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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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Silber hinzulegen und aufzubewahren, bis der Goldpreis weiter gestiegen
wäre, so würde sie allerdings Geld verlieren. Wenn sie aber sofort für das
empfangene Silber zum Tagescurse Gold kauft, so ist diese Gefahr damit
abgewandt, und sie wird möglicherweise, bis die Zeit kommt, wo ihre aus¬
gegebenen Noten eingelöst werden sollen, durch drei-, viermaliger oder noch
öfteren Umsatz des Goldes mehrere Procente gewonnen haben.

Ich könnte noch verschiedene seiner Bedenken hinsichtlich meiner Ueber¬
setzung der Nordamerikanischen Denkschrift über internationale Münzeinigung
(Heft V--VII der Grenzboten) zu widerlegen suchen. Aber sie sind von ge¬
ringerer Bedeutung. Ich schließe daher und wünsche aufrichtig, Herr Dr.
Weibezahn möge sich von der Nichtigkeit meiner nachstehenden Behauptungen
überzeugen. 1. Daß die Wahl des künftigen deutschen Münzshstemes in keiner
Weise durch die Art der Uebergangsmaßregeln beeinflußt werden dürfe, da beide
ganz verschiedene Dinge sind; 2. daß die Rechnungseinheit des Goldthalers
von 1 Gramm fein absolut keine Schwierigkeiten einer Münzeinigung mit
anderen Völkern darbiete, sobald dieselben sich unter irgend einer Form dem
metrischen System anschließen, -- sei es mit Einheiten von 1 oder 1^2 Gramm
fein oder nach dem Vorschlage der Nordamerikanischen Regierung vermittelst
des Decigrammes als normal-Gewichtsmaßes für das Edelmetall; 3. endlich
daß überhaupt das metrische Münzsystem die einzige Aussicht auf eine univer¬
selle Münzeinigung der Völker darbiete.




"Ireuszen und die Vereinigten Staaten.

Friedrich Kapp, Friedrich der Große und die Vereinigten Staaten von
Amerika. Leipzig, Quandt und Händel, 1871.


II.
(Schluß.)

Betrachtet man die Geschichte des amerikanisch-preuß. Vertrags vom
10. Sept. 1785 etwas näher, so läßt sich leicht erkennen, warum er damals
ohne unmittelbare Früchte geblieben ist. Sowohl Preußen, als die Vereinig¬
ten Staaten waren damals, vor 90 Jahren, noch in den Anfängen ihrer
jetzigen Größe, obgleich man auch schon in diesen Anfängen ,,sx ungue
IvouLin" zu erkennen vermochte. Durch den Pariser Frieden vom 3. Septbr.
1783 war zwar die äußere Unabhängigkeit der bisherigen englischen Kolo¬
nien anerkannt, aber sie hatten noch nicht ihre politische Einheit vollständig


Silber hinzulegen und aufzubewahren, bis der Goldpreis weiter gestiegen
wäre, so würde sie allerdings Geld verlieren. Wenn sie aber sofort für das
empfangene Silber zum Tagescurse Gold kauft, so ist diese Gefahr damit
abgewandt, und sie wird möglicherweise, bis die Zeit kommt, wo ihre aus¬
gegebenen Noten eingelöst werden sollen, durch drei-, viermaliger oder noch
öfteren Umsatz des Goldes mehrere Procente gewonnen haben.

Ich könnte noch verschiedene seiner Bedenken hinsichtlich meiner Ueber¬
setzung der Nordamerikanischen Denkschrift über internationale Münzeinigung
(Heft V—VII der Grenzboten) zu widerlegen suchen. Aber sie sind von ge¬
ringerer Bedeutung. Ich schließe daher und wünsche aufrichtig, Herr Dr.
Weibezahn möge sich von der Nichtigkeit meiner nachstehenden Behauptungen
überzeugen. 1. Daß die Wahl des künftigen deutschen Münzshstemes in keiner
Weise durch die Art der Uebergangsmaßregeln beeinflußt werden dürfe, da beide
ganz verschiedene Dinge sind; 2. daß die Rechnungseinheit des Goldthalers
von 1 Gramm fein absolut keine Schwierigkeiten einer Münzeinigung mit
anderen Völkern darbiete, sobald dieselben sich unter irgend einer Form dem
metrischen System anschließen, — sei es mit Einheiten von 1 oder 1^2 Gramm
fein oder nach dem Vorschlage der Nordamerikanischen Regierung vermittelst
des Decigrammes als normal-Gewichtsmaßes für das Edelmetall; 3. endlich
daß überhaupt das metrische Münzsystem die einzige Aussicht auf eine univer¬
selle Münzeinigung der Völker darbiete.




"Ireuszen und die Vereinigten Staaten.

Friedrich Kapp, Friedrich der Große und die Vereinigten Staaten von
Amerika. Leipzig, Quandt und Händel, 1871.


II.
(Schluß.)

Betrachtet man die Geschichte des amerikanisch-preuß. Vertrags vom
10. Sept. 1785 etwas näher, so läßt sich leicht erkennen, warum er damals
ohne unmittelbare Früchte geblieben ist. Sowohl Preußen, als die Vereinig¬
ten Staaten waren damals, vor 90 Jahren, noch in den Anfängen ihrer
jetzigen Größe, obgleich man auch schon in diesen Anfängen ,,sx ungue
IvouLin" zu erkennen vermochte. Durch den Pariser Frieden vom 3. Septbr.
1783 war zwar die äußere Unabhängigkeit der bisherigen englischen Kolo¬
nien anerkannt, aber sie hatten noch nicht ihre politische Einheit vollständig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/384>, abgerufen am 30.04.2024.