich Preußen
wenige Bezirke aufzuweisen hat, wo, wie hier, fast alle Wege chausfirt sind.
Ueber die Eisenbahnen giebt folgende Tabelle nach der amtlichen "statistiizuiz
ach edemins as ke-r°° Auskunft:





Wenn hiernach Frankreich in der Dichtigkeit seines Eisenbahnnetzes Preu¬
ßen überholt hat, so sind von den vier Departements, welche hier in Betracht
kommen, drei im Vortheil gegen den Durchschnitt des Reiches wenigstens im
Verhältniß zur Fläche, das Moseldepartement sogar im Verhältniß zur Ein¬
wohnerzahl. Und dieser ungewöhnliche Eisenbahnreichthum des letzteren,
welcher sogar denjenigen von Sachsen bedeutend übersteigt, trifft vorzugsweise
auf die 3 zu Elsaß-Lothringen gezogenen Arrondissements. Uebrigens wird sich
das Verhältniß für Preußen und Sachsen jetzt viel günstiger stellen, da beide
Staaten seit 1866 und 1863 auch ihrerseits viel Bahnstrecken neu gebaut
haben und zu den französischen Bahnen auch etwa 7000 Kilometer im Bau
befindliche mitgerechnet sind, bei den deutschen Ländern aber nur fertige. Zu
den noch heute nicht vollendeten Bahnen gehören auch in Elsaß-Lothringen
diejenigen von Saargemünd über Bieses und Reichshofen nach Hagenau und
von Metz nach Verdun. In Frankreich giebt es nur Privatbahnen, welche
einer nicht bedeutenden Anzahl Gesellschaften gehören. In Elsaß-Lothringen
sind die sämmtlichen Strecken, mit Ausnahme von 19,8 Kilometer bei Bel-


Deutsche Aufgaben in Ltsch-Lothringen.
(Fortsetzung.)

Ehe wir uns mit der Handelspolitik beschäftigen, haben wir noch die
Verkehrsmittel zu besprechen. Auch hierin ist in der neuen Provinz
wenig nachzuholen; die kaiserliche Regierung hat seit anderthalb Jahrzehnten,
wie in ganz Frankreich, so auch in seinen Ostprovinzen, mit einem solchen
Kraftaufwand für Herstellung von Straßen aller Art gesorgt, daß deren Zu¬
stand hier wahrhaft musterhaft zu nennen ist, und daß namentlich Preußen
wenige Bezirke aufzuweisen hat, wo, wie hier, fast alle Wege chausfirt sind.
Ueber die Eisenbahnen giebt folgende Tabelle nach der amtlichen „statistiizuiz
ach edemins as ke-r°° Auskunft:





Wenn hiernach Frankreich in der Dichtigkeit seines Eisenbahnnetzes Preu¬
ßen überholt hat, so sind von den vier Departements, welche hier in Betracht
kommen, drei im Vortheil gegen den Durchschnitt des Reiches wenigstens im
Verhältniß zur Fläche, das Moseldepartement sogar im Verhältniß zur Ein¬
wohnerzahl. Und dieser ungewöhnliche Eisenbahnreichthum des letzteren,
welcher sogar denjenigen von Sachsen bedeutend übersteigt, trifft vorzugsweise
auf die 3 zu Elsaß-Lothringen gezogenen Arrondissements. Uebrigens wird sich
das Verhältniß für Preußen und Sachsen jetzt viel günstiger stellen, da beide
Staaten seit 1866 und 1863 auch ihrerseits viel Bahnstrecken neu gebaut
haben und zu den französischen Bahnen auch etwa 7000 Kilometer im Bau
befindliche mitgerechnet sind, bei den deutschen Ländern aber nur fertige. Zu
den noch heute nicht vollendeten Bahnen gehören auch in Elsaß-Lothringen
diejenigen von Saargemünd über Bieses und Reichshofen nach Hagenau und
von Metz nach Verdun. In Frankreich giebt es nur Privatbahnen, welche
einer nicht bedeutenden Anzahl Gesellschaften gehören. In Elsaß-Lothringen
sind die sämmtlichen Strecken, mit Ausnahme von 19,8 Kilometer bei Bel-


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[0141] Deutsche Aufgaben in Ltsch-Lothringen. (Fortsetzung.) Ehe wir uns mit der Handelspolitik beschäftigen, haben wir noch die Verkehrsmittel zu besprechen. Auch hierin ist in der neuen Provinz wenig nachzuholen; die kaiserliche Regierung hat seit anderthalb Jahrzehnten, wie in ganz Frankreich, so auch in seinen Ostprovinzen, mit einem solchen Kraftaufwand für Herstellung von Straßen aller Art gesorgt, daß deren Zu¬ stand hier wahrhaft musterhaft zu nennen ist, und daß namentlich Preußen wenige Bezirke aufzuweisen hat, wo, wie hier, fast alle Wege chausfirt sind. Ueber die Eisenbahnen giebt folgende Tabelle nach der amtlichen „statistiizuiz ach edemins as ke-r°° Auskunft: Ende 18L8 besaßOberfläche ^Kilometer Dey. der Murte . . „ der Mosel . . „ des Nieder-Rheins „ des Ober-Rheins Frankreich.... Preußen .... Königr. Sachsen 18636.090,04 5,368,89 4.S53.45 4,107,71 534,304,06 351,934,65 14,936,07Ein¬ wohner. - 428,387 452,167 588,970 530.285 37,808,283 24,000,000 2,337,000Eisenbah¬ nen. Kilometer. 250,89 399,42 249,36 257,50 23,885,64 9,274 905Länge derselben aus 100 süKilometer Kilon. 4,12 7,44 5,47 6,27 4,47 2,64 6,07auf 10,00 Einwohne Kilon. 5,85 8,83 4,23 4,56 6,32 3.86 3.86 Wenn hiernach Frankreich in der Dichtigkeit seines Eisenbahnnetzes Preu¬ ßen überholt hat, so sind von den vier Departements, welche hier in Betracht kommen, drei im Vortheil gegen den Durchschnitt des Reiches wenigstens im Verhältniß zur Fläche, das Moseldepartement sogar im Verhältniß zur Ein¬ wohnerzahl. Und dieser ungewöhnliche Eisenbahnreichthum des letzteren, welcher sogar denjenigen von Sachsen bedeutend übersteigt, trifft vorzugsweise auf die 3 zu Elsaß-Lothringen gezogenen Arrondissements. Uebrigens wird sich das Verhältniß für Preußen und Sachsen jetzt viel günstiger stellen, da beide Staaten seit 1866 und 1863 auch ihrerseits viel Bahnstrecken neu gebaut haben und zu den französischen Bahnen auch etwa 7000 Kilometer im Bau befindliche mitgerechnet sind, bei den deutschen Ländern aber nur fertige. Zu den noch heute nicht vollendeten Bahnen gehören auch in Elsaß-Lothringen diejenigen von Saargemünd über Bieses und Reichshofen nach Hagenau und von Metz nach Verdun. In Frankreich giebt es nur Privatbahnen, welche einer nicht bedeutenden Anzahl Gesellschaften gehören. In Elsaß-Lothringen sind die sämmtlichen Strecken, mit Ausnahme von 19,8 Kilometer bei Bel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/141>, abgerufen am 30.04.2024.