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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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kaiserlichen Verfasser. Und zwar nicht etwa, weil es ein Kaiser, und weil er
ohne Zweifel der gescheiteste, gebildete und genialste aller Fürsten der heuti¬
gen Erdenwelt ist, noch weniger weil er eben so gewiß der mächtigste und
einflußreichste aller Regenten der Gegenwart ist, sondern weil er sich als
gründlichen, geistreichen und stylgewandten Gelehrten manifestirt hat, dem
ich in dieser Eigenschaft eben so viel Sympathie wie Bewunderung zolle.
Denn ich zweifle nicht daran, daß Mommsen's römische Geschichte, diese klein¬
lich verbissene, einen einseitigen Parteistandpunkt vertretende Darstellung, die
seit einigen Jahren, wenigstens in Deutschland, alle Gemüther gefangen ge¬
nommen hat, sogleich in den Hintergrund gedrängt werden wird durch die
Arbeit eines Mannes, der, während er die Geschicke der Welt regiert, den zu¬
gleich großartigsten und unparteiischsten Standpunkt einnimmt für die Wür¬
digung eines antiken Staatswesens, das in der Weltgeschichte nicht seines
Gleichen gehabt hat. Man wird künftig nicht mehr Niebuhr's oder Momm¬
sen's, sondern Napoleon's römische Geschichte citiren, wenn es darauf an¬
kömmt die innern Triebfedern einer der wundersamsten staatlichen Entwicke¬
lungen zu erkennen, und zwar mit der exactesten und auf umfassendster Ge¬
lehrsamkeit beruhenden Nachweisung der Quellen zu erkennen.

Einer so großartigen Leistung gegenüber nachlässig oder flüchtig zu ver¬
fahren, das, ich gestehe es, ging über mein wissenschaftliches Gewissen. Ver¬
suchen Sie, wenn Sie Gelegenheit haben, dem Kaiser das klar zu machen;
mit einziger Ausnahme vielleicht des Königs von Sachsen, ist er der Einzige
dem ich zutraue solche ideale Gesichtspunkte zu würdigen.


liöttre Ac N. Ine'oäore Nommssn 5. I'Lmvoreur.

Berlin, 14 Mu 1866.


Lire,

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et <zue 1>z crois äigne, an moins sous un verkam point as vue, yue Votre
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oräing-ire pu'LIIe g, bien voulu w'^eeorcler, it g. "zmelques annees, reggr-
äsmt les ingnnserits ac la. lZidliotdeque iwverigle. 6rg.ce g. cette messure
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Zeneral out un caractere interng.tioug.1z et si Wut le xroZres an Zenre


kaiserlichen Verfasser. Und zwar nicht etwa, weil es ein Kaiser, und weil er
ohne Zweifel der gescheiteste, gebildete und genialste aller Fürsten der heuti¬
gen Erdenwelt ist, noch weniger weil er eben so gewiß der mächtigste und
einflußreichste aller Regenten der Gegenwart ist, sondern weil er sich als
gründlichen, geistreichen und stylgewandten Gelehrten manifestirt hat, dem
ich in dieser Eigenschaft eben so viel Sympathie wie Bewunderung zolle.
Denn ich zweifle nicht daran, daß Mommsen's römische Geschichte, diese klein¬
lich verbissene, einen einseitigen Parteistandpunkt vertretende Darstellung, die
seit einigen Jahren, wenigstens in Deutschland, alle Gemüther gefangen ge¬
nommen hat, sogleich in den Hintergrund gedrängt werden wird durch die
Arbeit eines Mannes, der, während er die Geschicke der Welt regiert, den zu¬
gleich großartigsten und unparteiischsten Standpunkt einnimmt für die Wür¬
digung eines antiken Staatswesens, das in der Weltgeschichte nicht seines
Gleichen gehabt hat. Man wird künftig nicht mehr Niebuhr's oder Momm¬
sen's, sondern Napoleon's römische Geschichte citiren, wenn es darauf an¬
kömmt die innern Triebfedern einer der wundersamsten staatlichen Entwicke¬
lungen zu erkennen, und zwar mit der exactesten und auf umfassendster Ge¬
lehrsamkeit beruhenden Nachweisung der Quellen zu erkennen.

