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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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Unter den zahlreichen Sammlungen der Kriegsdepeschen aus dem jüngsten
deutsch-französischen Kriege verdient die bei Alphons Dürr in Leipzig er¬
schienene Ausgabe: "Die amtlichen Kriegsberichte der Jahre 1870
bis 1871", entschieden größte Verbreitung und freudigste Anerkennung.
Vor Allem unterscheidet sie sich sehr vortheilhaft von der weitverbreiteten Ge¬
schmacklosigkeit, die amtlichen Botschaften aus dem größten der Kriege in
mikroskopischen Lettern und in dem unvermeidlichen Gewände eines Photo¬
graphie-Albums dem Leser vorzuführen. Die Dürr'sche Sammlung ist ein
Buch; die Lettern, welche die großen Thaten der beiden Jahre vorführen,
sind edle große deutsche Lettern, in ihren Formen an die ehrwürdigen Ty¬
pen unserer Chroniken erinnernd; das Papier dagegen entspricht den höchsten
Anforderungen der modernen Zeit; jede der 130 Großquartseiten des Werkes
ist von wechselnden Zierrahmen eingefaßt, die A. Gottschald in Chemnitz
sinnreich gezeichnet hat. Außerdem schmücken treffliche Holzschnitte als Titel¬
blatt, zum Eingang und Schluß das Werk. A. Wislicenus in Düsseldorf
zeichnete als Titelblatt die "Siegerin Germania nach vollbrachter That",
Moritz v. Schwind zum Eingang die helläugige Germania, die mit der Kö¬
nigskrone auf dem Haupte den Schlachtenschild von der heiligen Eiche nimmt,
D. Raue endlich zum Schlüsse die friedenkündende Germania, das Schwert
mit dem Oelzweig umwunden. Es ist wirklich eine "Prachtausgabe" der wich¬
tigsten Nachrichten dieser großen Tage, die der Herausgeber passend einleitet
mit dem Aufrufe des Königs Wilhelm "An mein Volk!" vom 31. Juli 1870
und abschließt mit den Abschiedsworten des deutschen Kaisers an die Solda¬
ten der deutschen Armee, welche der Oberfeldherr den ruhmreichen Waffen¬
gefährten nachrief, als er am Is. März 1871 in Nanzig den fränkischen Bo¬
den verließ. Auch die Aufnahme der denkwürdigen Briefe des Kaisers an
seine Gemahlin über die Schlacht von Gravelotte und von Sedan ist sehr zu
loben. Der Text der Kriegsberichte ist sorgfältig mit den Originaldepeschen
verglichen. Bei dem von der Verlagsanstalt gestellten Preise kann sich Jeder¬
mann den Genuß bereiten, die große Zeit an der Hand gerade dieser schönen
Sammlung noch einmal zu durchleben und dabei mag ihn doppelt freudig
das Bewußtsein erheben, daß er durch den eigenen Genuß der deutschen
Jnvalidenstiftung einen Beitrag zuführt; denn für diese ist der Rein¬
ertrag des Werkes bestimmt.




Verantwortlicher Redacteur: or. Haus BlttM.
Verlag von F. L. Hcrvig. -- Druck von Hüthcl K Legler in Leipzig.
Mine Besprechungen.

Unter den zahlreichen Sammlungen der Kriegsdepeschen aus dem jüngsten
deutsch-französischen Kriege verdient die bei Alphons Dürr in Leipzig er¬
schienene Ausgabe: „Die amtlichen Kriegsberichte der Jahre 1870
bis 1871", entschieden größte Verbreitung und freudigste Anerkennung.
Vor Allem unterscheidet sie sich sehr vortheilhaft von der weitverbreiteten Ge¬
schmacklosigkeit, die amtlichen Botschaften aus dem größten der Kriege in
mikroskopischen Lettern und in dem unvermeidlichen Gewände eines Photo¬
graphie-Albums dem Leser vorzuführen. Die Dürr'sche Sammlung ist ein
Buch; die Lettern, welche die großen Thaten der beiden Jahre vorführen,
sind edle große deutsche Lettern, in ihren Formen an die ehrwürdigen Ty¬
pen unserer Chroniken erinnernd; das Papier dagegen entspricht den höchsten
Anforderungen der modernen Zeit; jede der 130 Großquartseiten des Werkes
ist von wechselnden Zierrahmen eingefaßt, die A. Gottschald in Chemnitz
sinnreich gezeichnet hat. Außerdem schmücken treffliche Holzschnitte als Titel¬
blatt, zum Eingang und Schluß das Werk. A. Wislicenus in Düsseldorf
zeichnete als Titelblatt die „Siegerin Germania nach vollbrachter That",
Moritz v. Schwind zum Eingang die helläugige Germania, die mit der Kö¬
nigskrone auf dem Haupte den Schlachtenschild von der heiligen Eiche nimmt,
D. Raue endlich zum Schlüsse die friedenkündende Germania, das Schwert
mit dem Oelzweig umwunden. Es ist wirklich eine „Prachtausgabe" der wich¬
tigsten Nachrichten dieser großen Tage, die der Herausgeber passend einleitet
mit dem Aufrufe des Königs Wilhelm „An mein Volk!" vom 31. Juli 1870
und abschließt mit den Abschiedsworten des deutschen Kaisers an die Solda¬
ten der deutschen Armee, welche der Oberfeldherr den ruhmreichen Waffen¬
gefährten nachrief, als er am Is. März 1871 in Nanzig den fränkischen Bo¬
den verließ. Auch die Aufnahme der denkwürdigen Briefe des Kaisers an
seine Gemahlin über die Schlacht von Gravelotte und von Sedan ist sehr zu
loben. Der Text der Kriegsberichte ist sorgfältig mit den Originaldepeschen
verglichen. Bei dem von der Verlagsanstalt gestellten Preise kann sich Jeder¬
mann den Genuß bereiten, die große Zeit an der Hand gerade dieser schönen
Sammlung noch einmal zu durchleben und dabei mag ihn doppelt freudig
das Bewußtsein erheben, daß er durch den eigenen Genuß der deutschen
Jnvalidenstiftung einen Beitrag zuführt; denn für diese ist der Rein¬
ertrag des Werkes bestimmt.




Verantwortlicher Redacteur: or. Haus BlttM.
Verlag von F. L. Hcrvig. — Druck von Hüthcl K Legler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/128>, abgerufen am 08.05.2024.