Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band.Zufall empfangen würden, so bringt sie sich um alle Wirkung und um alle Es gibt noch andere Felder, wo der Staat die Kirche ersetzen müßte, Wir glauben nach alledem, daß die nothwendige Loslösung einiger bür¬ ez --r. Aafaets carvi'ü clella svAimtura. Kaum ein anderer Name dürfte auf die Kunstfreunde einen solchen Zauber Das Bedeutendste aber, was dieser große Künstler geleistet hat, concen- Sie waren ursprünglich die Prunkgemächer der Wohnung des Papstes Zufall empfangen würden, so bringt sie sich um alle Wirkung und um alle Es gibt noch andere Felder, wo der Staat die Kirche ersetzen müßte, Wir glauben nach alledem, daß die nothwendige Loslösung einiger bür¬ ez —r. Aafaets carvi'ü clella svAimtura. Kaum ein anderer Name dürfte auf die Kunstfreunde einen solchen Zauber Das Bedeutendste aber, was dieser große Künstler geleistet hat, concen- Sie waren ursprünglich die Prunkgemächer der Wohnung des Papstes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0246" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127100"/> <p xml:id="ID_844" prev="#ID_843"> Zufall empfangen würden, so bringt sie sich um alle Wirkung und um alle<lb/> moralische Autorität.</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> Es gibt noch andere Felder, wo der Staat die Kirche ersetzen müßte,<lb/> wenn er ihre Hülfe nicht mehr annehmen könnte. So bei der Armenpflege,<lb/> bei dem Kampf gegen sittliche Verwahrlosung in den Strafanstalten und<lb/> außerhalb derselben, bei der Verhinderung leichtsinniger Ehescheidungen u. s. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_846"> Wir glauben nach alledem, daß die nothwendige Loslösung einiger bür¬<lb/> gerlichen Functionen von der Kirche die dankbare Aufgabe des neuernannten<lb/> Cultusministers fein wird. Was die innere Gestaltung der Kirche selbst be¬<lb/> trifft, so wird die Unmöglichkeit, daß der Staat die Kirche sich selbst überlasse,<lb/> von Tag zu Tag einleuchtender werden. Und wir hoffen, daß die schöpferischen<lb/> Gedanken für diese größte und lohnendste aller Aufgaben mit der wieder er¬<lb/> wachenden Reaction des Idealismus in Deutschland gegen den Materialismus<lb/> der jüngsten Epoche, neben welchem die kirchliche Orthodoxie ein besonders auf¬<lb/> fälliges Phänomen war, das Tageslicht erblicken werden.</p><lb/> <note type="byline"> ez —r.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aafaets carvi'ü clella svAimtura.</head><lb/> <p xml:id="ID_847"> Kaum ein anderer Name dürfte auf die Kunstfreunde einen solchen Zauber<lb/> ausüben, wie der Rafaels von Urbino. Wir verknüpfen mit ihm nicht nur<lb/> den Begriff höchster Vollendung in der Kunst, sondern erkennen in ihm zu¬<lb/> gleich einen der wenigen stets vom Glücke begünstigten Menschen, dem die<lb/> Götter schon bei seiner Geburt die schönsten Gaben in die Wiege gelegt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_848"> Das Bedeutendste aber, was dieser große Künstler geleistet hat, concen-<lb/> trirt sich in jenen vier Zimmern des Vatikanischen Palastes zu Rom, welche<lb/> heute unter dem Namen „I<z stanze al Rakaello" weltbekannt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_849" next="#ID_850"> Sie waren ursprünglich die Prunkgemächer der Wohnung des Papstes<lb/> Nicolaus V., der diesen Flügel des Vaticanischen Palastes erbaut hat. Zur<lb/> Ausschmückung derselben berief er einige Künstler, welche heute fast vergessen<lb/> sind. Später arbeiteten auch Luca Signorelli, Pietro Perugino. der Lehrer<lb/> Rafaels und Soddoma darin. Sie kamen nur langsam vorwärts. Auf den<lb/> Vorschlag des Architekten Bramante berief Papst Julius II. im Jahre 1608<lb/> auch Rafael zu dieser Arbeit. Derselbe malte zuerst die Disputa. Nachdem<lb/> der Papst dieses Bild gesehen, übertrug er. überrascht durch diese großartige<lb/> Leistung und voll Freude darüber, dem damals erst fünf und zwanzigjährigen<lb/> Rafael die Ausschmückung aller vier Zimmer durch große al er«8co auszu¬<lb/> führende Wand- und Deckengemälde und befahl die von den andern Künstlern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0246]
Zufall empfangen würden, so bringt sie sich um alle Wirkung und um alle
moralische Autorität.
Es gibt noch andere Felder, wo der Staat die Kirche ersetzen müßte,
wenn er ihre Hülfe nicht mehr annehmen könnte. So bei der Armenpflege,
bei dem Kampf gegen sittliche Verwahrlosung in den Strafanstalten und
außerhalb derselben, bei der Verhinderung leichtsinniger Ehescheidungen u. s. w.
Wir glauben nach alledem, daß die nothwendige Loslösung einiger bür¬
gerlichen Functionen von der Kirche die dankbare Aufgabe des neuernannten
Cultusministers fein wird. Was die innere Gestaltung der Kirche selbst be¬
trifft, so wird die Unmöglichkeit, daß der Staat die Kirche sich selbst überlasse,
von Tag zu Tag einleuchtender werden. Und wir hoffen, daß die schöpferischen
Gedanken für diese größte und lohnendste aller Aufgaben mit der wieder er¬
wachenden Reaction des Idealismus in Deutschland gegen den Materialismus
der jüngsten Epoche, neben welchem die kirchliche Orthodoxie ein besonders auf¬
fälliges Phänomen war, das Tageslicht erblicken werden.
ez —r.
Aafaets carvi'ü clella svAimtura.
Kaum ein anderer Name dürfte auf die Kunstfreunde einen solchen Zauber
ausüben, wie der Rafaels von Urbino. Wir verknüpfen mit ihm nicht nur
den Begriff höchster Vollendung in der Kunst, sondern erkennen in ihm zu¬
gleich einen der wenigen stets vom Glücke begünstigten Menschen, dem die
Götter schon bei seiner Geburt die schönsten Gaben in die Wiege gelegt haben.
Das Bedeutendste aber, was dieser große Künstler geleistet hat, concen-
trirt sich in jenen vier Zimmern des Vatikanischen Palastes zu Rom, welche
heute unter dem Namen „I<z stanze al Rakaello" weltbekannt sind.
Sie waren ursprünglich die Prunkgemächer der Wohnung des Papstes
Nicolaus V., der diesen Flügel des Vaticanischen Palastes erbaut hat. Zur
Ausschmückung derselben berief er einige Künstler, welche heute fast vergessen
sind. Später arbeiteten auch Luca Signorelli, Pietro Perugino. der Lehrer
Rafaels und Soddoma darin. Sie kamen nur langsam vorwärts. Auf den
Vorschlag des Architekten Bramante berief Papst Julius II. im Jahre 1608
auch Rafael zu dieser Arbeit. Derselbe malte zuerst die Disputa. Nachdem
der Papst dieses Bild gesehen, übertrug er. überrascht durch diese großartige
Leistung und voll Freude darüber, dem damals erst fünf und zwanzigjährigen
Rafael die Ausschmückung aller vier Zimmer durch große al er«8co auszu¬
führende Wand- und Deckengemälde und befahl die von den andern Künstlern
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