Einer so großartigen Leistung gegenüber nachlässig oder flüchtig zu ver¬
fahren, das, ich gestehe es, ging über mein wissenschaftliches Gewissen. Ver¬
suchen Sie, wenn Sie Gelegenheit haben, dem Kaiser das klar zu machen;
mit einziger Ausnahme vielleicht des Königs von Sachsen, ist er der Einzige
dem ich zutraue solche ideale Gesichtspunkte zu würdigen.


liöttre Ac N. Ine'oäore Nommssn 5. I'Lmvoreur.

Berlin, 14 Mu 1866.


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[0043] kaiserlichen Verfasser. Und zwar nicht etwa, weil es ein Kaiser, und weil er ohne Zweifel der gescheiteste, gebildete und genialste aller Fürsten der heuti¬ gen Erdenwelt ist, noch weniger weil er eben so gewiß der mächtigste und einflußreichste aller Regenten der Gegenwart ist, sondern weil er sich als gründlichen, geistreichen und stylgewandten Gelehrten manifestirt hat, dem ich in dieser Eigenschaft eben so viel Sympathie wie Bewunderung zolle. Denn ich zweifle nicht daran, daß Mommsen's römische Geschichte, diese klein¬ lich verbissene, einen einseitigen Parteistandpunkt vertretende Darstellung, die seit einigen Jahren, wenigstens in Deutschland, alle Gemüther gefangen ge¬ nommen hat, sogleich in den Hintergrund gedrängt werden wird durch die Arbeit eines Mannes, der, während er die Geschicke der Welt regiert, den zu¬ gleich großartigsten und unparteiischsten Standpunkt einnimmt für die Wür¬ digung eines antiken Staatswesens, das in der Weltgeschichte nicht seines Gleichen gehabt hat. Man wird künftig nicht mehr Niebuhr's oder Momm¬ sen's, sondern Napoleon's römische Geschichte citiren, wenn es darauf an¬ kömmt die innern Triebfedern einer der wundersamsten staatlichen Entwicke¬ lungen zu erkennen, und zwar mit der exactesten und auf umfassendster Ge¬ lehrsamkeit beruhenden Nachweisung der Quellen zu erkennen. Einer so großartigen Leistung gegenüber nachlässig oder flüchtig zu ver¬ fahren, das, ich gestehe es, ging über mein wissenschaftliches Gewissen. Ver¬ suchen Sie, wenn Sie Gelegenheit haben, dem Kaiser das klar zu machen; mit einziger Ausnahme vielleicht des Königs von Sachsen, ist er der Einzige dem ich zutraue solche ideale Gesichtspunkte zu würdigen. liöttre Ac N. Ine'oäore Nommssn 5. I'Lmvoreur. Berlin, 14 Mu 1866. Lire, soumettre ^ Votre Nichte' un ouvrags yue ^'s viens as xuoüer et <zue 1>z crois äigne, an moins sous un verkam point as vue, yue Votre N^est6 les z^eux, nlle se iNvvellerg. sgns äoute ig. tgveur extra- oräing-ire pu'LIIe g, bien voulu w'^eeorcler, it g. «zmelques annees, reggr- äsmt les ingnnserits ac la. lZidliotdeque iwverigle. 6rg.ce g. cette messure exeevtionnelle, ^j'al pu etuäier g. mon loisir Is beau ovinus (tu AiAeÄAm of^s oonservö g. ig. Alte LibliotKetzue, le^uel sse sg.us äoute le secoua en imvortguee xg.rmi les ^ugtre on ein^ cents manuscrits ach ^K>!c?6^6s, <jul existent setuelleinent, et ne eeäe le xgs o^u'gu c^ledre mgnuserit ac ?1o- renee. Non eäition ach I'Kttckso^s, aoud voioi le commencement, est ane en donne pgrtie g. cette ^'«.ce, et Votre Ug^est6, qui l'g. geeoräee, ne ä6- äg-iZnerg. xg.s ä'en aZr^er le rösulwt. Li les sciences et les Isttres en Zeneral out un caractere interng.tioug.1z et si Wut le xroZres an Zenre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/43>, abgerufen am 30.04.2024.